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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schockiert hätte. Aber es ist nun einmal Tatsache, daß ich Sherry verabscheue und Whiskey Soda gerne trinke.
    Emerson hob sein Glas. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem zynischen Lächeln. »Prost, Peabody. Wir werden es überstehen, wie wir auch andere Schwierigkeiten überstanden haben.«
    »Ganz sicher. Prost, mein lieber Emerson.«
    Feierlich, fast wie bei einer Zeremonie, nahmen wir einen Schluck.
    »Noch ein oder zwei Jahre«, sagte ich. »Dann können wir vielleicht daran denken, Ramses mitzunehmen. Er ist erschreckend gesund. Manchmal habe ich das Gefühl, es wäre fast unlauterer Wettbewerb, unseren Sohn gegen die Flöhe und Moskitos Ägyptens antreten zu lassen.«
    Doch dieser Versuch, die Dinge mit Humor zu nehmen, brachte mir kein Lächeln meines Mannes ein. Er schüttelte den Kopf. »Wir dürfen es nicht riskieren.«
    »Nun, aber der Junge muß irgendwann in die Schule.«
    »Ich sehe nicht ein, warum. Von uns bekommt er mehr Bildung, als er sich von diesen fegefeuerähnlichen Pesthöhlen, die sich höhere Bildungsanstalten schimpfen, nur erhoffen könnte. Du weißt, was ich von solchen Einrichtungen halte.«
    »Aber es muß doch in diesem Land auch ein paar anständige Schulen geben.«
    »Pah!« Emerson trank den Rest seines Whiskeys. »Genug von diesem deprimierenden Thema. Was hältst du davon, wenn wir nach oben gehen und …«
    Er streckte die Hand nach mir aus. Ich wollte sie schon ergreifen, als die Tür aufging und Wilkins erschien. Wenn man Emerson in einer romantischen Stimmung stört, reagiert er sehr ungehalten. Er drehte sich zu unserem Butler um und brüllte: »Verdammt, Wilkins, wie können Sie es wagen, einfach so hereinzuplatzen? Was ist denn?«
    Keiner unserer Dienstboten läßt sich von Emerson einschüchtern. Diejenigen, die sein Gebrüll und seine Tobsuchtsanfälle in den ersten Wochen überstehen, lernen, daß er eigentlich ein sehr gutmütiger Mann ist. »Verzeihen Sie, Sir«, antwortete Wilkins ruhig. »Aber eine Dame möchte Sie und Mrs. Emerson sprechen.«
    »Eine Dame?« Wie immer, wenn er verblüfft ist, befingerte Emerson das Grübchen an seinem Kinn. »Wer zum Teufel kann das sein?«
    Ein verrückter Gedanke huschte mir durch den Kopf. War Lady Harold zurückgekehrt, um Rache zu nehmen? Stand sie etwa mit einem Korb voller fauler Eier oder einer Schüssel Schlamm bewaffnet in der Vorhalle? Aber das war absurd. Sie hatte zu wenig Phantasie, um sich so etwas auszudenken.
    »Wo ist die Dame?« fragte ich.
    »Sie wartet in der Vorhalle, Madam. Ich wollte sie in den kleinen Salon führen, aber …«
    Mit einem leichten Achselzucken und hochgezogenen Augenbrauen beendete Wilkins seinen Satz. Die Dame hatte sich also nicht in den Salon führen lassen. Das hieß, daß sie ein dringendes Anliegen hatte, und es machte auch meine Aussicht zunichte, rasch nach oben zu schlüpfen, um mich umzukleiden.
    »Führen Sie sie bitte herein, Wilkins«, sagte ich.
    Das Anliegen der Dame war sogar noch dringender, als ich erwartet hatte. Wilkins hatte kaum Zeit, ihr den Weg freizumachen, so rasch stand sie im Zimmer. Sie kam bereits auf uns zu, als er sie etwas verspätet vorstellte: »Lady Baskerville.«

Kapitel 2

    Mir war, als hörte ich diese Worte übernatürlich laut. Diese unerwartete Besucherin zu sehen, gerade, als ich an sie gedacht und von ihr gesprochen hatte (und das nicht sehr freundlich), erweckte in mir das Gefühl, als sei die Gestalt, die nun vor uns stand, keine wirkliche Frau, sondern die Vision eines verwirrten Geistes.
    Und ich muß gestehen, daß wohl die meisten Menschen sie für eine Vision gehalten hätten, eine Vision der Schönheit, die für ein Bild des Jammers Modell sitzt. Von der Haarkrone auf ihrem Kopf bis hinab zu ihren winzigen Schühchen war sie vollständig in Schwarz gekleidet. Wie sie es geschafft hatte, ohne auch nur einen Schmutzfleck durch dieses Schmuddelwetter zu kommen, weiß ich nicht, doch ihr schimmernder Rock aus Satin und ihre hauchdünnen Schleier waren makellos sauber. Eine Unmenge von Perlen aus schwarzem Bernstein bedeckte ihr Mieder und zog sich hinunter bis zu den Falten ihres weit ausladenden Rockes. Die Schleier berührten fast ihre Füße. Den Gesichtsschleier hatte sie zurückgeschlagen, so daß ihr bleiches, ovales Antlitz von hauchdünnen Rüschen und Falten umrahmt wurde. Sie hatte schwarze Augen; die Brauen waren steil nach oben gezogen, was ihr einen Ausdruck immerwährend unschuldigen Erstaunens verlieh. Die Wangen waren

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