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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Boutiquen verlief. Er blieb am Gassenrand stehen und tat so, als stelle er seine Armbanduhr neu. Im Uhrglas spiegelte sich der Mann, der ihn verfolgte. Mit einer plötzlichen, schnellen Bewegung fuhr Ambler herum, packte den Fremden, zog ihn in das Gässchen und drückte ihn gegen eine mit Graffiti beschmierte Wand.
    Der Mann war kein besonders beeindruckendes Individuum: teigiges Gesicht, kurzatmig, schütteres schwarzes Haar, leichte Augenringe und ein kleiner Bierbauch. Seine Stirn glänzte vor Schweiß. Er war ungefähr ein Meter fünfundsechzig groß und wirkte vollkommen fehl am Platz. Seine Kleidung
 – ein billiger, beigefarbener Regenmantel, ein weißes Polyesterhemd, ein unauffälliger grauer Anzug – war durch und durch amerikanisch. Vielleicht nicht in Amerika hergestellt, aber definitiv dort gekauft. Ambler beobachtete die Hände des Mannes, falls er nach einer versteckten Waffe greifen wollte.
    »Sie sind Tarquin, stimmt’s?«, fragte der teigweiße Fremde kurzatmig.
    Ambler drückte ihn grob gegen die Wand – der Mann protestierte mit einem lauten »Aua!« – und tastete seine Kleidung ab. Seine Fingerspitzen suchten wohl nach einer Waffe: dem Stift, der ein bisschen zu dick und zu lang war, dem Geldbeutel, der ein bisschen zu ausgebeult war, um nur Kreditkarten und Scheine zu enthalten.
    Er fand nichts.
    Jetzt starrte Ambler den Mann forschend und intensiv an. Er würde auch das geringste verräterische Zucken in seiner Miene bemerken. »Wer will das wissen?«
    »Nehmen Sie Ihre Hände weg, Sie Stück Dreck«, zischte der Mann wütend. Ambler hörte nur eines aus seiner Stimme heraus: einen leichten Brooklyn-Akzent.
    »Ich habe gefragt, wer das wissen will.«
    Der Mann richtete sich kerzengerade auf und sah Ambler mit gekränkter Würde an.
    »Mein Name ist Clayton Caston.« Er bot Ambler nicht die Hand zum Gruß.

Kapitel zweiundzwanzig
    »Sagen Sie’s nicht«, fuhr ihn Ambler mit unverhohlener Verachtung misstrauisch an. »Sie sind ein Freund Sie wollen mir helfen.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn«, erwiderte der bleiche Mann gereizt. »Ich bin nicht Ihr Freund. Und ich bin nur hier, um mir selbst zu helfen.«
    »Mit wem arbeiten Sie zusammen?«, fragte Ambler. Der Mann war ein hoffnungsloser Fall: Er beherrschte nicht einmal die grundlegenden Manöver für Außeneinsätze. Eine derartige Unfähigkeit war definitiv nicht gespielt. Aber vielleicht war er als Teil eines Teams dazu bestimmt worden, Ambler aus der Reserve zu locken und ihm ein falsches Gefühl der Überlegenheit zu verschaffen, während die anderen sich anschickten, ihn zu erledigen.
    »Sie wollen wissen, wo ich mein Geld verdiene?«
    »Ich will wissen, mit wem Sie im Augenblick zusammenarbeiten. Wer ist noch hier? Und wo ist der Rest, verdammt noch mal? Spucken Sie’s aus, oder ich garantiere Ihnen, dass Sie nie wieder etwas von sich geben.«
    »Und ich hatte mich schon gefragt, warum Sie keine Freunde haben.«
    Ambler formte seine Handfläche zu einer starren Speerspitze und winkelte den Arm an. Er wollte dem Mann unmissverständlich zeigen, dass er ihn blitzartig durch einen Schlag auf den Hals töten konnte.
    »Wer noch hier ist?«, fuhr der Mann fort. »Ungefähr elf
Millionen Franzosen, wenn man das Einzugsgebiet dazu rechnet.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie allein arbeiten?«
    »Nun, im Moment schon«, sagte der Mann mit leichtem Zögern.
    Ambler merkte, dass seine Anspannung nachließ. Der Mann sagte auf jeden Fall die Wahrheit. Er arbeitete wirklich allein. Er hatte das nicht nur gesagt, um eine besorgte Zielperson zu beruhigen. Der Mann hatte damit eine ihm unangenehme Wahrheit gestanden.
    »Aber Sie sollten wissen, dass ich für die CIA arbeite«, warnte er mit Trotz in der Stimme. »Also kommen Sie bloß nicht auf dumme Gedanken. Wenn Sie mich verletzen, tun Sie sich keinen Gefallen. Die CIA hasst es, mit Arztrechnungen belästigt zu werden. Sie würden das nicht so einfach hinnehmen. Also nehmen Sie Ihre Hand runter. Das bringt doch nichts. Wäre schlecht für Sie, und wahrscheinlich schlecht für mich. Wir können beide nur verlieren.«
    »Jetzt reden Sie aber Blödsinn.«
    »Das wird häufig vermutet, stellt sich dann aber als falsch heraus«, sagte der Mann. »Hören Sie, bei der Pariser Oper gibt es ein McDonald’s. Vielleicht können wir uns dort unterhalten.«
    Ambler starrte ihn nur an.
    »Was ist?«
    »McDonald’s ?«, echote Ambler kopfschüttelnd. »Ist das der neue CIA-Treffpunkt?«
    »Das

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