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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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habe ich auch schon daran gedacht.«
    »Selbstverständlich.« Emerson lächelte mir zu. Er trank seinen Tee aus, ließ die Tasse fallen (mit Geschirr geht er fast ebenso schonungslos um wie mit Hemden) und erhob sich. »Zurück an die Arbeit. Wo stecken denn die anderen?«
    »Karl schläft. Aber Emerson«, fügte ich hinzu, als sich seine Brauen finster zusammenzogen, »du kannst doch nicht erwarten, daß der junge Mann die ganze Nacht Wache hält und den ganzen Tag lang arbeitet. Vandergelt ist zum Mittagessen nach Hause gegangen. Er wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist und das Neueste über Arthurs Zustand erfahren.«
    »Er wollte bequem zu Mittag essen und sich in Lady Baskervilles Lächeln sonnen«, fauchte Emerson. »Der Mann ist ein Dilettant. Ich habe den Verdacht, daß er mir das Grab wegschnappen will.«
    »Das unterstellst du jedem«, erwiderte ich, sammelte die Scherben der zerbrochenen Tasse ein und packte das restliche Essen zusammen.
    »Komm, Amelia, du hast schon genug Zeit verschwendet«, sagte Emerson. Dann rief er nach Abdullah und stürmte davon.
    Ich war gerade dabei, meine Arbeit wieder aufzunehmen, als ich Vandergelt näherkommen sah. Er hatte die Gelegenheit genutzt, sich umzuziehen, und trug nun einen anderen, makellos geschneiderten Tweedanzug, von denen er unzählige zu besitzen schien. Auf meinen Sonnenschirm gestützt beobachtete ich, wie er auf mich zugeschritten kam, und fragte mich, wie alt er wohl in Wirklichkeit sein mochte. Trotz seines angegrauten Haars und des faltigen, wettergegerbten Gesichts hatte er den Gang eines jungen Mannes und bemerkenswert viel Kraft in Armen und Händen.
    Als er mich erblickte, zog er höflich wie immer den Hut. »Zu meiner Freude kann ich berichten, daß alles in Ordnung ist«, sagte er.
    »Meinen Sie damit, daß Lady Baskerville Madame Berengeria noch nicht umgebracht hat?«
    Der Amerikaner sah mich fragend an und lächelte dann. »Der britische Humor! Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Mrs. Emerson, als ich ankam, gingen die beiden Damen gerade aufeinander los wie zwei Preisboxer. Ich mußte den Friedensstifter spielen, und ich rühme mich, daß ich meine Sache gut gemacht habe. Ich schlug vor, Madame solle die Götter Ägyptens anrufen und sie anflehen, das Leben des jungen Arthur zu schonen. Danach schnappte sie wie eine Schwalbe nach einer Mücke. Als ich ging, kauerte sie in der Mitte des Salons, murmelte vor sich hin und vollführte mystische Handbewegungen. Es war ein entsetzlicher Anblick.«
    »Und Arthurs Zustand ist unverändert?« fragte ich.
    »Ja. Aber er hält sich wacker. Sagen Sie, Mrs. Amelia, ich muß Sie etwas fragen – haben Sie diesem jungen Taugenichts, O’Connell, wirklich gesagt, daß er bei uns einziehen kann? Er hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um Lady Baskerville Honig ums Maul zu schmieren, und als ich ihn fragte, was er hier wollte, sagte er mir, Sie hätten ihm die Erlaubnis gegeben.«
    »Das wird Lady Baskerville gar nicht erfreuen. Ich versichere Ihnen, Mr. Vandergelt, ich wollte nicht über ihren Kopf hinweg handeln. Aber Emerson und ich dachten uns, daß unter diesen Umständen …«
    »Ich verstehe. Und ich muß zugeben, daß es mich beruhigt, die Damen in seiner Obhut zu wissen. Er ist zwar ein Halunke, aber ich glaube, er würde bei einer Prügelei durchaus seinen Mann stehen.«
    »Lassen Sie uns hoffen, daß es nicht dazu kommt«, sagte ich.
    »Sicher … Gut, Ma’am, gehen wir an die Arbeit, bevor der Professor herauskommt und mich beschuldigt, daß ich Ihnen schöne Augen mache. Ich muß zugeben, daß ich mich zwischen meiner Verpflichtung gegenüber Lady Baskerville und meinem Interesse an dem Grab hin- und hergerissen fühle. Ich würde mich sehr ärgern, wenn ich die Öffnung der Grabkammer verpassen würde.«
    Was diese letzte Hoffnung betraf, stand ihm eine Enttäuschung bevor, an diesem Tag zumindest. Am späten Nachmittag hatten die Männer das letzte Kalksteingeröll fortgeschafft, und der Gang lag leer vor uns. Dann zogen sie sich zurück, damit sich der Staub setzen konnte, und wir vier versammelten uns am Rand des Brunnens.
    Emerson hatte eine Laterne in der Hand, deren staubverschleiertes Licht unheimliche Schatten auf die Gesichter der Männer warf – Vandergelt, inzwischen nicht mehr so geschniegelt, doch nicht weniger aufgeregt als vor vier Stunden; Karl, an dessen tief in den Höhlen liegenden Augen und müdem Gesicht der Schlafmangel deutlich abzulesen war; Emerson, wach und

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