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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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natürliche Weise entstanden war. Gegenstände waren wahllos umgestoßen worden, ein ganzes Regal war abgeräumt, und überall lagen Glas- und Keramikscherben. Und dazwischen wertvolle Gegenstände wie Skarabäen, Uschebtis, Papyrusfragmente, kleine Schiffe aus Stein, Reliefstücke und sogar eine bandagierte Mumie, die hinter einer Holzkiste herausragte.
    Emerson fluchte noch einmal herzhaft und machte einen Schritt nach vorn, doch ich packte ihn noch rechtzeitig. »Sei vorsichtig, Emerson! Ich bin mir sicher, daß hier ein Kampf stattgefunden hat.«
    »Entweder das, oder Abd el Atti hat eine Beschlagnahmungsaktion über sich ergehen lassen müssen.«
    »Dann wäre er aber doch da«, wandte ich ein.
    »Das stimmt«, meinte Emerson und rieb sich nachdenklich sein Kinn. »Deine Annahme ist wahrscheinlicher.«
    Er wollte meine Hand abschütteln, doch ich ließ nicht locker. »Vielleicht ist noch jemand irgendwo versteckt!«
    »Dann wäre er schön dumm«, sagte Emerson. »Er hatte die ganze Zeit über reichlich Gelegenheit, durch die Vordertür zu verschwinden, während wir hier stehen und diskutieren. Wo könnte er sich auch verstecken? Der einzige Platz …« Vorsichtig blickte Emerson hinter die Tür. »Nein, hier ist niemand. Komm herein und schließe die Tür hinter dir!«
    Ich tat, wie er gesagt hatte, und fühlte mich hinter der schweren Tür gleich viel sicherer, aber ich wurde trotzdem die Befürchtung nicht los, daß in diesem dunklen Raum etwas Schreckliches auf uns lauerte.
    »Vielleicht war Abd el Atti überhaupt nicht da«, sagte ich. »Es können sich auch zwei Diebe gegenseitig in die Quere gekommen sein …«
    Emerson fuhr fort, sich sein Kinn zu reiben. »Welches Durcheinander! Es ist unmöglich festzustellen, ob etwas gestohlen wurde. Sieh nur, Amelia! Dieses bemalte Bruchstück eines Reliefs habe ich erst vor zwei Jahren in einem der Gräber in El Bersheh gesehen! Dieser alte Gauner hat also auch nicht mehr Hemmungen als die anderen, die Gräber seiner Vorfahren zu plündern!«
    »Emerson«, mahnte ich, »eigentlich ist jetzt nicht die Zeit, nach Antiquitäten zu …«
    »Und hier!« Emerson stürzte sich auf einen Gegenstand, der fast völlig von Scherben bedeckt war. »Ein Mumienporträt! Enkaustik auf Holz …«
    Es gibt nur eine Sache, die Emerson von seiner Leidenschaft für Antiquitäten ablenken kann, aber für derlei Dinge war hier wohl nicht der richtige Ort. Also überließ ich ihn seiner Beschäftigung und bewegte mich vorsichtig auf den Vorhang zu, der den vorderen Teil des Geschäfts von diesem Raum abtrennte. Ich mußte eine Vorahnung gehabt haben, daß mich etwas Entsetzliches dahinter erwartete, denn ich hatte mich bereits auf einiges vorbereitet. Doch als ich den Vorhang beiseite zog, traf mich die Wirklichkeit bis ins Mark. Ich erstarrte, und meine Stimme versagte mir den Dienst.
    Zuerst sah ich nur eine gewaltige, dunkle Masse, die den kleinen Raum fast völlig ausfüllte, dann bewegte sich die Masse, schaukelte sanft, und meine Augen erkannten einen goldenen Schimmer und ein rotes Leuchten. Nach und nach entdeckten sie Einzelheiten – eine Hand, verschiedene Ringe … Ein Gesicht, das weder menschlich aussah noch Ähnlichkeit mit irgend jemandem aufwies. Dick und schwarz quoll die Zunge aus dem Mund, und die Augen waren blutunterlaufen …
    Ein Entsetzensschrei entfuhr meinen Lippen. Augenblicklich war Emerson neben mir, und seine Hände umschlossen meine Schultern. »Komm weg von hier, Peabody! Schau nicht hin!«
    Aber ich hatte bereits hingesehen, und ich wußte, daß mich dieser Anblick bis in meine Träume verfolgen würde: Abd el Atti der am Deckenbalken seines Geschäfts hing und wie ein überdimensionales, geflügeltes Nachtgespenst leise hin und her schaukelte.
4. Kapitel
     
    Ich räusperte mich. »Ich habe mich schon wieder gefaßt, Emerson. Es tut mir leid, dich so erschreckt zu haben.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Peabody. Der Anblick war ganz entsetzlich!«
    »Sollen wir die Schnur nicht abschneiden?«
    »Das schaffen wir nicht, außerdem ist es auch unnötig. Es ist kein Funken Leben mehr in ihm. Diese Pflicht werden wir den Behörden überlassen«, entschied Emerson. »Du willst doch hoffentlich nicht wieder Medizinmann spielen, meine liebe Peabody?«
    »Mein lieber Emerson, ich habe nie behauptet, daß ich Tote zum Leben erwecken kann. Bevor wir aber die Polizei verständigen, möchte ich mich gern noch genauer umsehen.«
    Da ich nicht täglich mit

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