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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schauspielerei hereingefallen. Doch wenn meine Theorie stimmte, war der Mörder dumm genug, um so zu handeln, wie Emerson voraussah.
    Nachdem ich meine Arbeitssachen angezogen hatte, schwärzte ich mir das Gesicht mit Lampenruß und entfernte alles Weiße von meiner Kleidung. Ich öffnete meine Tür einen Spalt und vergewisserte mich, daß der Wächter auf dem Hof patrouillierte. Vor dem Fenster konnte ich niemanden sehen. Als es endlich Mitternacht war, ließ ich die Katze friedlich schlafend auf dem Bett zurück und kletterte aus dem Fenster.
    Der Mond war zu hell für meine Zwecke. Lieber wäre mir eine dichte Wolkendecke gewesen. Trotz der Nachtkühle war ich schweißgebadet, als ich die Klippe erreichte, die über dem Tal hing.
    Unter mir lagen die Behausungen der Toten friedlich im Licht des ewigen Mondes von Ägypten. Der Zaun um das Grab versperrte mir die Sicht, bis ich nahe genug herangekommen war. Ich hatte nicht erwartet, von fröhlichem Treiben empfangen zu werden; also kam mir die Stille, die diese Stätte umgab, nicht weiter beängstigend vor. Auch daß ich den Schein der Laterne, die Emerson für gewöhnlich brennen ließ, nirgends entdeckte, sorgte mich nicht. Vielleicht hatte er sie in der Hoffnung, den Mörder anzulocken, nicht angezündet. Trotzdem durchfuhr mich der nur allzu bekannte Schauer einer bösen Vorahnung, als ich weiterschlich.
    Vorsichtig näherte ich mich der Absperrung. Ich wollte nicht mit dem Verbrecher verwechselt und von meinem eigenen Gatten niedergeschlagen werden. Mein Nahen war mit Sicherheit nicht geräuschlos, denn der felsige Boden war mit Steinchen und Kieseln übersät, die bei jedem Schritt knirschten. Nachdem ich den Zaun erreicht hatte, spähte ich durch einen Spalt zwischen zwei Latten.
    »Emerson«, flüsterte ich. »Nicht schießen; ich bin’s.«
    Keine Antwort. Nicht das geringste Geräusch durchbrach die unheimliche Stille. Das eingezäunte Areal sah aus wie eine verschwommene Photographie, durchzogen von den Schatten der Zaunlatten und verdunkelt durch die Umrisse der Felsen und verschiedener anderer Gegenstände. Mein Instinkt verriet mir die Wahrheit, noch ehe meine angestrengt suchenden Augen eine zusammengesunkene Gestalt neben den Treppenstufen liegen sahen. Ich warf alle Vorsicht über Bord, lief auf die Gestalt zu und stürzte neben ihr zu Boden. Meine tastenden Hände trafen auf zerknitterten Stoff, dichtes, zerzaustes Haar und Gesichtszüge, die ich selbst in der finstersten Nacht wiedererkannt hätte.
    »Emerson«, keuchte ich. »Antworte mir! O Gott, ich bin zu spät. Warum habe ich so lange gewartet? Warum habe …«
    Plötzlich erwachte die reglose Gestalt zum Leben. Ich wurde gepackt – gewürgt – am Sprechen gehindert – zu Boden geworfen, und zwar mit einer Gewalt, die mir den Atem raubte – und dann mit einer Umarmung umschlossen, die so wild war wie die eines Todfeindes und nicht zärtlich wie die eines Ehegatten.
    »Verdammt, Amelia«, zischte Emerson. »Wenn du meine Beute verscheucht hast, spreche ich nie mehr ein Wort mit dir. Was, zum Teufel, tust du hier?«
    Da ich nicht in der Lage war, mich zu äußern, röchelte ich so bedeutsam ich konnte. Emerson gab meinen Mund frei. »Leise«, flüsterte er.
    »Wie kannst du es wagen, mich so zu ängstigen?« fragte ich.
    »Wie konntest … Gleichgültig; geh nach hinten zu O’Connell, wo dich niemand sieht, und laß mich wieder meine vorherige Haltung einnehmen. Ich habe mich schlafend gestellt.«
    »Du hast geschlafen.«
    »Vielleicht bin ich kurz eingenickt … Schluß mit dem Gerede. Geh in die Hütte, wo O’Connell …«
    »Emerson – wo ist O’Connell? Unser Zusammentreffen war nicht eben geräuschlos. Hätte er dir inzwischen nicht zur Hilfe eilen sollen?«
    »Hmmm«, meinte Emerson.
    Wir fanden den Journalisten hinter einem Felsen am Abhang. Er atmete tief und regelmäßig und rührte sich nicht, selbst nicht, als Emerson ihn schüttelte.
    »Betäubt«, sagte ich leise. »Dieses Ereignis ist höchst besorgniserregend, Emerson.«
    »Besorgniserregend ja, es gibt aber auch Anlaß zur Hoffnung«, lautete die Antwort so leise, wie es Emerson möglich war. »Das bestätigt meine Theorie. Bleib hier und laß dich nicht blicken, Peabody, und schlag um Himmels willen nicht zu früh Alarm. Warte, bis ich den Schurken tatsächlich in den Fingern habe.«
    »Aber Emerson …«
    »Schluß jetzt. Ich hoffe nur, daß unser angeregtes Gespräch unbemerkt geblieben ist.«
    »Warte, Emerson

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