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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Fragezeichen zu hören; doch ich hatte schon erraten, welcher Natur das Anliegen dieser Dame war. Emerson bezeichnet das immer als übereilte Schlußfolgerungen. Ich nenne es einfach Logik.
    »Ja«, sagte Lady Baskerville. »Ich möchte gleich auf den Punkt kommen, um Sie nicht länger in ihrer häuslichen Ruhe zu stören. Ich vermute, aufgrund Ihrer Frage nach dem armen Alan, daß Sie über die Lage in Luxor au courant sind?«
    »Wir haben sie mit Interesse verfolgt«, antwortete Emerson.
    »Wir?« Mit einem Ausdruck von Verwunderung richtete die Dame ihre funkelnden schwarzen Augen auf mich. »Ach ja, ich meine gehört zu haben, daß Mrs. Emerson ebenfalls an Archäologie interessiert ist? Um so besser, dann werden Sie sich nicht bei diesem Thema langweilen.«
    Ich griff zu meinem hinter der Schale mit den Blütenblättern versteckten Whiskeyglas. »Nein, Sie werden mich nicht langweilen«, sagte ich.
    »Zu freundlich von Ihnen. Um Ihre Frage zu beantworten, Radcliffe: Vom armen Alan gibt es keinerlei Spur. Die Angelegenheit ist völlig rätselhaft, und alles tappt im dunkeln. Wenn ich nur daran denke, bin ich ganz verzweifelt.«
    Erneut zog sie das zarte Taschentuch hervor. Emerson sagte undeutlich ein paar tröstende Worte. Ich schwieg und trank meinen Whiskey.
    Schließlich fand Lady Baskerville die Sprache wieder. »Was das Rätsel, das sich um das Verschwinden von Alan rankt, anbelangt, bin ich machtlos; allerdings hoffe ich, etwas anderes bewirken zu können, das zwar verglichen mit dem Verlust eines Menschenlebens unwichtig scheint, aber für meinen armen verschiedenen Gatten von großer Bedeutung war. Das Grab, Radcliffe – das Grab!«
    Mit gefalteten Händen und leicht geöffneten Lippen beugte sie sich vor. Ihr Busen bebte, und sie fixierte Emerson mit ihren großen schwarzen Augen; und Emerson starrte wie hypnotisiert zurück.
    »Ja, in der Tat«, sagte ich. »Das Grab. Soweit wir wissen, Lady Baskerville, sind die Arbeiten eingestellt worden. Ihnen ist doch selbstverständlich klar, daß man es früher oder später ausrauben wird und sämtliche Anstrengungen Ihres Gatten dann vergebens gewesen sein werden.«
    »Sehr richtig!« Die Dame wandte sich mir zu. »Wie sehr ich Ihren logischen, fast schon männlichen Verstand bewundere, Mrs. Emerson. Genau das versuchte ich zu sagen, in meinen einfachen, unbeholfenen Worten.«
    »Das dachte ich mir«, erwiderte ich. »Was erwarten Sie nun von meinem Mann?«
    Nach dieser Frage mußte Lady Baskerville endlich zum Kern der Sache kommen. Wie lange sie dazu gebraucht hätte, wenn man sie weiter hätte drauflosreden lassen, weiß nur der Himmel.
    »Nun, daß er die Leitung der Ausgrabung übernimmt«, sagte sie. »Sie muß fortgeführt werden, und zwar ohne Verzögerung. Ich glaube aufrichtig daran, daß mein geliebter Henry keine Ruhe in seinem Grab finden wird, solange diese Arbeit, vermutlich der Gipfelpunkt seiner glänzenden Karriere, gefährdet ist. Es wäre ein angemessenes Andenken an einen der hervorragendsten …«
    »Ja, Sie sagten das bereits in Ihrem Interview mit dem Yell«, unterbrach ich sie. »Doch warum sind Sie zu uns gekommen? Gibt es in Ägypten keinen Wissenschaftler, der die Aufgabe übernehmen könnte?«
    »Als erstes habe ich aber an Sie gedacht«, stieß sie hervor. »Ich weiß, daß Radcliffe Henrys erste Wahl gewesen wäre, und er ist auch meine erste Wahl.«
    Sie war mir nicht auf den Leim gegangen. Nichts hätte Emerson mehr erzürnt als das Geständnis, daß sie ihn als letzten Notnagel gewählt hatte. Und natürlich hatte sie völlig recht: Emerson ist der Beste.
    »Nun, Emerson?« sagte ich. Ich gebe zu, daß mein Herz schneller schlug, während ich auf seine Antwort wartete. In meiner Brust lieferten sich die verschiedensten Gefühle einen Kampf. Wie ich zu Lady Baskerville stand, ist, wie ich meine, bereits hinlänglich klargeworden; der Gedanke, daß mein Mann den Rest des Winters in Gesellschaft dieser Dame verbringen sollte, erschien mir nicht sehr erfreulich. Doch da ich erst an diesem Abend seine Seelenqualen miterlebt hatte, durfte ich mich ihm nicht in den Weg stellen, wenn er sich dafür entschied.
    Emerson stand da und starrte Lady Baskerville an, wobei ihm seine Empfindungen deutlich vom Gesicht abzulesen waren. Er sah aus wie ein Sträfling, der nach Jahren im Gefängnis plötzlich begnadigt werden soll. Mit einemmal ließ er die Schultern sinken.
    »Es ist unmöglich«, sagte er.
    »Aber warum?« fragte Lady

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