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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schlechtes Gewissen führte dazu, daß sie sich für die falsche Deutung entschied. Sie dachte, sie sei in Gefahr, entdeckt zu werden – und es war so leicht, eine tödliche Dosis Opium in Madame Berengerias Brandyflasche zu schütten. Was hatte ein weiterer Mord schon zu bedeuten? Sie hatte ja bereits drei begangen. Und was bedeutete der Tod einer schrecklichen alten Frau? Eigentlich war er ja eher ein Segen.«
    Schweigen folgte auf das Ende dieser Ausführungen. Dann wandte sich Emerson an Mr. O’Connell, dessen Stift nur so über die Seite geflitzt war. »Noch Fragen?« wollte er wissen.
    »Augenblick, noch einmal den Schluß. >Was bedeutete der Tod einer schrecklichen …<«
    »Alten Frau«, ergänzte Emerson.
    »Ich dummer alter Narr«, murmelte Mr. Vandergelt und betrachtete sein leeres Glas.
    Die Tür ging auf, und Mary kam herein.
    »Er schläft«, sagte sie und lächelte mir zu. »Ich freue mich so für ihn. Es wird ihm großen Spaß machen, Lord Baskerville zu sein.«
    »Und ich freue mich für Sie«, erwiderte ich mit einem bedeutungsvollen Blick.
    »Aber woher wissen Sie es?« rief Mary aus und errötete hübsch. »Wir haben es noch niemandem erzählt.«
    »Ich weiß solche Dinge immer«, fing ich an.
    Glücklicherweise sagte ich nichts weiter, denn noch während ich sprach, trat Karl von Bork an Marys Seite. Er legte den Arm um sie, und sie lehnte sich an ihn, wobei sich ihr Erröten in ein rosiges Leuchten verwandelte.
    »Wir müssen Ihnen danken, Frau Professor« sagte er, und seine Schnurrbartenden zeigten vor lauter Glück steil nach oben. »Es gehört sich nicht, so bald nach dem tragischen Ereignis, das wir erörtert haben, über so etwas zu sprechen, aber meine liebe Mary ist jetzt ganz allein auf der Welt, und sie braucht mich. Ich vertraue darauf, daß Sie ihr eine treue Freundin sein werden, bis der glückliche Tag kommt, an dem ich sie bei der Hand nehmen kann …«
    »Was?« entfuhr es Emerson mit weit aufgerissenen Augen.
    »Herrgott noch mal!« rief Mr. O’Connell und schleuderte seinen Bleistift quer durchs Zimmer.
    »Ich dummer alter Narr«, sagte Mr. Vandergelt zu seinem leeren Glas.
    »Meine besten Glückwünsche an Sie beide«, meinte ich. »Selbstverständlich wußte ich es von Anfang an.«

    »Ist dir jemals aufgefallen«, wollte Emerson wissen, »daß du in den Gefängnissen dieser Welt ziemlich viele Bekannte hast?«
    Ich dachte über diese Frage nach. »Aber, aber, mir fallen nur zwei ein – nein, drei, seit Evelyns Kusine im letzten Jahr in Budapest verhaftet wurde. Das sind nicht sehr viele.«
    Emerson kicherte. Er war großartiger Laune, und das mit allem Grund. Die Umgebung, die Entwicklung seiner Karriere, unsere Zukunft – all das gab Anlaß zu ungezügelter Lebensfreude.
    Seit den Ereignissen, von denen ich berichtet habe, waren zweieinhalb Monate vergangen, und wir befanden uns auf dem Heimweg. Wir saßen an Deck des Dampfers Rembrandt. Die Sonne schien auf uns herab, und weißgekrönte Wellen teilten sich vor dem Bug, während das Schiff in rascher Geschwindigkeit auf Marseille zusteuerte. Die übrigen Passagiere drängten sich ganz am hinteren Ende des Schiffs zusammen. (Ich kann mir nie merken, ob man es Heck oder Achtern nennt.) Aber wie dem auch sei, jedenfalls hielten sie sich dort auf und ließen uns in Ruhe. Ich hatte nichts dagegen, daß wir auf diese Weise Zeit und Platz für uns allein hatten, obwohl ich ihre Abneigung gegen unsere Mumien nicht verstand. Schließlich waren die armen Teufel doch tot.
    Außerdem waren sie ziemlich feucht. Deshalb brachte Emerson sie jeden Tag an Deck, damit sie trockneten. Sie lagen in ihren bunt bemalten Särgen und blickten ernst der Sonne entgegen, und ich bezweifle nicht, daß sie sich recht wohl dabei fühlten; war denn nicht der Sonnengott die oberste Gottheit gewesen, die sie einst angebetet hatten? Ra Harakhte erwies seinen Gläubigen einen letzten Dienst, damit sie noch einige Jahrhunderte in den feierlichen Hallen eines modernen Tempels der Gelehrsamkeit überstanden – einem Museum.
    Unser Grab hatte sich schließlich doch als Enttäuschung entpuppt. Zweifellos war es einmal die Beisetzungsstätte eines Königs gewesen. Der Grundriß und der Bildschmuck waren zu aufwendig für einen gewöhnlichen Sterblichen. Allerdings mußte der ursprüngliche Bewohner jemandes Mißfallen erregt haben, sein Name und sein Portrait waren, wo immer sie auftauchten, böswillig zerstört worden, und die Mumie und die Grabbeigaben

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