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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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waren schon lange verschwunden. Ein ehrgeiziger Priester einer späteren Dynastie hatte die Grabstätte für seine eigene Familie genutzt. Noch später dann war die Decke eingestürzt, und Wasser war in die Grabkammer eingedrungen. Wir hatten die Überreste von nicht weniger als zehn Mumien gefunden; alle mehr oder weniger beschädigt und alle mehr oder weniger mit Juwelen und Amuletten ausgestattet. Bei der Aufteilung der Beute hatte sich Monsieur Grebaut großzügig gezeigt, indem er Emerson die ekelhaftesten und am meisten durchweichten Mumien zuteilte. Und so genossen die Lobsängerin Amons, Sat-Hathor, und der erste Prophet von Min, Ahmose, ein paar letzte Tage in der Sonne.
    Karl und Mary hatten sich am Tag vor unserer Abreise in Luxor das Jawort gegeben. Ich war Brautjungfer gewesen, Emerson hatte die Braut zum Altar geführt, und Mr. Vandergelt hatte als Trauzeuge fungiert. Mr. O’Connell war nicht dabei gewesen. Allerdings machte ich mir keine Sorgen um sein gebrochenes Herz; er war zu sehr mit Leib und Seele Journalist, um einen guten Ehemann abzugeben. Sein Bericht über die Hochzeit war in der Kairoer Zeitung erschienen und hatte sich eher durch Sensationslüsternheit – der Fluch des Pharaos, letzter Teil – als durch Böswilligkeit ausgezeichnet.
    Wie ich zu Emerson damals bemerkte, gibt es nichts Besseres als ein Steckenpferd, um einen Menschen von seinen Kümmernissen abzulenken. Mr. Vandergelt war ein gutes Beispiel dafür, obwohl ich nicht glaube, daß seine Zuneigung zu Lady Baskerville jemals mehr als nur oberflächlicher Natur gewesen war. Er hatte sich bei der Antikenverwaltung um Lord Baskervilles Genehmigung beworben und machte bereits eifrig Pläne für die nächste Ausgrabungssaison.
    »Wirst du in der nächsten Saison Mr. Vandergelts Angebot, sein Chefarchäologe zu werden, annehmen?« fragte ich.
    Emerson, der sich mit seinem Hut über dem Gesicht in einem Liegestuhl zurückgelehnt hatte, grunzte nur. Ich versuchte es anders: »Arthur – Lord Baskerville – hat uns eingeladen, diesen Sommer bei ihm zu verbringen. Er wird bald einen Ersatz für seine verlorene Liebste gefunden haben; ein junger Mann, der sowohl in persönlicher als auch in finanzieller Hinsicht soviel zu bieten hat, hat auch große Auswahl unter den jungen Damen. Aber Mary hatte recht, seinen Antrag nicht anzunehmen. Sie ist in Luxor zu Hause, und sie interessiert sich sehr für die Ägyptologie. Sie ist viel intelligenter als Arthur, und eine solche Ehe wäre niemals gutgegangen. Arthurs Mutter jedoch hat mir sehr gut gefallen. Ich war ziemlich gerührt, als sie mir die Hand küßte und mir dafür dankte, daß ich ihren Jungen gerettet habe.«
    »Das zeigt, wie dumm diese Frau ist«, murmelte Emerson unter seinem Hut hervor. »Durch deinen Leichtsinn hättest du den jungen Mann fast umgebracht. Wenn dir nur eingefallen wäre, ihn zu fragen …«
    »Und was ist mit dir? Diese Frage habe ich dir noch nie gestellt, Emerson, aber gestehe, jetzt da wir allein sind; du hast bis zur letzten Nacht nicht gewußt, daß Lady Baskerville schuldig war. Diesen ganzen Unsinn mit den Indizien und Schlußfolgerungen hast du dir aus ihrem Geständnis zusammengereimt. Wenn du es gewußt hättest, wärest du nicht so unvorsichtig gewesen, dir von ihr Laudanum in den Kaffee schütten zu lassen.«
    Emerson setzte sich auf und schob den Hut zurück. »Ich gebe zu, das war eine Fehleinschätzung. Doch wie zum Teufel hätte ich wissen sollen, daß das Dienstmädchen opiumsüchtig war und Lady Baskerville von ihr einen Vorrat der Droge bekommen hat; weißt du, du hättest mich eigentlich warnen müssen.«
    »Niemand hätte das vorhersehen können«, sagte ich und wand mich geschickt wie immer aus der Affäre. »Ist es nicht Ironie des Schicksals? Wenn Atiyah nicht süchtig gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich auch eines von Lady Baskervilles vielen Opfern geworden. Obwohl sie die Dame wiederholt bei ihren nächtlichen Wanderungen beobachtete, stand sie zu sehr unter Drogeneinfluß, um zu begreifen, was sie da sah. Abgesehen davon hätte sie keine glaubwürdige Zeugin abgegeben.«
    »Apropos«, meinte Emerson, der inzwischen völlig wach war und sich in Verteidigungshaltung befand. »Wie bist du darauf gekommen, Lady Baskerville zu verdächtigen? Und sag’ mir jetzt bloß nicht, es wäre Intuition gewesen.«
    »Ich habe es dir schon erzählt. Es war Arthurs Bett. Außerdem«, fügte ich hinzu, »war es für mich nicht schwer zu verstehen,

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