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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Interpretationsmöglichkeiten betraf. Aber Abigails Ergebnisse beunruhigten Zackheim aus Gründen, die er nur schwer in Worte fassen konnte. Tarquin, der große Unbekannte, machte offenbar das Gleiche, was auch sie machten - er benahm sich, als führe er eine Ermittlung durch. Nicht, als sei er selbst Gegenstand dieser Ermittlung. Zackheim schluckte schwer. Irgendwie gefiel ihm die ganze Sache gar nicht.
    »Wer uns wirklich einen Knüppel zwischen die Beine wirft, ist dieser verdammte Fenton«, sagte Wexler. Zackheim fiel auf, dass der Analyst vergessen hatte, den Knopf an seinem Hemdkragen zu schließen. Aber weil Wexler ein so brillanter Kopf war, schien es niemanden zu stören, wie schlampig er herumlief.
    »Er ist zweifelsfrei identifiziert«, warf Denning ein. »Das ist der Mann, der Tarquin unmittelbar vor dem Sollinger-Attentat begleitet hat. Paul Fenton.«
    »Das bezweifelt doch niemand«, sagte Wexler, als rede er mit einem begriffsstutzigen Schüler. »Wir wissen, dass er dort war. Die Frage ist nur, was das zu bedeuten hat.« Er wandte sich an die anderen. »Was gibt es Neues darüber?«

    »Es gab ein paar Probleme mit der Zugangsberechtigung«, sagte Abigail zaghaft.
    »Probleme mit der Zugangsberechtigung?« Zackheim war fassungslos. »Wer sind wir denn, die Chefredaktion der Washington Post? Interne Behinderungen können wir wirklich überhaupt nicht brauchen. Zugangsberechtigung? So ein Bullshit!« Er wandte sich an Wexler. »Hast du dir die Akten über Fenton angesehen, die wir hier haben?«
    Wexler hob bedauernd seine fleischigen Hände. »Unter Verschluss«, sagte er. »Die übliche Zugangsbeschränkung ist wohl immer noch in Kraft.«
    »Erklären Sie mir das«, sagte Zackheim zu Runciman gewandt. Sein bürokratischer Verstand sagte ihm, dass der Vizedirektor von Consular Operations der Zugangsbeschränkung entweder schweigend zugestimmt oder sie sogar selbst aktiviert hatte.
    »Die Daten sind für die Aufgabe dieses Teams nicht relevant«, sagte Runciman ungerührt. Sogar unter dem grellen Licht der billigen Neonröhren sah sein dunkler Anzug – anthrazitfarbene Wolle mit dezentem Muster – elegant und teuer aus.
    »Nicht relevant?« Zackheim verschluckte sich beinahe. »Sollte darüber nicht das gesamte Team entscheiden? Verdammt, Frank! Du hast mich gebeten, die Teamleitung zu übernehmen, alle Asse von Imaging, Signintel und Analysis zusammenzutrommeln – und jetzt lässt du uns unseren Job nicht machen!«
    Runcimans gegerbte Gesichtszüge verrieten keine Regung, aber sein Blick bohrte sich geradezu in Zackheim. »Die Phase der Tatsachenerhebung ist für diese Ermittlung vorbei. Der Job ist jetzt, die Mission durchzuführen, die wir gemeinsam beschlossen haben. Wir brauchen weder weitere Brainstormings
noch Spekulationen über irgendwelche Hypothesen. Ihr sollt weder die Archive durchforsten noch eure Neugier befriedigen. Wenn eine Mission beschlossene Sache ist, dann ist es euer Job, dafür zu sorgen, dass sie präzise ausgeführt wird. Und den Agenten im Einsatz Unterstützung und hieb-und stichfeste Informationen zukommen zu lassen, damit sie ihren Auftrag erledigen können.«
    »Aber viele Details sind unklar ...«
    »Unklar?«, unterbrach Runciman ihn mit unverhohlener Verachtung. »Klar ist nur eines: Der Satansbraten muss erledigt werden. Und das ist unser Job , Ethan.«
     
     
    Paris
     
    Nachdem sie sich vor dem McDonald’s getrennt hatten, erreichten Agent und Revisor eine halbe Stunde später auf getrennten Wegen das Hotel, in dem Caston wohnte. Das seltsame enge Gebäude mit dem Namen Hotel Sturbridge gehörte zu einer amerikanischen Hotelkette. Caston versuchte offenbar, sich von ausländischen Einflüssen möglichst fernzuhalten. Das Hotel hätte auch in Fort Worth, Texas, stehen können. Caston bot Ambler einen Klappsessel an, der mit senffarbenem Baumwollsamt bezogen war. Dann ordnete er einen Stapel Dokumente auf einem kleinen, glänzend lackierten Schreibtisch, der nur deshalb so billig aussah, weil er elegant wirken sollte.
    Caston befragte Ambler mit nüchternen, präzisen Worten zu seinen Erlebnissen seit seiner Flucht von Parrish Island. Ambler antwortete genauso nüchtern.
    »Ein bizarrer – äh – Zustand«, sagte Caston schließlich. »Ich meine natürlich Ihren. Persönlichkeit ausradiert. Wenn
ich in der Lage wäre, Mitgefühl zu empfinden, würde ich das Ganze wahrscheinlich für ziemlich verstörend halten. Für eine extreme Identitätskrise.«
    »Eine

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