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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Mann hinter seinem Schreibtisch: Hühnerbrust, Speckhüften, ein verkniffenes, schmales Gesicht mit dichten schwarzen Brauen und Haare, die ihm auf eine Weise in die Stirn fielen,
die vor Zeiten im College mal als cool gegolten hatte. Keith Lewalskis Vertretung. Er saß an einem Eckschreibtisch, denn separate Büros gab es nicht.
    Ambler wartete nicht, bis der Mann zu ihnen kam, sondern rief ihm gleich brüsk zu: »Sie da! Kommen Sie her, wir müssen reden.«
    Völlig perplex gehorchte der Mann.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, fragte Ambler.
    Nach einer kurzen Pause sagte der Mann: »Wer sind Sie, bitte?«
    »Wie lange, verdammt noch mal?«
    »Sechs Monate«, sagte der Mann vorsichtig.
    Ambler senkte die Stimme. »Habt ihr die Tarquin-Meldung bekommen?«
    Kaum erkennbares Nicken.
    »Dann wissen Sie ja, wer ich bin. Wer wir sind. Und Sie wissen auch, dass Sie ab jetzt keine Fragen mehr stellen sollten.«
    »Sie gehören zum Abholdienst?«, fragte der Mann beinahe flüsternd. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Furcht und Neid: Ein Bürokrat spricht mit einem Profikiller.
    »Es gibt keinen Abholdienst, und Sie haben mich nie gesehen«, sagte Ambler mit eisiger Stimme, bestätigte die Frage aber seinerseits mit einem leichten Nicken. »So machen wir das, verstanden? Wenn Sie damit ein Problem haben oder mit uns ein Problem haben, dann gehen Sie damit direkt zu Undersecretary Whitfield, verstanden? Aber wenn Sie sich eine lange Karriere wünschen, würde ich mir das an Ihrer Stelle zweimal überlegen. Wir riskieren unseren Arsch, damit ihr eure fetten Ärsche weiterhin auf diesen Stühlen wetzen dürft. Ich habe da draußen einen Mann verloren. Und falls unsere Untersuchung ergeben sollte, dass ihr eure Arbeit nicht ordentlich gemacht habt, dann werde ich stinksauer, das garantiere
ich Ihnen. Und alle, die über mir stehen, ebenfalls. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Der hühnerbrüstige Mann streckte die Hand aus. »Mein Name ist Sampson, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir sind schon beim Aufwischen«, sagte Ambler.
    »Heißt das ...?«
    »Die Zielperson wurde um Punkt neun Uhr eliminiert.«
    »Schnelle Arbeit.«
    »Schneller als befürchtet. Schmutziger als erhofft.«
    »Ich verstehe.«
    »Das bezweifle ich sehr, Sampson.« Amblers Stimme klang herrisch und autoritär. »Wir machen uns Sorgen um euer kleines Boot hier. Vielleicht hat es ja ein Leck.«
    »Was ? Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
    »Ich bin so ernst wie ein Blutgerinnsel. Es ist nur eine Möglichkeit - aber wir müssen sie ausschließen. Tarquin wusste zu viel. Wie gesagt, die Sache wurde schmutzig. Ich brauche einen sicheren Kommunikationskanal nach Washington. Und zwar absolut sicher. Keine kleinen Lauscher an der Wand.«
    »Wir sollten das wirklich erst mit Mr. Lewalski ...«
    »Sofort, verflucht noch mal!«
    »Benutzen Sie das >Verlies<, die sichere Datenkammer oben. Wird jeden Morgen nach Wanzen abgesucht. Bietet akustische, visuelle und elektronische Abschirmung, strikt nach den Richtlinien des Außenministeriums.«
    »Ich habe diese Richtlinien mit verfasst«, sagte Ambler in vernichtendem Ton. »Richtlinien sind eine Sache. Man muss sich aber auch an sie halten.«
    »Ich garantiere persönlich für die Sicherheit.«
    »Ich muss einen Bericht schicken, also auch ein bisschen recherchieren. Und zwar schnell und ohne bürokratische Hindernisse.«

    »Natürlich«, sagte Sampson.
    Ambler warf ihm einen kühlen Blick zu. »Also los.«
     
    Die meisten größeren Konsulatsgebäude verfügten über ein solches »Verlies«, in dem Nachrichten archiviert, bearbeitet und übertragen wurden. In den vergangenen Jahrzehnten war die Kommandozentrale der US-Streitkräfte für die amerikanische Macht besonders wichtig geworden. Das Außenministerium spielte inzwischen eine weniger wichtige Rolle, denn seit dem Ende des Kalten Krieges war militärische Stärke sehr viel wichtiger geworden als Diplomatie. Aber Leute wie Sampson und Konsorten lebten in einer anderen Welt: Sie füllten pflichtbewusst ihre Formulare aus, erstellten Lageberichte und glaubten, sie kämpften immer noch an vorderster Front, obwohl die Fronten sich längst verlagert hatten.
    Die sichere Datenkammer lag hinter zwei separaten Türen, und das Lüftungssystem war so eingerichtet, dass in der Kammer ein höherer Luftdruck herrschte als im Vorraum. So merkte man sofort, wenn eine der beiden Türen geöffnet wurde. Die Türen selbst bestanden aus dickem Panzerstahl mit einer

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