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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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rufen einen – oder zwei oder drei – Diener. Es ist sinnlos, den Zustand der Unglücklichen verschleiern oder ihren guten Ruf schützen zu wollen.«
    So kam es auch, und ich machte mich danach in die Küche auf, um Ahmed mitzuteilen, daß Emerson und ich auswärts essen würden. Als ich, tief in Gedanken versunken, einherschritt, sah ich aus dem Augenwinkel etwas zwischen den Bäumen umherhuschen. Ein heller Stoffzipfel von einem blauen Zaaboot, wie die ägyptischen Männer sie tragen, blitzte auf und verschwand.
    Wahrscheinlich war es einer unserer Leute gewesen. Allerdings hatte das Huschen etwas Verstohlenes an sich gehabt. Deswegen umfaßte ich meinen Sonnenschirm fest und machte mich an die Verfolgung.
    Seit der Nacht mit dem armen Arthur auf der Loggia hatte ich beschlossen, ohne dieses nützliche Gerät nirgends mehr hinzugehen. Gewiß, ich hatte es damals nicht gebraucht, aber man konnte ja nie wissen, wann sich die Notwendigkeit einmal ergeben würde. Deswegen hatte ich den Sonnenschirm mittels der Haken, mit denen er ausgestattet war, an meinem Gürtel befestigt. Das erwies sich zwar gelegentlich als hinderlich, da der Stiel des Schirms zuweilen zwischen meine Beine rutschte und mich zum Stolpern brachte, aber es ist besser, sich die Knie aufzuschlagen, als im Falle eines Angriffs hilflos zu sein.
    Leise schlich ich über das weiche Gras und suchte, wenn immer das möglich war, Deckung. Als ich hinter einem Dornenbusch hervorspähte, gewahrte ich einen Mann in einheimischer Kleidung hinter einem anderen Busch. Nachdem er sich gehetzt umgeblickt hatte, was mir verdeutlichte, daß er nichts Gutes im Schilde führte, glitt er wie eine Schlange über den Rasen und durch die Tür eines kleinen Gebäudes, eines der Schuppen aus Lehmziegeln, in denen Werkzeuge aufbewahrt wurden. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf sein Gesicht, als er sich verstohlen umsah; es war das Gesicht eines Schurken. Eine blutrote Narbe verunstaltete seine Wange und verlor sich in seinem dichten, angegrauten Bart.
    Für gewöhnlich war die Tür des Lagerschuppens mit einem Vorhängeschloß gesichert. Offenbar hatte der Mann einen Diebstahl oder Schlimmeres im Sinn. Ich wollte schon Alarm schlagen, als mir einfiel, daß ein Schrei den Verbrecher warnen und ihn zur Flucht verleiten würde. Also beschloß ich, ihn eigenhändig dingfest zu machen.
    Ich warf mich auf den Bauch und robbte wie ein Indianer weiter. Ich erhob mich erst wieder, als ich die schützende Mauer erreicht hatte, an die ich mich drückte. Von drinnen hörte ich Stimmen und wunderte mich über die Kühnheit dieser Diebe. Es mußten mindestens zwei sein – es sei denn, der erste Übeltäter führte Selbstgespräche. Sie unterhielten sich auf arabisch, doch ich konnte nur hie und da ein Wort verstehen.
    Ich holte tief Luft und stürmte in die Hütte, wobei ich mit meinem Sonnenschirm um mich schlug. Als der eiserne Stiel auf eine weiche Oberfläche traf, hörte ich ein Stöhnen. Hände ergriffen mich. Ich kämpfte und schlug wieder zu. Dann wurde mir der Sonnenschirm aus der Hand gerissen. Unbeirrt trat ich meinen Widersacher kräftig gegen das Schienbein und wollte schon um Hilfe schreien, als mir eine Stimme befahl, innezuhalten. Ich kannte diese Stimme.
    »Was tust du hier?« fragte ich etwas außer Atem.
    »Diese Frage könnte ich dir genausogut stellen«, erwiderte Emerson ebenso atemlos. »Aber warum fragen? Ich weiß ja, daß du allgegenwärtig bist. Das stört mich auch nicht, nur dein Ungestüm bereitet mir Kummer. Ich glaube, du hast mir das Bein zertrümmert.«
    »Unsinn«, sagte ich und nahm meinen Sonnenschirm wieder an mich. »Wenn du so gütig sein würdest, mich von deinen Plänen in Kenntnis zu setzen, könnten solche ermüdenden Begegnungen zu unser beider Vorteil vielleicht vermieden werden. Wer ist der andere?«
    »Darf ich dir Ali Hassan Abd er Rasul vorstellen«, sagte Emerson. Er beendete die Vorstellung auf arabisch und bezeichnete mich als seine gebildete Hauptfrau von hoher Geburt – was sehr schmeichelhaft gewesen wäre, hätte sein Tonfall dabei nicht so sarkastisch geklungen. Ali Hassan, den ich in der Ecke kauern sah, rollte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und machte eine äußerst beleidigende Bemerkung.
    »Du Sohn eines einäugigen Kamels und Nachkomme einer toten Ziege«, sagte ich (oder so ähnlich; die original arabische Ausdrucksweise ist viel zu drastisch für europäische Ohren), »hüte deine eitrige Zunge vor

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