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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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speziellen Schlüsselkarte auf. Die beiden Männer durchsuchten die Räume, die vollkommen unbewohnt wirkten. Dann betrat der Hotelier das Badezimmer und kam einen Augenblick später mit aschfahlem Gesicht wieder heraus. Lasker rannte sofort ins Bad und sah, was den anderen Mann so aus der Fassung gebracht hatte. Er schnappte nach Luft. Er fühlte sich, als habe er einen Ballon in der Brust, der ihm den Atem abdrückte.
    »Waren Sie ein Freund von ihm?«, fragte der Hotelier.
    »Ein Freund und Geschäftspartner«, bestätigte Lasker.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte der Mann verlegen. »Ich hole sofort Hilfe. Der Notarzt wird gleich da sein.«
    Lasker blieb wie angewurzelt stehen und versuchte sich zu beruhigen. Paul Fentons verbrühter, mit Blasen übersäter
Körper lag nackt in der Badewanne. Lasker registrierte das immer noch dampfende Wasser, die leere Wodkaflasche neben der Wanne. Dieses Arrangement mochte für die französische Gendarmerie reichen, aber Lasker ließ sich keinen Augenblick täuschen.
    Ein außergewöhnlicher, ein großer Mann war ermordet worden.
    Lasker hatte einen starken Verdacht, wer dahintersteckte, und als er Fentons PDA überprüfte, wurde dieser Verdacht, zur Gewissheit. Es war der Mann gewesen, den Fenton als Tarquin kannte. Und der auch Lasker leider nicht unbekannt war.
    Tarquin hatte in der Political Stabilization Unit gedient, wo Lasker – Codename Cronus – das Pech gehabt hatte, bei ein paar Einsätzen mit ihm arbeiten zu müssen. Tarquin hatte sich seinen Kollegen immer überlegen gefühlt und nicht registriert, wie oft sie ihn selbstlos unterstützt hatten. Er war bekannt für seine seltsame Begabung, in anderen Menschen zu lesen, eine Begabung, die Consular Operations maßlos überschätzt hatte. Die begriffen einfach nicht, was erfahrenen Agenten wie Cronus schon lange in Fleisch und Blut übergegangen war: Der Erfolg einer Operation hing schlussendlich von überlegener Feuer- und Muskelkraft ab.
    Jetzt hatte Tarquin den größten Mann getötet, dem Lasker jemals begegnet war. Und dafür würde er bezahlen. Mit der einzigen Währung, die Lasker akzeptieren würde: mit seinem Leben.
    Was Lasker besonders schwer im Magen lag, war der Umstand, dass er Tarquin einmal das Leben gerettet hatte. Wofür dieser natürlich nicht die geringste Spur von Dankbarkeit gezeigt hatte. Lasker erinnerte sich an die schwüle, moskitoverseuchte Nacht im Dschungel von Jafra auf Sri Lanka. In dieser Nacht hatte er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um
Tarquin mit rauchenden Pistolen aus den Fängen der Terroristen zu befreien, die ihn umbringen wollten. Düster dachte Lasker an das alte Sprichwort: Gute Taten begeht man nicht ungestraft. Er hatte einem Monster das Leben gerettet – und diesen Fehler würde er jetzt wiedergutmachen.
    Fenton hatte ihm nicht alle seine Vorhaben erläutert – das konnte man von einem Visionär auch nicht erwarten. Einmal hatte er ihn nach dem Sinn eines bestimmten Plans gefragt, und Fenton hatte im Tonfall des Scherzens geantwortet, seine Aufgabe sei es, zu gehorchen und zu töten.
    Aus dem Scherz war bitterer Ernst geworden.
    Lasker scrollte durch die Übertragungsberichte von Fentons PDA. Er würde dem Verurteilten eine Nachricht schicken. Zuerst musste er allerdings die rund ein Dutzend »Mitarbeiter«, die SSG in Paris stationiert hatte, benachrichtigen. Sie sollten sich ab sofort bereithalten, die genauen Einsatzbefehle würde er ihnen später übermitteln.
    Eine Welle tiefer Trauer schwappte über Lasker zusammen. Aber er durfte sich diese Trauer erst erlauben, wenn er Rache geübt hatte. Er sammelte alle Disziplin zusammen, die sein schwieriger Beruf ihn gelehrt hatte. Er würde sich mit dem Verurteilten bei Sonnenuntergang verabreden.
    Dem letzten Sonnenuntergang, den Tarquin jemals sehen würde.
     
    Caleb Norris schaltete sein Handy aus. Es war wirklich dämlich, dass die CIA die Benutzung von Handys im Hauptquartier gestattete, dachte er. Mobiltelefone setzten einen Großteil der umfassenden Sicherheitsregeln außer Kraft, die in dem Gebäude galten. Es war, als versuche man, ein Sieb wasserdicht zu machen. Aber im Augenblick passte ihm dieser Umstand sehr gut in den Kram.

    Er fütterte den Aktenvernichter mit einigen Dokumenten, holte seinen Mantel und schloss dann die Stahlkassette in einem Geheimfach seines Aktenschranks auf. Die Handfeuerwaffe mit dem langen Lauf passte genau in seinen Aktenkoffer.
    »Eine wunderbare Reise wünsche ich, Mr.

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