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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aus Gurneh fest am Arm gepackt hielt. Ali Hassan sang jetzt nicht mehr.
    »Woher wußten Sie das?« fragte O’Connell anerkennend. »Ich hatte nicht den leisesten Verdacht.«
    »Ich kenne den Charakter dieses Menschen und habe einfach auf Vermutung hin gehandelt. Und er war dumm genug, es zuzugeben.«
    »Sie sind wirklich erstaunlich, Ma’am, das dürfen Sie mir glauben«, rief O’Connell aus.
    Ich beantwortete dieses wohlverdiente Kompliment mit einem Lächeln. »Beeil dich, Ali Hassan«, rief ich. »Wenn die Dunkelheit hereinbricht, bevor wir die Höhle erreichen …«
    Die Katze war verschwunden, fast so, als sei ihre Anwesenheit nun, da sie ihre Mission erfüllt hatte, nicht mehr nötig. Ali Hassan beschleunigte seinen Schritt. Ich war nicht überrascht, daß unser Weg jetzt nach Osten führte, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Der untere Rand der Sonne war bereits am Horizont verschwunden. Ali Hassan verfiel in einen gar nicht mehr würdevollen Trab, der sein blaues Gewand flattern ließ. Unsere Schatten eilten uns als langgezogene graublaue Schemen voraus, wie die schützenden kas der alten Ägypter.
    Obwohl die länger werdenden Schatten Hindernisse auf dem Pfad leichter erkennbar machten, war es nötig, scharf aufzupassen, um nicht hinzufallen. Ich wußte zwar, daß wir nach Osten gingen, doch weil ich achtgeben mußte, wohin ich trat, bemerkte ich erst, worauf wir zusteuerten, als Ali Hassan stehenblieb.
    »Wir sind da, Sitt Hakim«, keuchte er. »Wir haben die Stelle noch vor Sonnenuntergang erreicht, ich habe getan, was du mir aufgetragen hast. Sag’ diesem Mann, er möge seine Hand von mir nehmen, und versichere der göttlichen Sekhmet, daß ich ihren Befehl befolgt habe.«
    Er hatte die Wahrheit gesagt. Eine letzte dünne Sichel feurigen Rots markierte die Stelle, wo die Sonne untergegangen war. Die Dämmerung brach rasch herein. Erst als ich mich umblickte, merkte ich, daß wir in der Nähe der Felsenkante waren, nur ein paar Hundert Meter nördlich der Stelle, wo wir aufgestiegen waren.
    »Du Sohn einer tollwütigen Hündin«, fauchte Abdullah und schüttelte Ali Hassan, bis ihm die Zähne klapperten, »du hast uns im Kreis geführt. Es gibt hier keine Höhle. Was führst du im Schilde?«
    »Sie ist hier«, sagte Ali Hassan mit Nachdruck. »Zuerst habe ich mich verlaufen; das kann schließlich jedem einmal passieren. Doch jetzt sind wir an der richtigen Stelle. Gebt mir mein Geld und laßt mich gehen.«
    Natürlich schenkten wir dieser Forderung keinerlei Beachtung. Ich befahl den Männern, die Laternen anzuzünden. Nachdem dies geschehen war, konnte man in der Schwärze des sternenübersäten Himmels nur mehr ein schwaches Schimmern erkennen. Im Schein der Lampen hätte Ali Hassans bösartiges Gesicht auch einem der Nachtdämonen gehören können, deren unheilvolles Wirken er so verächtlich verspottete. Sein offenstehender Mund ähnelte einer finsteren Höhle, deren Eingang mit verfaulten Fangzähnen bestückt war.
    Abdullah griff sich eine Laterne und ging voran, wobei er den sich sträubenden Grabräuber vor sich herstieß. Der Pfad führte die Klippen hinab. Er erwies sich als weniger gefährlich, als ich befürchtet hatte; doch in fast völliger Dunkelheit und mit einem unerfahrenen Begleiter war der Abstieg dennoch beschwerlich genug. Der arme Mr. O’Connell hatte seinen irischen Überschwang eingebüßt. Stöhnend und leise fluchend folgte er mir, und als das Licht auf die blutbefleckte Bandage an seiner Hand fiel, mußte ich seinen Mut bewundern, denn ich wußte, daß ihm die Verletzung beträchtliche Schmerzen bereiten mußte. Wir waren fast am Fuß der Klippen angelangt, als Ali Hassan sich zur Seite wandte und mit dem Finger auf etwas zeigte.
    »Dort. Dort. Laß mich jetzt gehen.«
    Trotz meines geschulten Auges hätte ich ohne die Hilfe des ausgestreckten Fingers die Öffnung niemals entdeckt. Die Klippen sind so von Rissen und Spalten durchfurcht, von denen jede ihren eigenen Schatten wirft, daß sich nur durch eine gründliche Suche feststellen läßt, welche zu einer Öffnung führt. Während Abdullah die Laterne – und Ali Hassan – hielt, erforschte ich die bezeichnete Felsspalte.
    Sie war tief und sehr eng. Ich bin nur etwas über einsfünfzig groß und mußte mich dennoch bücken, um hineinzukommen. Hinter dem Eingang wurde die Öffnung breiter. Am Geruch der Luft konnte ich feststellen, daß eine Höhle vor mir lag. Doch es war stockfinster, und ich schäme mich

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