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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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um die Ecke des Hauses und sah die Loggia vor mir. Die helle Farbe der Pfeiler sah in dem unheimlichen Licht seltsam verändert aus. Das Innere lag in tiefem Schatten. Ich erkannte die Umrisse der weißen Korbstühle und Tische, entdeckte aber nirgends eine menschliche Gestalt. Ich hielt inne und sagte ganz leise: »Warte hier, Abdullah. Mach keinen Lärm und misch dich nicht ein, es sei denn, ich rufe um Hilfe.«
    Ich schlich weiter. Auch wenn Emerson mir oft mangelnde Vorsicht vorwirft, war mir doch sehr wohl klar, daß ich nicht einfach drauflosgehen durfte. Ich wollte im Schutze eines Pfeilers erst einmal die Lage sondieren, bevor ich mich zeigte.
    Emersons Behauptung, dieses mitternächtliche Rendezvous sei ein reines Hirngespinst, war natürlich lächerlich. Durch kühle Überlegung kam ich jedoch zu dem Schluß, daß ich nicht absolut sicher sein konnte, ob Milverton beabsichtigte, den Mord an Lord Baskerville zu gestehen. Vielleicht wollte er mir bloß irgendwelche, weniger interessante Informationen mitteilen oder sich – welch unangenehmer Gedanke – meiner Anteilnahme, während er über Mary sprach, versichern. Junge Männer leiden gewöhnlich an der Wahnvorstellung, die ganze Welt sei an ihren Liebesaffären interessiert.
    Ein Schaudern durchfuhr mich, als ich am anderen Ende der Loggia die rotglühende Spitze einer Zigarre entdeckte. Ich trat aus meinem Versteck und schlich vorsichtig in diese Richtung.
    »Mrs. Emerson!« Milverton erhob sich und drückte die Zigarre aus. »Sie sind also doch gekommen. Gott segne Sie.«
    »Sie müssen Augen wie eine Katze haben«, sagte ich verdrossen, weil es mir nicht gelungen war, mich ihm unbemerkt zu nähern.
    Wir unterhielten uns im Flüsterton. »Mein Gehör ist außergewöhnlich gut ausgeprägt«, erwiderte er. »Ich hörte Ihr Kommen.«
    Ich setzte mich. Milverton folgte meinem Beispiel und wählte den Stuhl neben mir. Die kühle Brise rüttelte an den Weinreben, die sich wie grüne Arme um die Pfeiler rankten.
    Eine Weile sprach keiner von uns ein Wort. Ich fürchtete, in dieser delikaten Situation das Falsche zu sagen, und schwieg deshalb.
    Milverton rang mit seinen Ängsten und seinem Schuldgefühl. Zumindest hoffte ich, daß er aus diesem Grund schwieg und nicht deshalb, weil er über die schnellstmögliche Weise, mich zu beseitigen, nachdachte. Wenn er mich an der Gurgel packte, konnte ich nicht Abdullah zu Hilfe rufen. Ich wünschte, ich hätte meinen Sonnenschirm dabeigehabt.
    Milvertons erste Bemerkung war nicht dazu angetan, meine Befürchtungen zu zerstreuen. »Sie sind eine couragierte Frau, Mrs. Emerson«, sagte er in bedrohlichem Ton. »Allein hierher zu kommen, mitten in der Nacht, nach einem mysteriösen Todesfall und einer Serie merkwürdiger Vorfälle.«
    »Das war ziemlich dumm von mir«, gab ich zu. »Ich fürchte, daß übersteigertes Selbstvertrauen einer meiner Fehler ist. Emerson macht mir das häufig zum Vorwurf.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, etwas so Beleidigendes anzudeuten«, stieß Milverton hervor. »Ich würde eher meinen, daß Ihre Entscheidung auf einer profunden Kenntnis der menschlichen Natur beruht und auf weiblicher Anteilnahme.«
    »Nun, wenn Sie es so nennen …«
    »Und Sie haben recht«, fuhr Milverton fort. »Sie haben meinen Charakter richtig beurteilt. Ich bin schwach und dumm, aber nicht verschlagen, Mrs. Emerson. Von mir droht Ihnen keine Gefahr. Ich bin nicht fähig, eine Frau zu verletzen – oder genau gesagt, irgend jemanden zu verletzen. Und Ihr Vertrauen zu mir hat Sie in meiner Wertschätzung sehr gehoben. Ich würde mein Leben geben, um Sie zu schützen.«
    »Hoffen wir, daß sich diese Notwendigkeit nicht ergibt«, sagte ich. Obgleich ich mich wieder sicher fühlte, verspürte ich eine gewisse Lustlosigkeit. Diese Worte klangen nicht wie der Auftakt zu einem Mordgeständnis. »Doch«, fuhr ich fort, »ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, Mr. Milverton. Es ist bereits sehr spät. Darf ich Sie bitten, mir zu sagen … was ist es, was Sie mir mitteilen wollten?«
    Der Mann neben mir, von dem in der Dunkelheit nur eine vage Kontur zu erkennen war, gab einen merkwürdigen unterdrückten Ton von sich, der vielleicht ein Lachen war. »Sie haben den Kernpunkt meines Geständnisses berührt, Mrs. Emerson. Sie haben mich mit einem Namen angesprochen, der nicht mein eigener ist.«
    »Wer sind Sie dann?« fragte ich überrascht.
    »Ich bin Lord Baskerville«, lautete seine verblüffende Antwort.

Kapitel 9

    Mein

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