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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Euer Hoheit! Kennen Sie Mr. und Mrs. Emerson bereits?«
    Kalenischeff schüttelte Emerson die Hand und küßte meine, bat um Verzeihung für sein Aussehen, erkundigte sich nach Ramses, machte eine Bemerkung über die Hitze und hoffte, daß uns Mazghunah zusagte. Keiner von uns hatte Lust, die letzte Bemerkung aufzugreifen, und so klemmte Kalenischeff sein Monokel vor ein Auge und betrachtete mich. »Wie dem auch sei, Sie verschönern jeden Ort, Madam. Welch aparte Arbeitskleidung Sie tragen!« sagte er.
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich über Kleidung zu unterhalten«, brummte Emerson, während er den Russen finster musterte, der gerade meine Stiefel betrachtete.
    »Natürlich nicht«, meinte Kalenischeff verbindlich. »Falls wir Ihnen helfen können …«
    In dieser Art verlief die gesamte Unterhaltung. Sobald Emerson ein Thema anschnitt, sprach de Morgan vom Wetter, und Kalenischeff machte ausweichende Bemerkungen. Meine Empörung wuchs, bis ich es nicht mehr ertragen konnte, zuzusehen, wie mein Mann beleidigt wurde. Ich kann sehr deutlich und laut werden.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen über den illegalen Antiquitätenhandel unterhalten«, sagte ich energisch, so daß Kalenischeffs Monokel herunterfiel und de Morgan das Wort im Hals steckenblieb. Die Diener wurden aufmerksam, und einer von ihnen ließ sogar ein Glas fallen. Nachdem ich derart auf mich aufmerksam gemacht hatte, milderte ich meinen Ton. »Als Direktor der Antikensammlung sind Sie sicher bestens über die Lage informiert. Welche Schritte haben Sie unternommen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten und die Verantwortlichen hinter Gitter zu bringen?«
    De Morgan räusperte sich. »Die üblichen Schritte, Madam.«
    »Das genügt mir nicht«, sagte ich und erhöhte meine Lautstärke wieder um ein oder zwei Einheiten. »Sie haben keine dumme Touristin vor sich. Sie sprechen mit mir, und ich weiß mehr, als Sie denken. Ich bin zum Beispiel informiert, daß der Handel in der letzten Zeit ganz ungewöhnlich zugenommen hat und daß ein großer Unbekannter seine Finger im Spiel hat …«
    »Zum Teufel!« rief Kalenischeff und verlor sein Monokel zum zweitenmal. »Oh, Verzeihung … Mrs. Emerson …«
    »Sie scheinen überrascht!« sagte ich. »War Ihnen diese Tatsache neu, Euer Hoheit?«
    »Es hat schon immer illegale Grabungen gegeben. Aber ein großer Unbekannter …« Er zuckte die Schultern.
    »Seine Hoheit hat recht«, sagte de Morgan. »Möglicherweise hat sich der Handel in der letzten Zeit leicht verstärkt, aber das Gerede von einem großen Unbekannten ist barer Unsinn! Es gibt keinerlei Hinweis, daß eine Bande am Werk wäre.«
    Jede seiner Äußerungen bestätigte mir, daß er für sein Amt höchst ungeeignet war. Kalenischeff schien etwas zu verbergen, und ich wollte gerade mit weiteren Fragen in ihn dringen, als plötzlich ein schriller Entsetzensschrei erscholl, so daß wir alle aufsprangen und in die Richtung liefen, aus der er gekommen war.
    Selim lag flach auf dem Boden, fuchtelte mit den Armen und stieß schrille Schreie aus. Die Staubwolke, die ihn umgab, war so dicht, daß wir nah herankommen mußten, um uns einen Überblick zu verschaffen. Die Umgebung der Pyramide bestand aus unzähligen Hohlräumen und Vertiefungen, die ein sicheres Zeichen für unter dem Sand verborgene Anlagen waren. Aus einer dieser Vertiefungen ragte ein steifer Arm. Selim grub wie wild, und es gehörte nicht viel dazu, um zu folgern, daß der Arm zu Ramses gehörte und dieser offenbar unter dem Sand begraben war.
    Emerson schrie vor Schreck, schleuderte Selim beiseite und verlor keine Zeit mit Graben, sondern packte den Arm und zog einmal kräftig daran. Wie eine Forelle aus dem Wasser, so tauchte Ramses aus dem Sand empor.
    Ich stützte mich auf meinen Sonnenschirm, während Emerson seinen Sohn von den gröbsten Unreinheiten säuberte, wobei ihm die anderen widerstrebend und zögernd halfen. Schließlich reichte ich Emerson meine Wasserflasche und ein sauberes Taschentuch.
    »Wasch ihm das Gesicht, Emerson. Ich sehe, daß er vernünftig genug war, Augen und Mund geschlossen zu halten, so daß sich der Schaden in Grenzen hält.«
    Und genauso war es. Emerson beschloß, mit Ramses nach Hause zu reiten, und ich stimmte zu, denn diese Unterbrechung hatte mein fein gesponnenes Netz zerrissen, und ich sah keine Möglichkeit mehr, irgendwo anzuknüpfen. De Morgan hielt uns nicht zurück.
    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, zupfte mich Selim am Ärmel. »Sitt,

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