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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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habe. Sonst nix.«
    »Die einzig angemessene Reaktion auf eine derartige Unverschämtheit«, sagte Caston, »ist flammende Empörung.«
    »Verdammt noch mal, Clay! Wir haben keine Wahl. Das ist kein Spiel. Der DCI persönlich hat gesagt, wir sollen uns da raushalten, oder es würden Köpfe rollen. Hast du gehört? Der DCI persönlich.«
    »Dieser unfähige Trottel kennt nicht einmal den Unterschied zwischen einem Polynom und einem Polypen!«, zischte Caston. »Das ist eine Fehlentscheidung.«
    »Ich weiß!«, fuhr Norris auf. »Ein verfluchtes politisches Machtspielchen. Der gesamte Nachrichtendienst weigert sich immer noch, die zentrale Stellung der CIA anzuerkennen. Und solange der Präsident und der Senat sich nicht hinter uns stellen, wird sich daran auch nichts ändern.«
    »Ich mag es gar nicht, wenn man mich mitten in einer Ermittlung stoppt«, beharrte Caston. »Was ich einmal angefangen habe ...«
    Norris warf ihm einen entnervten Blick zu. »Was du davon hältst und was ich davon halte, ist völlig unwichtig. Das Problem ist die gesamte Arbeitsweise des Nachrichtendienstes. Aber der Vizedirektor hat nachgegeben, der DCI hat seine Entscheidung getroffen, und wir müssen nur noch brav gehorchen.«
    Caston schwieg einen langen Augenblick lang. »Findest du das nicht auch sehr merkwürdig?«
    »Na ja, schon.« Norris begann, unglücklich im Zimmer hin und her zu laufen.
    »Es ist sogar verdammt merkwürdig«, sagte Caston. »Schmeckt mir überhaupt nicht.«

    »Mir auch nicht. Aber das ist nun mal völlig egal. Du klappst die Bücher zu und ich auch. Dann verbrennen wir die Bücher und vergessen, dass wir sie je gesehen haben. So lautet der Marschbefehl.«
    »Verdammt merkwürdig«, wiederholte Caston.
    »Clay, gegen manche Gegner kann man einfach nicht gewinnen«, sagte Norris müde.
    »Aber man sollte es wenigstens versuchen«, widersprach der Revisor. Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit schnellen Schritten das Büro des ADDI. Wer zum Teufel stellte denn hier die Regeln auf?
    Caston grübelte immer noch, als er sich an seinen Schreibtisch setzte. Vielleicht war ja die einzig angemessene Reaktion auf diese Anomalie eine weitere Anomalie. Sein Blick wanderte von den Akten auf seinem Tisch zu denen auf Adrians unordentlichem Schreibtisch. Die Rädchen in seinem Verstand drehten sich weiter.
    Offenbar ist Tarquin in Paris. Dort wollen sie ihn abholen.
    Schließlich nahm er einen gelben Notizblock aus der Schublade und begann, eine Liste zu schreiben: Alka-Seltzer. Ibuprofen. Maaloxan. Imodium. Ohne Apotheke zu reisen, war unverantwortlich. Er hatte schon Schlimmes über Reisedurchfall gehört. Bei der Vorstellung, ein Flugzeug zu besteigen, wurde ihm ganz anders. Nicht wegen der Höhe oder der Angst vor einem Absturz. Auch nicht, weil er in einem engen Raum eingeschlossen sein würde. Nein, wegen der Aussicht darauf, den immer wieder recycelten Atem seiner Mitpassagiere einatmen zu müssen – von denen vielleicht einige an Tuberkulose oder einer anderen durch die Luft übertragbaren bakteriellen Infektion litten. Flugreisen waren extrem unhygienisch. Er musste bestimmt auf einem Sitz Platz nehmen, von dem eine Flugbegleiterin im Lauf des Tages schon Erbrochenes
gewischt hatte. Darmparasiten lauerten in jedem kleinen Spalt. An den Decken, die abends ausgeteilt wurden, hafteten wahrscheinlich lange, mit Spirochäten verseuchte Haare.
    In der untersten Schublade hatte er eine Rote Liste, und er konnte sich nur unter Aufbietung aller Selbstkontrolle davon abhalten, sie zu konsultieren.
    Er atmete geräuschvoll aus und legte den Stift weg. Sein Unbehagen wurde immer größer.
    Falls er lebend in Frankreich ankam, musste er sich mit dem widerwärtigen ausländischen Essen herumschlagen. In Frankreich warteten bestimmt ganz besonders widerliche Speisen auf ihn: Schnecken. Froschschenkel. Mit Schimmel durchsetzter Käse. Die Fettlebern gestopfter Gänse. Er sprach kein Französisch und würde sich nicht verständigen können. Das war sehr gefährlich. Wenn er im Restaurant Hühnchen bestellte, bekam er vielleicht das Fleisch einer ekelhaften Kreatur, die nur wie Hühnchen schmeckte. In seinem durch Tuberkulose geschwächten Zustand konnten solche Pannen verheerende Auswirkungen haben.
    Caston schüttelte sich. Er nahm eine sehr schwere Last auf sich. Und zwar nur, weil er davon überzeugt war, dass ungeheuer viel auf dem Spiel stand.
    Er nahm seinen Stift wieder in die Hand und machte sich weitere

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