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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Berge im Westen gründlich abzusuchen«, fuhr Emerson mich an. »Du weißt, wie es dort aussieht – schartige Felsvorsprünge, die von Hunderten von Flußbetten und Schluchten durchschnitten werden.«
    »Dann glaubst du, daß er irgendwo da draußen ist?«
    »Ja. Sicherlich wäre es ein tragischer Zufall, wenn ihm so kurz nach Sir Henrys Tod etwas zugestoßen sein sollte, die Zeitungen würden bestimmt ein neues Geheul anstimmen und etwas über Flüche faseln. Aber solche Zufälle passieren eben, besonders wenn ein Mann verwirrt …«
    »Wahrscheinlich ist er inzwischen in Algerien«, sagte ich.
    »Algerien! Warum dort, um Himmels willen?«
    »Die Fremdenlegion. Es heißt, dort wimmelt es von Mördern und anderen Verbrechern, die versuchen, sich dem Gesetz zu entziehen.«
    Emerson stand auf. Erfreut stellte ich fest, daß der melancholische Blick aus seinen Augen verschwunden war. Nun blitzten sie zornig. Außerdem bemerkte ich, daß er in den vier Jahren relativer Untätigkeit nichts von seiner Körperkraft und Energie verloren hatte. Um mit dem Jungen zu spielen, hatte er die Jacke und den gestärkten Kragen abgelegt, und wie er so zerzaust vor mir stand, erinnerte er mich unwiderstehlich an das ungepflegte Wesen, das damals mein Herz erobert hatte. Ich beschloß, daß wir noch Zeit hatten, ehe wir uns zum Essen umziehen mußten, wenn wir sofort nach oben gingen …
    »Es ist Zeit zum Schlafengehen, Ramses; das Kinderfräulein wartet schon«, sagte ich. »Du kannst ein Törtchen mitnehmen.«
    Ramses bedachte mich mit einem langen, nachdenklichen Blick. Dann wandte er sich seinem Vater zu, der sehnsüchtig sagte: »Geh nur, mein Junge. Papa liest dir noch ein Kapitel aus seiner Geschichte Ägyptens vor, wenn du zugedeckt im Bettchen liegst.«
    »In Ordnung«, meinte Ramses. Er nickte mir auf eine Art zu, die mich an die königliche Herablassung seines Namenspatrons erinnerte. »Kommft du Gutenacht fagen, Mama?«
    »Das tue ich doch immer«, antwortete ich.
    Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, wobei er nicht nur das Törtchen, sondern auch das Zoologiebuch mitnahm, fing Emerson an, im Zimmer auf und ab zu laufen.
    »Ich nehme an, du möchtest noch eine Tasse Tee«, sagte ich.
    Was ich in Wirklichkeit annahm, war, daß er den Tee ablehnen würde, weil ich ihn vorgeschlagen hatte. Wie alle Männer ist Emerson sehr empfänglich für die simplen Formen der Manipulation. Doch statt dessen sagte er brummig: »Ich will einen Whiskey Soda.«
    Emerson trinkt selten. Ich versuchte, meine Besorgnis zu verbergen. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte ich.
    »Nicht etwas. Alles. Du weißt es, Amelia.«
    »Waren deine Studenten heute besonders schwer von Begriff?«
    »Überhaupt nicht. Es wäre unmöglich für sie, noch vernagelter zu sein als sonst. Wahrscheinlich sind es die Zeitungsberichte über Luxor, die mich unruhig machen.«
    »Ich verstehe.«
    »Selbstverständlich verstehst du. Dir geht es doch genauso – du leidest sogar mehr als ich, denn ich kann mich wenigstens noch am Rande des Berufes bewegen, den wir beide lieben. Ich fühle mich wie ein Kind, das die Nase am Schaufenster eines Spielwarengeschäfts plattdrückt, aber du darfst nicht einmal am Laden vorbeigehen.«
    Dieser Gefühlsausbruch war so pathetisch und unterschied sich derart von Emersons gewöhnlicher Art zu sprechen, daß ich mich nur mit Mühe zurückhalten konnte, ihn zu umarmen. Aber er wollte kein Mitleid. Er wollte eine Erlösung von seiner Langeweile, und die konnte ich ihm nicht bieten. Mit einiger Verbitterung sagte ich: »Und mir ist es nicht gelungen, dir wenigstens einen kleinen Ersatz für deine geliebten Ausgrabungen zu schaffen. Nach dem heutigen Tage wird Lady Harold uns mit der größten Genugtuung jede Bitte abschlagen. Es ist mein Fehler; ich habe die Geduld verloren.«
    »Unsinn, Peabody«, knurrte Emerson. »Es ist unmöglich, jemanden, der so unbeschreiblich dumm ist wie diese Frau und ihr Ehemann, zu beeindrucken. Ich habe dir gesagt, du sollst es lassen.«
    Diese anrührenden und großherzigen Worte ließen mir die Tränen in die Augen treten. Emerson, der meine Aufgewühltheit bemerkte, fügte hinzu: »Am besten suchen wir gemeinsam Trost im Alkohol. Im allgemeinen bin ich nicht dafür, meine Sorgen zu ertränken, doch der heutige Tag war für uns beide eine schwere Prüfung.«
    Als ich das Glas entgegennahm, das er mir hinhielt, fiel mir ein, wie sehr dieser weitere Beweis meiner unweiblichen Gewohnheiten Lady Harold wohl

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