Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
und Narben. Ein Auge war milchig, blind und leer. Das andere funkelte Emerson zornig an.
    »Ah«, sagte mein Gatte in arabisch, »du bist es, Habib. Und ich dachte, die Polizei hätte dich ein für allemal aus dem Verkehr gezogen. Welcher Dummkopf hat dir eine Aufgabe anvertraut, die eines ehrbaren Mannes bedürfte?«
    Es heißt, die Augen seien der Spiegel der Seele. Jedenfalls gab Habibs funktionstüchtiges Auge für einen kurzen Moment die Heftigkeit seiner wahren Gefühle zu erkennen. Doch nur für einen Augenblick; dann verfiel er in hündische Unterwürfigkeit, murmelte eine Begrüßung, Entschuldigungen, Erklärungen – und Beteuerungen, er habe seinem üblen Leben abgeschworen und das Vertrauen des Amtes für Antikenverwaltung gewonnen.
    Emerson war unbeeindruckt. »Allah allein vermag in dein Herz zu sehen, Habib; ich verfüge nicht über sein allwissendes Auge, doch ich habe da meine Zweifel. Ich werde mir jetzt das Grab ansehen. Geh mir aus dem Weg.«
    Inzwischen hatte sich auch der zweite Wächter erhoben und verbeugte sich in einem fort. Er hatte ein nicht ganz so schurkisches Gesicht wie Habib, was vielleicht daran lag, daß er jünger war.
    »Leider, edler Herr, habe ich keinen Schlüssel«, sagte Habib.
    »Aber ich habe einen.« Emerson zog ihn hervor.
    Das Tor war über die Breite des Eingangs im Stein verankert. Es hatte starke Streben und ein massives Schloß; doch ich wußte, daß dies für Männer, die dafür bekannt waren, daß sie das dickste Felsgestein durchbohren, um die Toten ausrauben zu können, kein dauerhaftes Hindernis darstellen würde. Als das Gitter aufschwang, standen wir vor dem versiegelten Eingang, an dem Lord Baskerville am letzten Tag seines Lebens gescheitert war. Seither hatte niemand etwas angerührt. Das kleine Loch, das Armadale geschlagen hatte, klaffte noch immer als einzige Öffnung in der Steinwand.
    Emerson zündete eine Kerze an und hielt sie an die Öffnung, und als wir beide gleichzeitig hindurchsehen wollten, stießen wir in unserem Übereifer mit den Köpfen zusammen. Ich wußte, was mich erwartete, und doch dämpfte es meine Begeisterung, einen Haufen Steinschutt zu erblicken, der alles verbarg, was hinter ihm lag.
    »So weit, so gut«, meinte Emerson. »Seit Baskervilles Tod hat niemand versucht, hier einzudringen. Offen gesagt habe ich erwartet, daß unsere Freunde aus Gurneh schon viel früher Anstrengungen unternommen hätten einzubrechen.«
    »Daß sie es nicht getan haben, läßt mich vermuten, daß wir eine langwierige Arbeit vor uns haben«, erwiderte ich. »Vielleicht warten sie darauf, daß wir erst einmal den Zugang freischaufeln, damit sie ohne Anstrengung an die Grabkammer herankommen.«
    »Du könntest recht haben. Aber ich hoffe, daß du dich irrst, was den Umfang der notwendigen Aushubarbeiten angeht; in der Regel liegt der Schutt nur bis zum Treppenschacht.«
    »Belzoni schreibt, daß er 1844 beim Betreten des Seti-Grabes über Berge von Schutt gestiegen sei«, erinnerte ich ihn.
    »Das kann man kaum miteinander vergleichen. Jenes Grab wurde ausgeraubt und später für weitere Bestattungen benutzt. Das Geröll, von dem Belzoni schreibt …«
    Wir waren mitten in einer angenehm anregenden archäologischen Diskussion, als wir plötzlich unterbrochen wurden. »Hallo, Sie da unten«, rief eine laute, fröhliche Stimme. »Darf ich hinunterkommen, oder kommen Sie herauf?«
    Als ich mich umwandte, erblickte ich eine Gestalt, die sich von der Öffnung am oberen Ende der Treppe abhob. Es war der große Mann, der mir zuvor bereits aufgefallen war, doch ich konnte ihn erst deutlich erkennen, nachdem wir die Stufen hinaufgestiegen waren. Emerson hatte, ohne zu zögern, geantwortet, daß wir hinaufkommen würden. Er war nicht erpicht darauf, daß sich ein Fremder seinem neuen Spielzeug näherte.
    Die Gestalt entpuppte sich als ein sehr großgewachsener, sehr magerer Gentleman mit einem hageren, humorvollen Gesicht. Sein Haar war von jener unbestimmbaren Farbe, die sowohl blond als auch grau sein kann. Sein Akzent verriet sofort seine Herkunft, und als wir die Treppe erklommen hatten, verfiel er in die überschwengliche Redeweise, die Amerikanern so eigen ist.
    »Ja, wen haben wir denn da? Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für eine Freude es mir ist! Wer Sie sind, ist ja wohl sonnenklar. Aber zuerst muß ich mich Ihnen vorstellen: Cyrus Vandergelt, New York, USA – zu Ihren Diensten, Ma’am, und natürlich auch Ihnen, Professor Emerson.«
    Wie jeder,

Weitere Kostenlose Bücher