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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der Ruhestätte des armen Kerls einen würdevollen Anstrich zu geben. Die Leiche war ordentlich in ein sauberes, weißes Bettlaken gehüllt worden, und auf der Brust der leblosen Gestalt ruhte ein Blumenstrauß. Ich ging davon aus, daß Mary ihn dorthin gelegt hatte, und bedauerte es, nicht dagewesen zu sein, um dem Mädchen bei dieser traurigen Pflicht Beistand zu leisten.
    Allerdings war Dubois keine Hilfe. Seine Untersuchung war äußerst oberflächlich. Er kam zu dem Schluß, Armadale sei einem Sonnenstich erlegen – eine vollkommen lächerliche Diagnose, worauf ich ihn hinwies. Was den Zeitpunkt des Todes anging, äußerte er sich noch vager. Die klimatischen Bedingungen, die so ausgezeichnete Mumien erzeugen, herrschten auch in der Höhle, wo man Armadale gefunden hatte, so daß die Leiche ausgetrocknet war, anstatt zu verwesen. Dubois verkündete, daß Armadale nicht weniger als zwei Tage und nicht länger als zwei Wochen tot sein konnte.
    Dann wandte ich mich den Bedürfnissen der Lebenden zu. Zuerst bestellte ich bei Ahmed die Hühnerbrühe und eilte dann in mein Zimmer, um mich einer Aufgabe zu widmen, die ich schon zu lange hinausgeschoben hatte. Nur die Folge erschütternder Vorfälle, die all meine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatten, hatte dazu geführt, daß ich dieser dringlichen Pflicht nicht nachgekommen war. Wenigstens konnte ich durch mein Warten Arthur Baskervilles leidgeprüfter Mutter bessere Nachrichten übermitteln. Als ich dasaß und versuchte, ein Schreiben aufzusetzen, das sowohl deutlich als auch tröstend war, fiel mir ein, daß ich weder Mrs. Baskervilles vollständigen Namen noch ihre Adresse kannte. Nach einigem Nachdenken beschloß ich, meine Botschaft an die Behörden in Nairobi zu schicken. Sicherlich würde man dort – nach all dem öffentlichen Trubel um Lord Baskervilles Tod – die Witwe seines Bruders ausfindig machen können.
    Kaum hatte ich diese Aufgabe beendet, als ich in den Salon gerufen wurde. Ich sollte Lady Baskerville dabei helfen, der Polizei zu erklären, wie Armadales Leiche gefunden worden war. Nach großem Hin und Her und bürokratischer Umständlichkeit waren die notwendigen Formulare ausgefüllt. Armadale hatte keine lebenden Verwandten, abgesehen von entfernten Kusinen in Australien. Also wurde beschlossen, ihn auf dem kleinen europäischen Friedhof in Luxor zu bestatten, da eine Verzögerung in dieser Angelegenheit unhygienisch und überflüssig gewesen wäre; und als Lady Baskerville Anzeichen zeigte, wieder in Tränen auszubrechen, versicherte ich ihr, ich würde die nötigen Vorbereitungen treffen.
    Es war schon später Nachmittag, als Emerson eintraf. Inzwischen ließ sogar meine eherne Konstitution allmählich nach, denn ich hatte – zusätzlich zu den Aufgaben, die ich geschildert habe – den Kranken besucht, ihm ein wenig Suppe eingeflößt, mit Mr. O’Connell nach seiner Rückkehr aus dem Tal ein Gespräch geführt, seine verwundete Hand verbunden und ihn ins Bett gesteckt. Außerdem hatte ich noch am Mittagstisch eine heftige Auseinandersetzung mit Madame Berengeria gehabt. Wie viele Säufer verfügte sie über die erstaunliche Fähigkeit, sich rasch zu erholen. Einige Stunden Schlaf hatten sie völlig wiederhergestellt, und als sie sich Zutritt zum Speisezimmer verschaffte, trug sie wieder ihr abscheuliches Kostüm. Das aufdringliche Parfüm, mit dem sie sich überschüttet hatte, konnte die unverkennbaren, an ihrem Geruch wahrzunehmenden Anzeichen ihres absoluten Desinteresses an den Grundzügen der Körperpflege nicht überdecken. Sie hatte von Armadales Tod erfahren, und ihre unheilvollen Vorhersagen kommender Unglücksfälle wurden nur dadurch unterbrochen, daß sie schmatzend und nuschelnd die Mahlzeit in sich hineinstopfte. Ich nahm Lady Baskerville ihren überstürzten Aufbruch von der Tafel nicht übel, doch ich fühlte mich verpflichtet, solange auszuharren, bis Madame sich bewußtlos gefressen hatte. Meine Aufforderung, sie möge sich wieder in ihr Zimmer zurückziehen, erweckte sie jedoch wieder zum Leben. Und sie war auch der Anlaß für den Streit, in dessen Verlauf Madame Berengeria eine Anzahl unangebrachter Bemerkungen ausstieß und ihrer Absicht Ausdruck verlieh, ihre Ansprüche auf ihren wiedergeborenen Liebsten, Thutmosis-Ramses-Amenothep, wieder geltend zu machen.
    Als Emerson durch das Fenster in unser Zimmer kam, lag ich im Bett mit der Katze auf den Füßen. Er eilte an meine Seite und ließ dabei den Papierstapel

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