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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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umzugehen.«
    »Aber dieser Mensch war ein Heide«, meinte Kalenischeff und grinste zynisch. »Ich dachte, Sie befassen sich nur mit christlichen Angelegenheiten.«
    »Heiden oder Christen! Wir alle sind Kinder Gottes«, bekam er zur Antwort, wobei alle Damen außer mir tiefe Seufzer hören ließen. »Wenn ich aber annehmen müßte, daß es sich bei der Leiche um einen christlichen Bruder handelt, vielleicht auch nur um einen irregeleiteten, so müßte ich noch viel energischer protestieren. Ich könnte nicht gestatten, daß …«
    »Ich dachte, es handelte sich um einen Christen«, ließ sich die Baronin vernehmen. »Jedenfalls gab mir das der Händler zu verstehen.«
    Ein allgemeiner Aufschrei erhob sich, doch die Baronin zuckte nur die Schultern. »Ich kann keinen Unterschied sehen. Sie sind doch alle gleich – vertrocknete Hüllen einer unsterblichen Seele.«
    David blickte verwirrt in die Runde, denn er verstand nicht genug Deutsch, um folgen zu können. Schließlich glättete de Morgan die Wogen. »Ich fürchte, der Händler hat Ihnen Unsinn erzählt, Verehrteste.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?« fragte die Baronin.
    De Morgan wollte schon antworten, doch Emerson kam ihm zuvor. »Anhand des Stils und der Verzierung des Sarges. Die Hieroglyphen nennen uns den Namen eines Mannes: Thermoutharin. Er glaubte an die alten Gottheiten, denn die vergoldeten Reliefszenen zeigen Anubis, Isis, Osiris und Thoth bei der Einbalsamierung des Toten.«
    »Der Sarg stammt aus ptolemäischer Zeit«, ergänzte de Morgan.
    »Nein, nein«, widersprach Emerson. »Ich datiere ihn später. Erstes oder zweites Jahrhundert nach Christus.«
    De Morgan stieg der Ärger über Emersons barschen Einwurf ins Gesicht, aber er beherrschte sich. Dagegen bombardierte der junge David meinen Mann mit gezielten Fragen und ließ sich alle Einzelheiten der Darstellungen erklären. Mich überraschte sein großes Interesse, aber ich konnte nichts Schlimmes dabei finden – damals noch nicht.
    Nach einiger Zeit langweilte sich die Baronin, weil sie nicht mehr im Mittelpunkt der Unterhaltung stand. »Ich habe eine Idee!« rief sie und klatschte in die Hände. »Um das Thema zu beenden, möchte ich Ihnen, Professor Emerson, den Sarg zum Geschenk machen, da er Sie so sehr interessiert. Aber nur, falls Bruder David ihn nicht mitnehmen will, um ihn zu beerdigen.«
    »Nein, nein«, sagte David. »Der Professor hat mich überzeugt, daß der Tote ein Heide war.«
    »Danke, ich möchte ebenfalls ablehnen«, sagte Emerson, »denn ich habe genug von diesen verdammten … Geben Sie den Sarg dem Museum, Baronin.«
    »Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tue, werde ich es mir überlegen«, sagte die Baronin zwinkernd.
    Ich hätte ihr natürlich sagen können, daß Emerson für derartige Flirtversuche nicht die geeignete Adresse war, doch ich schwieg. Als die Baronin die Gäste einlud, an Deck zu gehen und den niedlichen Löwen zu bewundern, lehnten Emerson und ich ab. Kaum hatten die anderen den Salon verlassen, wandte ich mich an meinen Mann. »Du hast dich wie ein Gentleman benommen, Emerson. Wenn du magst, können wir jederzeit gehen.«
    »Eigentlich wollte ich ja gar nicht herkommen, Peabody. Es ist genau, wie ich vorausgesagt habe. Die Dame besitzt keine demotischen Papyri.«
    »Ich weiß, aber vielleicht hat wenigstens dein Vortrag Eindruck auf die Touristen gemacht.«
    »Sei nicht so naiv, Peabody! Komm, wir wollen gehen. Ich halte es keine Minute länger aus. Kannst du dir denken, wohin diese entsetzliche Frau unser armes Kind verstaut hat?«
    Es war nicht weiter schwer, das herauszufinden, denn einer der Diener war als Wachposten vor der Kabinentür postiert. Er grüßte uns höflich und holte den Schlüssel aus seiner Tasche.
    Mittlerweile war es dunkel geworden, aber der Raum war durch zwei Lampen ausreichend beleuchtet. Auf einem Tisch türmten sich Speisen und Getränke, während auf dem andern ein teilweise entrollter Papyrus lag. Von Ramses war keine Spur zu entdecken.
    »Verdammt«, schrie Emerson. »Ich wette, sie hat nicht daran gedacht, das Bullauge zuzunageln!« Er zog den Vorhang beiseite und fuhr mit einem Schrei zurück. Wie eine ausgestopfte Jagdtrophäe hing der dünne Körper unseres Sohnes von der Wand. Vom Kopf war nichts zu sehen.
    Bevor wir uns noch gefaßt hatten, hörten wir eine dumpfe Stimme. »Guten Abend, Mama, guten Abend, Papa! Würdet ihr mich bitte hereinziehen?«
    Weil er die Taschen seines Anzugs mit Steinen

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