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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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einen Stapel Steaks und in der anderen eine Grillzange.
    Als er mich sah, mit den vom Wind zerzausten Haaren, den roten Wangen, meinem zerrissenen Strickjäckchen – Cudnys Antwort auf meinen Versuch, ihn von Bronkas Picknickkorb fernzuhalten – und dem Arm voller Blumen, da schmiss er die Steaks auf den Grill und winkte mit der Grillzange.
    Was stehen Sie denn da so? Sie sehen doch, dass hier gegrillt wird. Kommen Sie schon! Das erste Stück gehört immer einem schönen Fräulein!
    Guten Tag, sagte ich. Das ist sehr freundlich von Ihnen.
    Nichts da, sagte da der Mann. Erst wird gegessen, dann wird geredet.
    Erst als ich Bronkas türkis-lila karierte Decke weiter hinten auf der Wiese liegen sah und mitten auf ihr einen genüsslich vor sich hin dösenden Mopsmischling, da fing mein Herz an, etwas schneller zu klopfen, und so unbefangen wie möglich lächelte ich den Mann vor mir an. Es war wirklich Brunon Mysza, den ich angetroffen hatte.
    Aus Verlegenheit überreichte ich ihm die Chrysanthemen, die mir Frau Wajder mitgegeben hatte. Brunon lachte laut heraus, dass das ja ganz neue Sitten seien: Junge Damen brächten doch alten Herren keine Blumen mit!
    Vom Gelächter aufgeschreckt, stolperte Bronka aus dem kleinen Verschlag, der auf dem Grundstück stand, und schlug sich die Hand auf den Mund, als sie mich bei Brunon stehen sah. Ich hob kurz meine Hand, um sie zu grüßen.
    Bronka ließ sich nichts anmerken, sondern kam mit ein paar weitausholenden Schritten zu uns herüber und betrachtete Brunon, ob er noch sicher und stabil auf seinen Beinen stand, ob nicht eine Zornesader aufseiner Stirn schwoll und einen gefährlichen Zustand anzeigte.
    Was starrst du mich denn so an, fragte er. Schau mal, wir haben Besuch. Diese junge Dame würde uns gerne Gesellschaft leisten. Reizend, nicht?
    Bronka hatte sich wieder gefangen und schüttelte mir die Hand. Gäste seien bei ihnen immer willkommen, das sei doch ganz selbstverständlich … Gäste gehörten immer zur Familie, und die Familie, die sei doch das Wichtigste? Brunon nickte, als Bronka ihn in die Seite stieß, und ich bedankte mich für so viel Freundlichkeit. Unsicher folgte ich den beiden zur Decke, und beinahe hätte ich mich schon niedergelassen, da sagte Brunon: Aber verraten Sie uns doch noch, wie Sie heißen. Wie ungezogen von uns! Mein Name ist Brunon Mysza, und das ist meine Frau Bronka.
    Ich stellte mich als Kinga vor – Bronka kniff ihre Augen zusammen – und erneut schüttelten wir einander die Hände.
    Kinga, sagte Brunon, Kinga, was für ein schöner polnischer Name. Hörst du, Bronka, so hätten wir Hanna nennen müssen! Ein Name, tief verwurzelt in unserer Geschichte …
    Statt zu antworten, lachte Bronka kurz auf und ging hinüber zum Grill, wo sie anfing, die Steaks zu wenden. Brunon holte aus dem Schatten eines Kastanienbaums ein paar Bierflaschen und stieß mit mir an. Als er aufstand, um auch Bronka eine Flasche zu bringen, sah ich ihn zum ersten Mal von der Seite, und da wurde mir ganz schwer ums Herz. Seine knollige Nase und die hohe Stirn kamen mir vertraut vor, er ähnelte meinem Vater, keine Frage. Plötzlich kraftlos, ließ ich die Flasche sinken, dachte kurz an das Grab meines Vaters, auf demjetzt auch die Chrysanthemen blühen mussten, aber anstatt sie persönlich zu pflegen, bezahlte ich den Friedhofsdienst, saß im polnischen Niemandsland und versuchte dem polnischen Abklatsch meines Vaters das schönste Lächeln zu schenken, zu dem ich imstande war.
    Jetzt erzählen Sie uns doch, was Sie hier machen, sagte Brunon. Ihr Polnisch ist übrigens ganz ausgezeichnet. Für eine Ausländerin, meine ich. Ist eine entsetzlich schwierige Sprache, habe ich mir sagen lassen. Meinen Glückwunsch zu Ihrem Lerneifer.
    Natürlich hatte er meinen Akzent bemerkt, als Polin würde ich nie durchgehen. Bronka und er waren gerade mit zwei Tellern, auf denen sich die Steaks stapelten, herübergekommen und hatten sich auf die Decke gesetzt. Unauffällig schob Bronka ein kleines Stück des Fleisches Mopsik zu, der augenblicklich wach wurde.
    Lass unseren Gast doch erst mal etwas essen! Bronka tupfte mit einer Serviette einen Fleck auf ihrer Hose ab. Brunon schaute mich weiter erwartungsvoll an.
    Na ja, sagte ich, ich besuche meine Familie. Zum ersten Mal.
    Ein Stück Grillfleisch im Mund hin und her schiebend, nickte mir Brunon zu, anscheinend sollte ich weitererzählen. Hilflos drehte ich mich zu Bronka, die kaum merklich den Kopf schüttelte.
    Und es ist so,

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