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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Taschentuch ans Gesicht. »Himmel, wie ich schwitze. Es ist sehr heiß hier.«
    Das Mädchen legte den Arm um meine Schulter. »Es ist tatsächlich sehr warm«, stimmte sie zu. »Kommen Sie, gehen wir wieder in den Salon.«
    Der Abend war einer der unangenehmsten, die ich je erlebt habe. Lady Baskerville konzentrierte ihren unleugbaren Charme auf Mr. Vandergelt. Milverton schwieg trübsinnig vor sich hin und wich meinen Blicken aus. Man hatte zwar Madame Berengeria auf ihr Zimmer geführt, doch ihre Anwesenheit hier im Haus schien wie ein gewaltiger, bedrohlicher Schatten über uns zu schweben. Doch vor allem war es ein Gedanke, der jedes Wort trübte und mir jeden Bissen im Mund vergällte – der Gedanke, daß Emerson am Grab Wache hielt, ungeschützt den Unholden ausgeliefert, die es bekanntlich auf sein Leben abgesehen hatten. Selbst wenn es keine weiteren Feinde gegeben hätte – und ich war mir sicher, daß es welche gab –, so hatte allein schon der bösartig gesinnte Habib ein zweifaches Motiv für einen Überfall, nämlich Geldgier und Rache.
    Die Tischgesellschaft ging schon bald auseinander. Es war erst zehn Uhr, als ich mich zu Bett legte und das Moskitonetz befestigte. Der Gedanke, daß mein Gatte in Gefahr schwebte, hatte mich so zermürbt, daß ich fast schon bereit gewesen wäre, mich seiner letzten Anordnung zu fügen. Doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich beobachtete den geheimnisvollen Weg, den das Mondlicht auf den Fußboden zeichnete, und nach einer Weile lockte es mich wie eine Straße, die in fremde, unbekannte Gefilde führt. Ich mußte ihr ganz einfach folgen.
    Ich stand auf. Vorsichtig öffnete ich die Tür.
    Die träumerische Stille der Nacht wurde nur vom Schwirren nächtlicher Insekten und vom traurigen Heulen der Schakale in den weit entfernten Hügeln gestört. Das ganze Haus lag in Schlaf versunken. Ich wartete und spähte hinaus; nach einiger Zeit sah ich, wie die dunkle Gestalt eines Mannes leise über den Hof ging. Nach Hassans Tod hatte Emerson einen unserer eigenen Männer zum Wachestehen abkommandiert.
    Da ich nicht beabsichtigt hatte, diesen Weg zu nehmen, war ich nicht im geringsten entmutigt, schloß leise die Tür und kleidete mich an. Ich spähte noch einmal hinaus, um sicherzugehen, daß alles ruhig war und der Wächter sich noch im Hof befand. Dann trat ich ans Fenster.
    Ich hatte ein Knie bereits auf der Fensterbank und wollte gerade den zweiten Fuß nachziehen, als plötzlich eine dunkle Gestalt vor mir aufragte und eine vertraute Stimme in arabisch flüsterte: »Hat die Sitt einen Wunsch? Ihr Diener wird es ihr bringen.«
    Hätte ich mich nicht an der Fensterbank festgehalten, wäre ich rückwärts hinabgefallen. Ich faßte mich wieder und kletterte ganz hinauf.
    »Die Sitt möchte aus dem Fenster steigen, Abdullah«, erwiderte ich. »Reich mir die Hand oder geh mir aus dem Weg.«
    Die große Gestalt des Vorarbeiters rührte sich nicht. »Efreets und Schurken spuken in der Dunkelheit«, sagte er. »Die Sitt sollte besser wieder zu Bett gehen.«
    Ich sah, daß sich eine Diskussion nicht vermeiden ließ, setzte mich deshalb und ließ die Beine baumeln. »Warum bist du nicht mit Emerson gegangen, um ihn zu beschützen?«
    »Emerson ließ mich hier, um den Schatz zu bewachen, der ihm mehr wert ist als das Gold des Pharaos.«
    Ich bezweifelte, daß Emerson diese Worte gewählt hatte – obgleich er sich auf arabisch reichlich blumig ausdrückte. Meine Gewissensbisse deswegen, weil ich seiner Anordnung nicht gefolgt war, waren völlig verflogen. Er hatte mir nicht getraut!
    »Hilf mir hinunter«, sagte ich und streckte die Hände aus.
    Abdullah stöhnte auf. »Sitt Hakim, bitte laß das. Emerson wird meinen Kopf auf eine Stange pflanzen, wenn dir ein Schaden zustößt.«
    »Wie kann mir ein Schaden zustoßen, wenn du mich beschützt? Ich werde nicht weit weg gehen, Abdullah. Ich möchte, daß du mir folgst, dich dabei aber nicht sehen läßt, und dich dann hinter einem Busch oder Baum versteckst, wenn ich die Loggia erreicht habe.«
    Ich ließ mich auf den Boden hinab. Abdullah schüttelte verzweifelt den Kopf, aber er wußte, daß der Versuch, mich aufzuhalten, keinen Sinn hatte. Als ich durch das Gebüsch schlich, wobei ich die vom Mondlicht erhellten Stellen zu vermeiden suchte, wußte ich, daß er mir folgte, obgleich ich keinerlei Geräusch vernahm. Denn trotz seiner Größe konnte sich Abdullah wie ein körperloser Geist bewegen, wenn es nötig war.
    Ich bog

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