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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Baskerville. »Im Testament meines lieben Gatten sind Gelder eigens für die Vollendung jedes Projektes vorgesehen, das bei seinem Hinscheiden in Arbeit sein sollte. Unsere Leute – mit Ausnahme von Alan – sind in Luxor und bereit weiterzumachen. Ich muß gestehen, daß die Arbeiter deutlichen Widerwillen gezeigt haben, zum Grab zurückzukehren; Sie wissen ja, es sind arme, abergläubische Geschöpfe …«
    »Das wäre kein Problem«, meinte Emerson mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Nein, Lady Baskerville, die Schwierigkeit liegt nicht in Ägypten, sondern hier. Sie liegt hier. Wir haben ein kleines Kind. Wir könnten es nicht riskieren, es nach Luxor mitzunehmen.«
    Eine Pause entstand. Lady Baskervilles Augenbrauen wanderten noch ein Stück nach oben; sie wandte sich mir zu, mit einem Blick, in dem die Frage geschrieben stand, die laut auszusprechen ihr ihre gute Erziehung verbot. Denn ein solcher Einwand war doch im Grunde genommen völlig nichtig. Die meisten Männer hätten, wenn sie eine Chance bekamen, wie sie sie Emerson offeriert hatte, ohne mit der Wimper zu zucken ein halbes Dutzend Kinder und die gleiche Anzahl von Ehefrauen im Stich gelassen und die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Da dieser Gedanke Emerson offenbar noch nicht einmal in den Sinn gekommen war, fühlte ich mich zur nobelsten Geste meines Lebens genötigt.
    »Kümmere dich nicht darum, Emerson«, sagte ich. Ich mußte kurz innehalten, um mich zu räuspern; doch dann legte ich in meine Stimme eine Festigkeit, auf die ich mir – wenn ich so sagen darf – sehr viel zugute hielt. »Ramses und ich werden hier sehr gut zurechtkommen. Wir werden dir jeden Tag schreiben …«
    »Schreiben!« Emerson wandte sich ruckartig zu mir um, seine blauen Augen blitzten, und auf seiner Stirn hatten sich Falten gebildet. Ein uneingeweihter Beobachter hätte ihn für aufgebracht gehalten. »Wovon redest du? Du weißt, ich würde niemals ohne dich fahren.«
    »Aber …« wollte ich einwenden, während mir das Herz bis zum Hals schlug.
    »Red keinen Unsinn, Peabody. Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Hätte mir in diesem Augenblick nicht etwas anderes tiefe Genugtuung verschafft, wäre ein Blick auf Lady Baskervilles Gesicht Grund genug zur Freude gewesen. Emersons Antwort hatte sie völlig überrascht; und die Verwunderung, mit der sie mich musterte, um ein Zeichen jenes Zaubers zu entdecken, dessentwillen ein Mann mich nicht zurücklassen wollte, war vergnüglich anzusehen.
    Als sie sich wieder gefaßt hatte, meinte sie zögernd: »Falls die Frage angemessener Unterbringung des Kindes ein Problem sein sollte …«
    »Nein, nein«, fuhr Emerson dazwischen. »Das ist nicht das Problem. Es tut mir leid, Lady Baskerville. Wie wäre es denn mit Petrie?«
    »Dieser schreckliche Mensch?« Lady Baskerville schauderte. »Henry konnte ihn nicht ausstehen – so grob, so besserwisserisch, so vulgär.«
    »Dann vielleicht Naville.«
    »Henry hatte eine so schlechte Meinung von seinen Fähigkeiten. Außerdem glaube ich, daß er bei der Ägyptologischen Stiftung unter Vertrag steht.«
    Emerson schlug noch einige weitere Namen vor. Keiner davon kam in Frage. Doch die Dame machte keinerlei Anstalten zu gehen, und ich fragte mich, was sie nun wieder ausheckte. Ich wünschte, sie würde sich endlich zu einem Entschluß durchringen oder verschwinden; mir knurrte der Magen, da ich beim Tee keinen Appetit gehabt hatte.
    Wieder einmal rettete mich mein anstrengendes, aber nützliches Kind vor einem unwillkommenen Gast. Unsere Gute-Nacht-Wünsche an Ramses waren ein unabänderliches Zeremoniell. Emerson las ihm etwas vor, und auch ich hatte meinen Teil beizutragen. Wir waren schon über der gewohnten Zeit, und Geduld gehört nicht zu den hervorragenden Tugenden von Ramses. Nachdem er, wie er meinte, lange genug auf uns gewartet hatte, machte er sich auf die Suche. Wie es ihm gelungen war, sich an seinem Kindermädchen und den übrigen Dienstboten vorbeizuschmuggeln, weiß ich nicht. Die Tür zum Salon wurde derart schwungvoll aufgestoßen, daß man eigentlich erwartet hätte, Herkules auf der Schwelle zu sehen. Trotzdem war der Anblick von Ramses in seinem kleinen weißen Nachthemd, mit lockigem Haar, das sich feucht um sein freudestrahlendes Gesicht ringelte, keine Enttäuschung. Er hatte wirklich etwas Engelhaftes an sich; ihm fehlten nur die Flügel, dann hätte er einem von Raphaels dunkelhäutigen Cherubinen geähnelt.
    Er trug einen großen Aktenordner bei sich,

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