Ambler-Warnung
gerettet. Sie war der Lichtstrahl der Vernunft in einer Welt, die offenbar wirklich verrückt geworden war.
Etwas später drehte sich Caston zu ihm um. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben.
»Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?«
Ambler nickte abwesend.
»Wie heißen Sie wirklich?«
Für einen Paul Fenton ist das Beste gerade gut genug, dachte Undersecretary Whitfield, als er sie in seine Gemächer bat: die Empire Suite des noblen Hotels George V. Das achtstöckige Hotel lag genau zwischen dem Arc de Triomphe und der Seine und galt nicht ohne Grund als das feinste Hotel von Paris. Die meisten Zimmer waren in einer leichten, luftigen Version des Louis-XVI.-Stils eingerichtet. Nicht jedoch die Empire Suite, gegen die alle anderen Zimmer geradezu asketisch wirkten. In der Empire Suite führte ein großartiges Eingangsfoyer in den geräumigen Salon und ein daran anschließendes Speisezimmer mit Sitzecke. Neben dem Salon gab es sogar ein Badezimmer für Besucher – die Gäste der Gäste. Die Suite war mit unzähligen Gemälden und Skulpturen dekoriert, die Szenen aus dem Leben Napoleons und Josephines darstellten. Die Wände waren mit goldgelbem Stoff bezogen, ansonsten war der frühe Empire-Stil in Grüntönen und dunklem Holz gehalten. Überall standen bronzene Blumenvasen und verwandelten die Suite in ein prächtiges Blumenmeer. Vor dem Fenster erstreckte sich die atemberaubende Skyline der Stadt der Lichter mit einer unverstellten Aussicht auf Les Invalides, den Tour Montparnasse und natürlich den Eiffelturm.
Die Aussicht war das Einzige, was Ellen Whitfield gefiel. Die Suite selbst fand sie abscheulich. Für ihren Geschmack war sie viel zu pompös eingerichtet, voll gestopft und geschmacklos. Einfach grauenvoll. Aber schließlich basierte Fentons gesamte Laufbahn auf der Philosophie, dass man nur mit Exzessen Erfolg im Leben hatte.
Der stämmige, rotblonde Fenton führte sie in den Salon, wo sie sich an einem kleinen Glastisch auf grün gestreiften Sesseln niederließen. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die Armlehne des Sessels; das Holz war mit vergoldeten Bronzeornamenten eingelegt, die ägyptische Motive darstellten.
»Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, wie dankbar ich Ihnen bin? Wie dankbar wir Ihnen für all das sind, was Sie im Lauf der Zeit für uns getan haben?«, sagte Whitfield in herzlichem Ton, wobei sich ihre Augen beinahe sinnlich weiteten. Sie lehnte sich vertraulich zu Fenton. Aus der Nähe fiel ihr auf, wie prall, glatt und rosig seine Haut wirkte, als habe er sich heute Morgen eine Schlammpackung gegönnt. Er hatte die überentwickelten Brustmuskeln und dicken Arme eines Mannes, der gern stundenlang im Fitnessstudio Gewichte stemmte. Fenton hatte viele Projekte in Arbeit, und eines davon war offensichtlich sein eigener Körper.
Er zuckte bescheiden mit den Achseln. »Möchten Sie einen Kaffee?«
Whitfield blickte zu einem Sideboard aus Ebenholz. »Ich habe gesehen, dass Sie schon ein Tablett vorbereitet haben. Sie denken wirklich an alles. Aber lassen Sie mich das machen.« Sie stand auf und kam mit dem Tablett zurück. Darauf standen eine polierte Kaffeekanne aus Silber und Glas, aus der es nach frisch gebrühtem Kaffee duftete, ein kleines Keramikkännchen mit Milch und eine Zuckerdose. »Lassen Sie sich auch einmal bemuttern«, sagte sie und goss den Kaffee in zwei zarte Tassen aus Limoges-Porzellan.
Sie lehnte sich in dem Empire-Sessel zurück und nahm einen Schluck des vorzüglichen Kaffees. Sie trank ihren Kaffee schwarz, aber Fenton mochte seinen sehr süß, wie sie wusste. Sie beobachtete, wie er löffelweise Zucker in seine Tasse schaufelte. Wie immer.
»Dieser Zuckermengen werden Sie noch umbringen«, murmelte sie mit mütterlicher Besorgnis.
Fenton trank einen Schluck und grinste. »Ganz schön aufregende Zeiten, was? Sie wissen ja, dass es mir eine Ehre ist, zu helfen, wo ich kann. Ich freue mich, dass ich mit einer Partnerin zusammenarbeite, die meine Weltsicht teilt. Wir beide begreifen, dass Amerikas Zukunft gesichert werden muss. Man muss heute gegen die Bedrohungen von morgen kämpfen. Früherkennung ist alles, nicht wahr?«
»Früherkennung und Prävention«, stimmte sie zu. »Und niemand kann das besser als Ihre Leute. Ohne Ihre Agenten und Ihre Nachrichtendienste hätten wir nie so bedeutende Fortschritte gemacht. Für uns sind Sie weit mehr als ein Privatunternehmer. Sie sind ein vollwertiger Partner bei der Herausforderung, die
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