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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Richtung Westen, wo die Sonne wie ein riesiges Auge aus feurigem Kupfer am Firmament schwebte. Nicht mehr lange, und sie würde untergehen, und die Dunkelheit würde wie eine Fledermaus mit schwarzen Schwingen über uns gleiten; denn in diesem Landstrich ist die Dämmerung nur kurz. Ich versuchte, mich zu erinnern, wann der Mond aufgehen würde. Dieser Teil des Plateaus war mir nicht vertraut: eine unbewohnte Wildnis aus nackten Felsen, durchzogen von unzähligen Rissen und Spalten. Dadurch würde nach Einbruch der Dunkelheit das Gehen gefährlich werden, trotz der Laternen, die wir mitgenommen hatten.
    O’Connell litt Schmerzen, weil er sich beim Klettern ziemlich schlimm die Hand zerschnitten hatte. Da wir keine Zeit verlieren durften, hatte ich keinen Halt eingelegt, um ihn zu verarzten, sondern nur ein Taschentuch um seine Wunde gewickelt. Abdullah war nun ganz dicht hinter mir. Sein beschleunigter Atem verriet, wie aufgeregt er war. Er hatte reichlich Grund zur Besorgnis – die natürlichen Gefahren des Geländes, die Möglichkeit eines Hinterhalts und die Nervosität unserer eigenen Männer, die sich vor den Dämonen der Nacht und vor Efreets fürchteten.
    Einige Schritte vor mir trottete Hassan, er sang – oder jammerte – vor sich hin. Nichts ließ darauf schließen, daß er die übernatürlichen Schrecken der Nacht fürchtete. Allerdings war von einem Mann, der dem finsteren Handwerk nachging, die Toten auszurauben, auch nicht zu erwarten, daß er für Aberglauben empfänglich war. Seine gute Laune jedoch hatte auf mich die genau gegenteilige Wirkung. Was immer Ali Hassan erfreuen mochte, würde sich für mich wahrscheinlich als unliebsame Überraschung entpuppen. Ich hatte den Verdacht, daß er uns absichtlich in die Irre führte, doch ohne Beweis konnte ich ihm das kaum vorhalten.
    Mein Blick heftete sich auf das zerlumpte Gewand von Ali Hassan, wobei ich wachsam auf das erste Zeichen von Verrat achtete. Deshalb bemerkte ich das Tier erst, als es mein Fußgelenk streifte. Man denkt in dieser Gegend zuerst einmal an Schlangen. Automatisch machte ich einen schnellen Schritt zur Seite, stieß gegen Mr. O’Connell, so daß dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Ich griff zu meinem Sonnenschirm und wandte mich um, um mich der neuen Gefahr zu stellen.
    Auf einem Felsbrocken in der Nähe thronte Bastet, die Katze. Sie war ebenso zur Seite gesprungen wie ich, und ihr entrüsteter Ausdruck zeigte deutlich, wie sehr ihr meine grobe Begrüßung mißfiel.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich. »Doch du bist selbst schuld daran. Du hättest dich vorher bemerkbar machen sollen. Ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan.«
    Die Katze starrte mich nur an. Doch Ali Hassan, der herbeigekommen war, um zu sehen, warum wir angehalten hatten, rief inbrünstig den Namen Allahs an.
    »Sie spricht zu der Katze«, stieß er hervor. »Die Katze ist ein Dämon, ein Geist; und sie ist ihre Herrin.« Er wandte sich so schnell um, daß sich sein Gewand bauschte. Doch bevor er fliehen konnte, erwischte ich ihn mit dem gebogenen Griff meines Sonnenschirms am Hals.
    »Wir haben dieses Spiel lange genug betrieben, Ali Hassan«, sagte ich. »Du hast uns im Kreis herumgeführt. Die Katze, in der der Geist der Göttin Sekhmet waltet, hat mir von deinem Verrat berichtet.«
    »Das habe ich geahnt«, knurrte Abdullah und wollte Ali Hassan schon am Kragen packen. Ich bedeutete ihm, innezuhalten.
    »Ali Hassan weiß, was Emerson mit ihm tun wird, wenn ich ihm davon berichte. Nun, Ali, führe uns direkt zu der Stelle, oder ich werde dafür sorgen, daß dich die Katzengöttin im Schlaf zerreißt.«
    Ich ließ den Schurken los, und Abdullah ging voran, bereit, ihn zu ergreifen, falls er zu fliehen versuchte. Doch das war nicht nötig. Ali Hassan starrte angsterfüllt die Katze an, die von ihrem Felsen herabgesprungen war und nun neben mir stand, wobei sie drohend mit dem Schwanz wedelte.
    »Sie war da, als ich den toten Mann fand«, murmelte er. »Ich hätte es damals wissen müssen. Ich hätte nicht versuchen sollen, sie mit einem Stein zu erschlagen. O Sekhmet, Göttin des Schreckens, vergib mir Übeltäter.«
    »Sie wird dir vergeben, wenn ich sie darum bitte«, sagte ich drohend. »Führe uns, Hassan.«
    »Warum auch nicht?« Ali hob schicksalsergeben die Schultern. »Sie kennt den Weg. Wenn ich ihn dir nicht zeige, wird sie es tun.«
    Von nun an ging Abdullah neben Ali Hassan her, wobei er mit seiner großen Hand den Mann

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