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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dich lenken.«
    Lautstark stieß Ali Hassan einen Schwall Beteuerungen aus und hörte erst auf, als Abdullah mit geballten Fäusten auf ihn zuging. Nachdem der Mann aus Gurneh verschwunden war, sagte Abdullah ernst: »Ich werde jetzt mit meinen Männern reden, Sitt. Der Schurke hat recht: Es wird schwer sein, sie wieder zur Arbeit im Grab zu bewegen, wenn die Neuigkeit sich erst einmal herumspricht.«
    »Einen Augenblick noch, Abdullah«, sagte ich. »Ich verstehe deine Befürchtung und teile sie; doch ich brauche dich. Ich werde ins Tal gehen. Emerson muß gleich davon erfahren. Vielleicht hat Ali Hassan uns deshalb im Kreis herumgeführt, damit seine Freunde Zeit hatten, das Grab anzugreifen.«
    »Ich werde mit Ihnen kommen«, sagte O’Connell.
    »Spricht da der Journalist oder der Gentleman?« wollte ich wissen.
    Der junge Mann errötete. »Ich hab’s nicht anders verdient«, meinte er ungewöhnlich bescheiden. »Und ich gestehe, daß ich als Reporter darauf brenne, die Reaktion des Professors zu sehen, wenn Sie ihm die jüngsten Neuigkeiten mitteilen. Doch das ist nicht der Grund, weshalb ich Ihnen helfen möchte. Abdullah wird hier gebraucht.«

    Im kalten Licht des Nachtgestirns wirkten die felsigen Klippen wie eine Mondlandschaft, in der schon vor Millionen von Jahren jegliches Leben erstorben ist. Zuerst sprachen wir nur wenig. Schließlich stieß O’Connell einen tiefen Seufzer aus.
    »Schmerzt Ihre Hand?« fragte ich. »Bitte entschuldigen Sie, daß ich mich nicht um Ihre Verletzung gekümmert habe; die Sorge um meinen Mann läßt mir keine Ruhe.«
    »Nein, die Verletzung, wie Sie das nennen, ist bloß ein Kratzer und stört mich nicht. Mich beunruhigen andere Dinge. Mrs. Emerson, die Vorgänge hier waren für mich bislang nur journalistisch von Interesse – vielleicht die größte Geschichte meines Lebens. Jetzt, da ich mit Ihnen allen Bekanntschaft geschlossen habe und mich einigen von Ihnen immer stärker verbunden fühle, hat sich mein Standpunkt geändert.«
    »Darf ich daraus schließen, daß Sie uns nun voll und ganz unterstützen?«
    »Das dürfen Sie! Ich wünschte nur, mehr tun zu können, um Sie zu entlasten. Wie ist der arme Kerl wohl ums Leben gekommen? Soweit ich feststellen konnte, hatte er keinerlei Verletzungen – ebensowenig wie Lord Baskerville.«
    »Er könnte eines natürlichen Todes gestorben sein – verhungert und verdurstet«, sagte ich vorsichtig. Ich war versucht, O’Connells Beteuerungen Glauben zu schenken, doch er hatte mich schon zu oft getäuscht, als daß er mein volles Vertrauen verdient hätte. »Ich darf Sie daran erinnern«, fuhr ich fort, »daß Sie versprochen haben, mir Ihre Berichte zu zeigen. Keine weiteren Spekulationen über einen Fluch, wenn ich bitten darf.«
    »Ich fühle mich wie Dr. Frankenstein«, gab O’Connell mit einem kläglichen Lachen zu. »Ich habe ein Ungeheuer geschaffen, das zum Leben erwacht ist. Der Fluch war meine eigene Erfindung, und ich habe mir dabei ins Fäustchen gelacht. Ich selbst habe noch nie an solche Dinge geglaubt. Doch wie sollen wir erklären …«
    Er führte den Satz nicht zu Ende, weil plötzlich das heftige Krachen eines Schusses zu hören war.
    Durch die Stille ringsum wurde das Geräusch davongetragen und hallte von allen Seiten wider, doch ich wußte sofort, woher es gekommen war. Allein schon die Logik hätte es mir gesagt, wenn mir meine Empfindungen als Ehegattin nicht die Sinne geschärft hätten. Ich rannte los. Weitere Schüsse folgten. Ich zog meinen Revolver aus dem Halfter, löste meinen Sonnenschirm vom Haken, damit ich nicht über ihn stolperte, und stürmte in einer Geschwindigkeit, die selbst bei Tageslicht gefährlich gewesen wäre, den Hang zum Tal hinab. Vielleicht war es gerade diese Hast, die mich vor einem Sturz bewahrte. Den Sonnenschirm in der Linken, den Revolver in der Rechten, rannte und feuerte ich gleichzeitig. Zumeist schoß ich einfach in die Luft, glaube ich, obgleich ich darauf keinen Eid schwören möchte; meine Absicht war, die Angreifer glauben zu lassen, es sei rasche Hilfe im Anmarsch.
    Dann hörte ich keine Schüsse mehr. Was hatte die tödliche Stille zu bedeuten? Unseren Sieg? Daß die Räuber verwundet oder geflohen waren? Oder … Doch ich weigerte mich, etwas anderes in Betracht zu ziehen. Ich rannte immer schneller und sah schließlich den Haufen Kalksteinbrocken, den wir aus dem Grab geräumt hatten, bleich im Mondlicht liegen. Der Eingang war direkt vor mir. Nichts rührte

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