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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keine Gelegenheit. Die Dame rauschte aus dem Zimmer, wobei sich ihre schwarzen Schleier wie Gewitterwolken bauschten.
    »Verdammt!« sagte Emerson und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Sie war ziemlich unverschämt«, stimmte ich ihm zu.
    »Unverschämt? Ganz im Gegenteil, sie hat versucht, die unangenehmen Tatsachen so freundlich wie möglich beim Namen zu nennen. Ein richtiger Familienvater! Endlich den Ruhepunkt gefunden! Himmel noch mal!«
    »Nun redest du daher wie ein richtiges Mannsbild«, stellte ich wütend fest.
    »Das wundert mich aber! Ich bin ja gar kein Mann, ich bin ein domestizierter, verknöcherter alter Langweiler, ohne Mumm und Courage …«
    »Du reagierst genau so, wie sie gehofft hat!« rief ich aus. »Siehst du denn nicht, daß sie in ihrer Hinterhältigkeit jedes Wort genau überlegt hat? Das einzige, was sie nicht gesagt hat, war …«
    »Pantoffelheld. Richtig, ganz richtig. Sie war zu höflich, um das auszusprechen.«
    »So, du meinst also, daß du unter dem Pantoffel stehst?«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Emerson und bewies damit den grundlegenden Mangel an Logik, den das männliche Geschlecht bei einem Streit in aller Regel offenbart. »Nicht, daß du es nicht versuchen würdest …«
    »Und du versuchst, mich zu tyrannisieren. Wenn ich nicht so eine starke Persönlichkeit wäre …«
    Die Tür zum Salon öffnete sich. »Das Dinner ist serviert«, sagte Wilkins.
    »Sagen Sie der Köchin, sie soll es eine Viertelstunde warm stellen«, antwortete ich. »Wir sollten zuerst Ramses ins Bett packen, Emerson.«
    »Ja, ja. Ich lese ihm etwas vor, während du diese abscheuliche Kutte ausziehst. Ich weigere mich, mit einer Frau zu speisen, die wie eine englische Matrone aussieht und wie ein Komposthaufen riecht. Was fällt dir ein, zu sagen, ich würde dich tyrannisieren?«
    »Ich sagte, du versuchst es. Weder dir noch irgendeinem anderen Mann wird das je gelingen.«
    Wilkins trat einen Schritt zurück, als wir auf die Tür zuschritten.
    »Danke, Wilkins«, sagte ich.
    »Bitte, Madam.«
    »Was den Vorwurf mit dem Pantoffelhelden angeht …«
    »Wie bitte, Madam?«
    »Ich meinte Professor Emerson.«
    »Ja, Madam.«
    »Ich habe das Wort Pantoffelheld benutzt«, knurrte Emerson und ließ mir den Vortritt auf der Treppe. »Und genau dieses Wort habe ich auch gemeint.«
    »Warum nimmst du dann nicht das Angebot der Dame an? Ich habe doch gesehen, wie begierig du darauf bist. Was für eine wundervolle Zeit ihr beiden haben könntet, Nacht für Nacht, unter dem sanften Mond Ägyptens …«
    »Ach, rede nicht so dummes Zeug, Amelia. Die arme Frau wird nicht nach Luxor zurückkehren; sie würde die Erinnerungen nicht ertragen können.«
    »Ha!« Ich lachte verächtlich auf. »Die Naivität von euch Männern verblüfft mich immer wieder. Natürlich wird sie dorthin zurückkehren. Vor allem, wenn du dort bist.«
    »Ich habe nicht die Absicht hinzufahren.«
    »Niemand hält dich davon ab.«
    Wir waren am oberen Ende der Treppe angelangt. Emerson wandte sich nach rechts, um zum Kinderzimmer hinaufzugehen. Ich drehte mich nach links, in Richtung unserer Zimmer.
    »Du kommst aber bald hinauf, nicht?« wollte er wissen.
    »In zehn Minuten.«
    »Sehr gut, mein Schatz.«
    Es dauerte keine zehn Minuten, mir das graue Kleid vom Leibe zu reißen und ein anderes anzuziehen. Als ich das Kinderschlafzimmer betrat, lag der Raum völlig im Dunkeln, abgesehen von einer Lampe, in deren Schein Emerson saß und vorlas. Ramses in seinem Kinderbettchen blickte mit gespannter Aufmerksamkeit hoch zur Decke. Es war eine hübsche Familienszene, wenn man nicht hörte, wovon die Rede war.
    »… die anatomischen Einzelheiten der Verletzung, darunter ein großer Riß im Stirnbein, der Bruch eines Backenknochens und der Augenhöhle und ein Speerhieb, durch den der Warzenfortsatz zerschmettert und der oberste Halswirbel verletzt wurden, erlauben uns, die Umstände zu rekonstruieren, unter denen der König zu Tode kam.«
    »Ah, die Mumie von Seqenenre«, sagte ich. »Seid ihr schon so weit?«
    Das kleine Wesen in seinem Kinderbettchen sagte mit nachdenklicher Stimme: »Ich glaube, jemand hat ihn befeitigt.«
    »Was?« fragte Emerson, der wohl das letzte Wort nicht verstanden hatte.
    »Beseitigt«, erklärte ich. »Ich muß dem zustimmen, Ramses; ein Mann, dessen Schädel durch wiederholte Schläge zertrümmert wurde, starb gewiß keines natürlichen Todes.«
    Sarkasmus läuft bei Ramses ins Leere. »Ich denke«, beharrte er, »daf ef ein

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