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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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steckte ich inzwischen in den gleichen Sachen, denen man die anstrengenden Tätigkeiten, denen ich mich während dieser Zeit gewidmet hatte, deutlich ansah. Trotzdem wußte ich, sobald wir den Hof betraten, daß ich mir diesen Luxus bis auf weiteres wieder einmal verkneifen mußte. Zuerst fiel mir die unnatürliche Stille auf. Die Dienerschaft hätte schon längst auf den Beinen und an der Arbeit sein müssen. Dann sah ich Mary auf uns zueilen. Ihr Haar war zerzaust, und in ihren Augen standen Tränen. »Gott sei Dank, Sie sind da!« rief sie.
    »Beruhigen Sie sich, meine Liebe«, sagte ich sanft. »Ist es Arthur? Ist er …«
    »Nein, dem Himmel sei Dank. Er scheint sich sogar ein wenig besser zu fühlen. Aber, ach Amelia, ansonsten ist alles so schrecklich …«
    Offenbar stand sie kurz vor dem Zusammenbruch, weshalb ich streng sagte: »Nun, meine Liebe, wir sind da, und Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Kommen Sie in den Salon und trinken Sie eine Tasse Tee, während Sie uns erzählen, was geschehen ist.«
    Marys zitternde Lippen formten sich zu dem heldenhaften Versuch eines Lächelns. »Das ist ja eine der Schwierigkeiten. Es gibt keinen Tee – und kein Frühstück. Die Dienstboten verweigern die Arbeit. Einer von ihnen hat vor ein paar Stunden die Leiche des armen Alan entdeckt. Die Nachricht hat sich rasch herumgesprochen, und als ich in die Küche kam, um das Frühstück für die Klosterschwester zu bestellen, fand ich Ahmed vor, der seine Sachen packte. Ich hielt es für meine Pflicht, Lady Baskerville zu wecken, da sie ja seine Arbeitgeberin ist, und …«
    »Und Lady Baskerville hat prompt einen hysterischen Anfall bekommen«, beendete ich den Satz.
    »Sie war außer sich«, erwiderte Mary taktvoll. »Mr. Vandergelt spricht gerade mit Ahmed und versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen. Karl ist ins Dorf gegangen, um herauszufinden, ob er Aushilfskräfte einstellen kann …«
    »Schwachsinn!« rief Emerson. »Was bildet er sich ein, einfach loszurennen, ohne sich mit mir abzusprechen? Außerdem hätte er sich den Weg sparen können. Amelia, du gehst und – äh – überredest Ahmed, wieder auszupacken. Seine Entscheidung wird den anderen ein Beispiel sein. Ich hatte geplant, Karl loszuschicken, damit er O’Connell ablöst; jetzt muß ich Feisal oder Daoud hinbeordern. Ich gehe sie sofort suchen. Immer eins nach dem anderen.«
    Er schickte sich an, davonzuschreiten, aber Mary streckte schüchtern die Hand aus. »Professor …« fing sie an.
    »Halten Sie mich nicht auf, mein Kind. Ich habe viel zu tun.«
    »Aber, Sir – Ihre Männer verweigern ebenfalls die Arbeit.«
    Diese Worte ließen Emerson mitten im Schritt innehalten. Sein Stiefel blieb etwa zehn Zentimeter über dem Boden stehen. Endlich senkte er ihn, sehr langsam, als würde er auf Glas gehen. Seine riesigen Hände ballten sich zu Fäusten, und er fletschte die Zähne. Mary schnappte nach Luft und drückte sich enger an mich.
    »Jetzt beruhige dich, Emerson, sonst erleidest du eines Tages noch einen Schlaganfall«, sagte ich. »Damit haben wir gerechnet; es wäre schon vor Tagen geschehen, wenn deine charismatische Persönlichkeit die Männer nicht beeindruckt hätte.«
    Emersons Mund klappte zu. »Mich beruhigen«, wiederholte er. »Mich beruhigen? Ich kann mir nicht vorstellen, was dich zu der Vermutung bringt, daß ich nicht ruhig bin. Ich hoffe, die Damen entschuldigen mich einen Moment. Ich werde mich ganz ruhig mit meinen Männern unterhalten und sie ganz ruhig darauf hinweisen, daß ich sie, wenn sie nicht auf der Stelle wieder an die Arbeit gehen, ganz ruhig einen nach dem anderen ungespitzt in den Boden schlagen werde.«
    Mit diesen Worten machte er sich langsamen, würdevollen Schritts davon. Als ich sah, wie er die Tür zu unserem Zimmer öffnete, wollte ich ihm schon nachrufen; dann fiel mir ein, daß er den kürzesten Weg nahm: durch unser Zimmer und durchs Fenster. Ich hoffte nur, er würde meine Kosmetiksachen nicht zertrampeln oder auf die Katze treten, wie er so, ohne nach links und nach rechts zu sehen, seine Mission antrat.
    »Es erstaunt mich wirklich, daß dem männlichen Geschlecht offenbar jeglicher Sinn für Logik abgeht«, sagte ich. »Am hellichten Tag besteht wenig Gefahr eines Übergriffs auf das Grab; Emerson hätte warten sollen, bis wir andere, dringendere Angelegenheiten geregelt haben. Aber das bleibt wie immer mir überlassen. Ich werde Ihnen in Kürze jemanden mit dem Frühstück

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