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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nichts anderes nachgedacht. Wer hatte ein Interesse an seinem Tod? Wer außer dieser Verrückten, die sich wie eine Klette an ihre Tochter hängt und diese nur sehr widerwillig einem Ehemann überlassen würde. Mr. Armadale hat Mary einen Heiratsantrag gemacht …«
    »Dieser Nichtsnutz!« rief Mr. O’Connell. »Besaß er wirklich die Frechheit, das zu wagen?«
    »Er war nicht der einzige, der Miss Mary der Anbetung für würdig befand«, entgegnete ich. »Ist nicht Eifersucht ein Mordmotiv, Mr. O’Connell? Würden Sie die Sünde Kains auf sich laden, um die Frau zu gewinnen, die Sie lieben?«
    Mr. O’Connell sprangen fast die Augen aus dem Kopf. Im Mondlicht verblaßten ringsum sämtliche Farben. Sein Gesicht war bleich wie das eines Toten – oder eines Schuldigen.
    »Amelia«, zischte mein Gatte mit zusammengebissenen Zähnen, »bitte mäßige dich.«
    »Ich habe noch gar nicht richtig angefangen«, rief ich empört. »Karl von Bork ist ebenfalls verdächtig. Auch er liebt Mary. Und man darf nicht vergessen, daß der zweite Mann, auf den ein Mordanschlag verübt wurde, ebenfalls ein Verehrer der jungen Dame ist. Für mich ist Madame Berengeria am meisten verdächtig. Sie ist geistig gestört, und nur ein Verrückter würde aus einem so nichtigen Grund einen Mord begehen.«
    Emerson griff sich mit beiden Händen ins Haar und machte dabei den Eindruck, als versuche er, es sich mit den Wurzeln auszureißen. »Amelia, du redest im Kreis herum!«
    »Einen Augenblick, Professor«, meinte O’Connell nachdenklich. »Ich glaube, Mrs. E. hat vielleicht etwas Wichtiges angesprochen. Der einzige Grund, weshalb mir erlaubt wurde, mit Mary Freundschaft zu schließen, war, weil ich vorgab, ihre Mutter zu bewundern. Die alte – äh – Hexe hat eine ganze Menge Männer verscheucht, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Aber deshalb gleich ein Mord!« rief Emerson. »Hol’s der Teufel, Amelia, deine Theorie hat zu viele Löcher. Die alte – äh – Hexe hat weder die Figur noch die Ausdauer, durch die Hügel von Theben zu streifen und kräftige junge Männer niederzuschlagen.«
    »Vielleicht hat sie Mörder gedungen«, sagte ich. »Ich gebe zu, daß meine Theorie nicht im einzelnen ausgearbeitet ist, aber ich hoffe, das wird sie bald sein. Es ist unsinnig, sie heute nacht weiter zu erörtern. Wir alle benötigen Ruhe.«
    »Das sagst du jedesmal, wenn ich gerade eine Auseinandersetzung gewinne«, brummte Emerson.
    Ich sah keinen Grund, diese kindische Bemerkung einer Antwort zu würdigen.

Kapitel 13

    Sobald die ersten Lichtstrahlen am östlichen Himmel erschienen, waren wir auf den Beinen. Ich hatte gut geschlafen, obwohl ich selbstverständlich darauf bestanden hatte, mich an der Wache zu beteiligen. Emerson saß wie auf Kohlen. Er brannte darauf, das Grab in Angriff zu nehmen, aber die Anwesenheit der Journalisten hinderte ihn daran. Deshalb stimmte er widerwillig zu, besser zuerst zum Haus zurückzukehren und uns mit der jüngsten Katastrophe zu befassen, ehe wir uns wieder an die Arbeit machten. Wir ließen O’Connell als Wache zurück und versprachen, ihm eine Ablösung zu schicken. Das letzte, was wir sahen, als wir den Pfad hinaufstiegen, war sein Rotschopf, der in den Strahlen der aufgehenden Sonne leuchtete. Emerson hatte das Eisengitter verschlossen, damit O’Connell nicht in Versuchung geriet, sich während unserer Abwesenheit ins Grab hinabzuschleichen.
    Trotz der schweren Aufgaben, die unser harrten, durchströmte mich ein freudiges Gefühl, als wir so Hand in Hand durch die frische Morgenluft wanderten und zusahen, wie sich der Himmel in der Pracht der erwachenden Sonne erhellte. Der große Gott Amon Ra hatte eine weitere nächtliche Reise durch die Gefahren der Dunkelheit überstanden und würde das auch weiter tun, noch lange nachdem wir, die wir den Sonnenaufgang dieses Tages beobachteten, längst zu Staub zerfallen waren. Ein Gedanke, der einem die eigene Begrenztheit vor Augen führt.
    In solche poetischen und philosophischen Betrachtungen war ich also versunken, als Emerson meine gute Laune wie gewohnt mit einer taktlosen Bemerkung verdarb.
    »Weißt du, Amelia, was du gestern nacht gesagt hast, war verdammter Unsinn.«
    »Du sollst nicht fluchen.«
    »Du treibst mich dazu. Außerdem war es unverantwortlich von dir, deinen Verdacht in Gegenwart eines der Hauptverdächtigen zu erörtern.«
    »Ich habe das nur gesagt, um ihn ein wenig aufzurütteln. Ich verdächtige Mr. O’Connell nicht.«
    »Wer ist es denn

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