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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Familienftreit war.«
    »Völlig undenkbar«, mischte Emerson sich ein. »Auch Petrie hat diese absurde These vertreten; es ist unmöglich, weil …«
    »Genug«, sagte ich. »Es ist schon spät, und Ramses sollte schlafen. Die Köchin wird wütend sein, wenn wir nicht sofort nach unten kommen.«
    Emerson beugte sich über das Kinderbettchen. »Gute Nacht, mein Junge.«
    »Gute Nacht, Papa. Eine der Frauen auf dem Harem war ef, glaube ich.«
    Ich packte Emerson beim Arm und schob ihn durch die Tür, bevor er diese interessante These weiterverfolgen konnte. Nachdem ich auch meinen Teil des abendlichen Rituals erfüllt hatte (dessen Beschreibung an dieser Stelle wenig Sinn hätte), folgte ich Emerson nach draußen.
    »Wirklich«, sagte ich, als wir Arm in Arm den Korridor entlanggingen, »ich überlege, ob Ramses nicht zu frühreif ist. Weiß er denn, was ein Harem ist, frage ich mich? Und manche Leute würden wohl der Ansicht sein, daß ein solcher Katalog des Schreckens als Gutenachtgeschichte den Nerven eines Kindes nicht besonders zuträglich sein könnte.«
    »Ramses hat Nerven aus Stahl. Sei versichert, er wird den Schlaf des Gerechten schlafen und bis zum Frühstück seine Theorie vollständig ausgearbeitet haben.«
    »Evelyn würde sich freuen, ihn im Winter aufzunehmen.«
    »Oh, dann sind wir also wieder bei diesem Punkt? Was für eine Rabenmutter bist du, daß du dir überlegst, dein Kind im Stich zu lassen?«
    »Offenbar muß ich mich entscheiden, ob ich mein Kind oder meinen Mann im Stich lasse.«
    »Falsch, völlig falsch. Keiner wird jemanden im Stich lassen.«
    Wir nahmen am Tisch Platz. Unter den kritischen Blicken von Wilkins trug der Diener den ersten Gang auf.
    »Ausgezeichnete Suppe«, meinte Emerson erfreut. »Würden Sie das bitte an die Köchin weiterleiten, Wilkins?«
    Wilkins neigte den Kopf.
    »Wir werden das jetzt ein für allemal klären«, sagte Emerson. »Ich möchte, daß du aufhörst, ständig zu quengeln.«
    »Ich quengle nie.«
    »Nein, weil ich das nicht zulasse. Merk dir eines, Amelia: Ich werde nicht nach Ägypten fahren. Ich habe das Angebot von Lady Baskerville abgelehnt und beabsichtige nicht, es mir anders zu überlegen. Ist das klar genug?«
    »Du bist dabei, einen schweren Fehler zu begehen«, erwiderte ich. »Ich bin der Ansicht, du solltest fahren.«
    »Ich kenne deine Ansicht sehr wohl. Du redest ja ständig davon. Warum kannst du mich nicht meine eigene Entscheidung treffen lassen?«
    »Weil du dich irrst.«
    Es ist nicht nötig, den Rest der Auseinandersetzung wiederzugeben. Sie zog sich das ganze Essen über hin, wobei Emerson sich von Zeit zu Zeit an Wilkins’ oder an John, den Diener, wandte, damit dieser seinen Standpunkt unterstützte. Anfangs fühlte sich John, der erst ein paar Wochen bei uns war, deshalb recht unbehaglich. Nach und nach jedoch erwachte bei ihm das Interesse an der Erörterung, und er gab von sich aus Kommentare dazu ab, ohne auf Wilkins’ mißbilligende Blicke und sein Stirnrunzeln zu achten, der schon lange genug wußte, wie man mit Emersons unkonventionellem Benehmen umzugehen hatte. Um die Gefühle des Butlers nicht über Gebühr zu strapazieren, sagte ich, daß wir den Kaffee gerne im Salon zu uns nehmen würden. Bevor John hinausging, meinte er noch ernsthaft: »Sie sollten besser hierbleiben, Sir. Die Eingeborenen dort sind komische Leute, und ich bin sicher, Sir, wir würden Sie alle vermissen, wenn Sie weggehen.«
    Nachdem wir John hinausgeschickt hatten, war das Thema noch lange nicht erledigt, denn mit der mir eigenen Entschlossenheit hielt ich daran fest, obwohl Emerson versuchte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Zuletzt schleuderte er mit einem Wutschrei seine Kaffeetasse in den offenen Kamin und stürmte aus dem Salon. Ich folgte ihm.
    Als ich in unser Schlafzimmer kam, war Emerson gerade dabei, sich auszuziehen. Jackett, Krawatte und Kragen lagen unordentlich über diverse Möbelstücke verstreut, und als er sein Hemd ablegte, schossen die Knöpfe wie Projektile durchs ganze Zimmer.
    »Du solltest dir wieder ein Dutzend neue Hemden kaufen, wenn du das nächste Mal in die Regent Street kommst«, sagte ich und zog schnell den Kopf ein, um nicht von einem vorbeischießenden Knopf getroffen zu werden. »Du wirst sie brauchen, wenn du ins Ausland gehst.«
    Emerson drehte sich blitzschnell zu mir um. Für einen so stämmigen und breitschultrigen Mann ist er erstaunlich flink in seinen Bewegungen. Mit einem Sprung stand er

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