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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erster Gedanke war, daß Milverton den Verstand verloren hatte. Schuldgefühle und Reue – nehmen zuweilen die seltsamsten Formen an; da der junge Mann sich diese verabscheuungswürdige Tat nicht eingestehen wollte, hatte sein Gewissen ihm vorgegaukelt, daß Lord Baskerville noch lebte – und daß er Lord Baskerville sei.
    »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte ich. »Offenbar waren die Berichte über Ihren Tod stark übertrieben.«
    »Bitte scherzen Sie nicht«, stöhnte Milverton.
    »Ich habe nicht gescherzt.«
    »Aber … Oh, ich verstehe.« Wieder war das unterdrückte Lachen zu hören, das eher einem gequälten Aufschrei glich. »Ich kann es Ihnen nicht zum Vorwurf machen, wenn Sie mich für verrückt halten, Mrs. Emerson. Aber ich bin es nicht – noch nicht –, obwohl ich manchmal kurz davorstehe. Lassen Sie mich erklären.«
    »Ich bitte darum«, sagte ich mit Nachdruck.
    »Ich nenne mich Lord Baskerville, da ich nun diesen Titel trage. Ich bin der Neffe des verstorbenen Lords und somit sein Erbe.«
    Ich brauchte einige Sekunden, um diese Nachricht und ihre finstere Bedeutung zu erfassen.
    »Warum, um Himmels willen, laufen Sie dann mit einem falschen Namen herum?« fragte ich. »Kannte Lord Baskerville – der verstorbene Lord Baskerville – Ihre wahre Identität? Bei Gott, junger Mann, ist Ihnen denn nicht klar, daß Sie sich in höchstem Maße verdächtig machen?«
    »Selbstverständlich. Seit dem Tod meines Onkels war ich so aufgewühlt, daß ich wirklich glaube, das Fieber, das ich mir eingefangen habe, ist dadurch noch schlimmer geworden. Ehrlich gesagt, hätte ich mich ansonsten schon längst aus dem Staub gemacht.«
    »Aber Mr. Milverton … Wie soll ich Sie denn jetzt anreden?«
    »Ich heiße Arthur. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Sie mich so nennen.«
    »Also, Arthur – es ist wohl besser, daß Sie nicht davonlaufen konnten. Das wäre einem Schuldgeständnis gleichgekommen. Und Sie behaupten, wenn ich Sie richtig verstehe, daß Sie nichts mit dem Tod Ihres Onkels zu tun haben.«
    »Bei meiner Ehre als britischer Edelmann«, flüsterte er angespannt.
    Es fiel mir schwer, diesen eindrucksvollen Schwur in Zweifel zu ziehen, aber ich hatte immer noch meine Vorbehalte. »Erzählen Sie«, forderte ich ihn auf.
    »Mein Vater war der jüngere Bruder des verstorbenen Lords«, fing Arthur an. »Als junger Bursche zog er sich wegen einer jugendlichen Torheit die Mißbilligung seines strengen Erzeugers zu. Soweit ich weiß, war der alte Herr ein Despot, der sich zur Zeit des Puritanismus wohler gefühlt hätte als in unserem Jahrhundert. Ganz im Einklang mit dem Alten Testament schlug er ohne Umschweife die rechte Hand ab, die sein Mißvergnügen hervorgerufen hatte, und setzte den mißratenen Sohn vor die Tür. Mein armer Vater wurde mit einem kleinen monatlichen Wechsel nach Afrika geschickt und seinem Schicksal überlassen.«
    »Hat sein Bruder sich denn nicht für ihn eingesetzt?«
    Arthur zögerte einen Augenblick. »Ich will nichts vor Ihnen verheimlichen, Mrs. Emerson. Der verstorbene Lord Baskerville war mit dem grausamen Verhalten seines Vaters völlig einverstanden. Er erbte den Titel nur ein Jahr nach der Verbannung seines Bruders. Eine seiner ersten Handlungen war, meinem Vater zu schreiben, es sei reine Zeitverschwendung, ihn um Hilfe zu bitten, da ihn persönliche Überzeugung und Achtung als Sohn dazu zwängen, seinen Bruder zu verstoßen, wie es schon ihr gemeinsamer Vater getan habe.«
    »Wie gefühllos«, meinte ich.
    »Meine ganze Kindheit habe ich zu hören bekommen, was für ein Schurke er sei«, sagte Arthur.
    Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich dieses folgenschwere Geständnis hörte. Ahnte der junge Mann denn nicht, daß er mit jedem Wort sein eigenes Grab schaufelte? Glaubte er, ich würde, was seine Identität betraf, Stillschweigen bewahren? Oder vertraute er auf andere Mittel und Wege, um sich vor Entdeckung zu schützen?
    Arthur erzählte weiter: »Jede Nacht hörte ich, wie mein Vater ihn verfluchte, wenn er … nun, ich möchte nichts beschönigen … wenn er zuviel getrunken hatte. Das geschah, was ich bedauerlicherweise zugeben muß, mit den Jahren immer häufiger. Trotzdem war mein Vater, wenn er er selbst war, ein sehr liebenswerter Mann. Durch seine anziehende Art eroberte er das Herz meiner Mutter, der Tochter eines Gentleman aus Nairobi. Trotz des Widerspruchs ihrer Eltern heirateten sie. Meine Mutter verfügte über ein eigenes

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