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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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trat Armadale respektvoll zurück, um seinem Gönner die Ehre des ersten Blicks zu überlassen.
    Für Sir Henry war es ein Tag voller Mißgeschicke. Er griff nach einer Kerze und fuhr aufgeregt mit dem Arm durch das klaffende Loch. Aber seine Faust traf mit solcher Wucht auf eine harte Oberfläche, daß er die Kerze fallen ließ und die Hand zurückzog, die erhebliche Abschürfungen davongetragen hatte.
    Weitere Untersuchungen ergaben, daß der Raum hinter der Tür mit Gesteinsbrocken zugeschüttet worden war. Das war nicht überraschend, da die Ägypter häufig zu dieser Methode griffen, um Grabräuber abzuschrecken. Die Zuschauer zerstreuten sich enttäuscht und ließen Sir Henry mit der Aufgabe zurück, seine geschundenen Fingerknöchel zu verarzten und über eine langwierige und ermüdende Arbeit nachzudenken. Wenn dieses Grab nach den gleichen Plänen angelegt war wie die bereits bekannten, würde man einen Gang von unbestimmter Länge freiräumen müssen, ehe man die Grabkammer erreichte. In manchen dieser Gräber war der Gang mehr als dreißig Meter lang.
    Trotzdem ließ die Tatsache, daß der Gang versperrt war, den Fund noch vielversprechender erscheinen. Die Times widmete dem Bericht eine volle Spalte auf Seite drei. Allerdings machte die nächste Meldung aus Luxor Schlagzeilen auf der Titelseite.
    Sir Henry Baskerville war tot. Er hatte sich (abgesehen von seinem Daumen und seinen Fingerknöcheln) in bester Gesundheit schlafen gelegt. Am nächsten Morgen hatte man ihn stocksteif im Bett gefunden. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck grauenhafter Todesangst, und auf seiner hohen Stirn war mit einer Substanz, die zuerst wie getrocknetes Blut aussah, mit ungeschickter Hand eine Kobra aufgemalt, das Symbol des göttlichen Pharaos.
    Das »Blut« entpuppte sich als rote Farbe. Aber trotzdem erregte diese Nachricht großes Aufsehen, das sich noch steigerte, als eine medizinische Untersuchung die Ursache für Sir Henrys Tod nicht ermitteln konnte.
    Fälle, in denen scheinbar gesunde Menschen dem plötzlichen Versagen lebenswichtiger Organe erliegen, sind nicht unbekannt. Und anders als in Kriminalromanen sind sie nicht immer auf die Verabreichung geheimnisvoller Gifte zurückzuführen. Wenn Sir Henry in seinem Bett in Baskerville Hall gestorben wäre, hätten die Arzte ihre Bärte gezwirbelt und ihr Unwissen hinter bedeutungslosem medizinischem Fachchinesisch verborgen. Selbst unter diesen Umständen wäre die Geschichte (ebenso wie angeblich auch Sir Henry) eines natürlichen Todes gestorben, wenn sich nicht ein umtriebiger Reporter einer der weniger angesehenen Zeitungen an den Fluch des unbekannten Pharaos erinnert hätte. Der Artikel in der Times entsprach dem, was man von einer niveauvollen Zeitung erwartet, doch die anderen Blätter waren weniger zurückhaltend. In ihren Spalten wimmelte es von Anspielungen auf Rachegeister, geheimnisvolle alte Flüche und heidnische Riten. Doch sogar diese Sensation verblaßte, als sich zwei Tage später herausstellte, daß Mr. Alan Armadale, Sir Henrys Assistent, verschwunden war – vom Erdboden verschluckt, wie der Daily Yell es ausdrückte.
    Inzwischen riß ich Emerson jeden Abend, wenn er nach Hause kam, die Zeitung aus der Hand. Selbstverständlich glaubte ich nicht eine Minute lang an die absurden Geschichten über Flüche und Unheil aus übernatürlicher Quelle. Und als bekannt wurde, daß der junge Armadale verschwunden war, meinte ich, die Lösung des Rätsels gefunden zu haben.
    »Armadale ist der Mörder!« rief ich Emerson zu, der gerade auf allen vieren mit Ramses »Pferdchen, lauf Galopp!« spielte.
    Emerson stöhnte auf, als sich die Fersen seines Sohnes in seine Rippen bohrten. Nachdem er wieder Atem geschöpft hatte, meinte er ärgerlich: »Warum redest du so selbstverständlich von Mord? Es hat nie einen Mord gegeben. Baskerville ist an einem Herzanfall oder etwas Ähnlichem gestorben; er war schon immer recht schwächlich. Und Armadale spült seine Sorgen wahrscheinlich in irgendeinem Wirtshaus herunter. Er hat seine Stellung verloren und wird so spät im Jahr wahrscheinlich keinen neuen Auftraggeber finden.«
    Auf diese lächerliche Äußerung gab ich keine Antwort. Die Zeit, so wußte ich, würde mir recht geben, und bis dahin sah ich keinen Sinn darin, meine Kraft an Streitereien mit Emerson zu verschwenden, der der starrsinnigste Mann ist, den ich kenne.
    In der folgenden Woche erlitt einer der Herren, die bei der offiziellen Öffnung des Grabes dabei

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