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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Zufall war. Ich bin ganz anderer Ansicht, und aus gutem Grund, wie die folgenden Ereignisse zeigen werden.
    Wir gingen zu Fuß, weil es weniger auffällig war. Emerson schlug ein rasches Tempo an, um die Sache schneller hinter sich zu bringen. Ich folgte ihm voller Unruhe, was uns im Khân Kalîlî erwarten würde. Abd el Atti mochte ein Gauner sein, aber mir war er trotzdem in gewisser Weise sympathisch.
    Als wir von der großen Geschäftsstraße Muski in die engeren Gassen des Basars abbogen, wurde es dunkel um uns, denn die schmalen Häuser verbreiterten sich in den oberen Stockwerken, so daß sie mit ihrem Gegenüber fast zusammenstießen und kein Mondlicht durchließen. Fast alle Fensterläden waren geschlossen, und nur ab und zu fiel schwacher Lichtschein auf die Gasse, so daß wir uns leidlich orientieren konnten und nicht pausenlos über Abfallhaufen und durch Pfützen stolperten. Es stank unerträglich, und immer wieder huschten Ratten über unseren Weg.
    Der Gegensatz zwischen dem geschäftigen Leben während des Tages und dieser absoluten Stille in der Nacht war sehr bedrückend. Ich war froh, daß Emerson bei mir war. Er war wirklich ein bemerkenswerter Mann, der mich als gleichberechtigt akzeptierte und gar nicht erst versucht hatte, mich zu Hause zu lassen.
    Die Gassen waren so eng, daß wir nicht nebeneinander gehen konnten, und ich konnte Emersons Umriß mehr ahnen als sehen.
    »Bereust du, daß du mitgekommen bist?« fragte seine vertraute Stimme plötzlich leise in der Dunkelheit. Ich fühlte seine ausgestreckte Hand und tätschelte sie beruhigend.
    »Nein, überhaupt nicht, mein lieber Emerson. Ich finde die Situation sehr spannend und aufregend, aber ich muß allerdings zugeben, daß ich ohne deine Gegenwart ein leises Zittern nicht verhindern könnte.«
    »Wir sind gleich da«, sagte Emerson. »Falls alles falscher Alarm war, wirst du es dein Leben lang von mir hören, Peabody!«
    Wie alle anderen Läden war auch Abd el Attis Geschäft dunkel und verlassen. »Na, was habe ich dir gesagt?« meinte Emerson.
    »Wir müssen hintenherum gehen«, sagte ich.
    »Glaubst du, daß wir in einem englischen Dorf sind, wo es kleine Seitenwege und Hintereingänge gibt, Peabody?«
    »Sei doch nicht so schwerfällig, Emerson! Es ist doch klar, daß es einen zweiten Eingang geben muß, denn einige von Abd el Attis Kunden legen sicher keinen Wert darauf, das Geschäft durch die Vordertür betreten und verlassen zu müssen.«
    Emerson brummte nur und zog mich an der Hand ein Stück die Gasse entlang bis zu einer Mauer. Erst bei genauem Hinsehen entdeckte ich den schmalen, rabenschwarzen Durchgang, in den sich Emerson nur seitwärts zwängen konnte. Ich tastete mich hinter ihm her, während meine Schultern auf beiden Seiten an Mauern entlangstreiften.
    »Hier ist es«, sagte Emerson Sekunden später.
    »Wo?« fragte ich. »Ich sehe überhaupt nichts.«
    Er nahm meine Hand und führte sie, bis ich Holz unter den Fingern spürte. »Es gibt keinen Türklopfer«, stellte ich tastend fest.
    »Und auch keine Klingel«, meinte Emerson sarkastisch. Er klopfte leise.
    Als keine Antwort kam, holte er, der noch nie zu den Geduldigen gehört hatte, aus und schlug mit der Faust gegen die Tür.
    Lautlos öffnete sich die Tür, allerdings nur einen sehr schmalen Spalt breit. Drinnen war es fast so dunkel wie draußen, und es herrschte absolute Stille.
    »Zum Teufel!« flüsterte Emerson, und ich teilte seine Empfindungen. Unwillkürlich hielten wir beide den Atem an, denn diese lautlose Bewegung der Tür hatte etwas Unheimliches. Entweder war sie geöffnet worden und derjenige verbarg sich jetzt dahinter, oder, und das schien mir bei weitem wahrscheinlicher, die Tür war nur angelehnt gewesen. Doch wer ließ nachts seine Hintertür unverschlossen?
    »Geh einen Schritt zurück«, befahl Emerson und schob mich weg, während er ausholte und mit aller Kraft gegen die Tür trat. Falls er einen versteckten Eindringling durch den Schwung der Tür an die Wand drücken und damit außer Gefecht setzen wollte, mußte er einen Fehlversuch konstatieren, denn die Tür war offenbar sehr schwer und öffnete sich nur zur Hälfte. Fluchend umklammerte Emerson seinen schmerzenden Fuß.
    Neugierig trat ich neben ihn und spähte in den Raum, der nur von einer einzigen, winzigen Öllampe erhellt wurde. Abd el Atti war ja nicht gerade für seine Ordnungsliebe bekannt, aber ich erkannte auf den ersten Blick, daß dieses irrsinnige Durcheinander nicht auf

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