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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beträchtlicher Höhe über dem Boden und führte in einen weiteren Gang und dann wieder in eine Kammer mit kunstvoll getreppter Decke … dann wieder ein Gang … er war einfach wundervoll, und ich genoß alles in vollen Zügen. Doch plötzlich begann unser Führer zu jammern, die Fackel wäre schon bedenklich weit heruntergebrannt, er hätte sich den Fuß an einem der Steine verletzt, die den Boden bedeckten, und ähnliches. Ich beachtete ihn nicht, doch weil ich ein wenig außer Atem war, beschloß ich, eine Rast einzulegen.
    Wir befanden uns in einem der oberen Flure gerade neben einem Fallstein, der ursprünglich dazu vorgesehen gewesen war, den Weg zu versperren, um Räubern das Eindringen unmöglich zu machen. Aus irgendeinem unbekannten Grund war er nicht heruntergelassen worden und bildete jetzt eine angenehme Rückwand, an die wir uns anlehnen konnten.
    Während wir dort saßen, nahm mich das Geheimnisvolle des Ortes gefangen. Wir waren zwar nicht die ersten Menschen, die diese Gänge betraten, aber in Gedanken sah ich Perring und Vyse vor mir, wie sie auf den Spuren der antiken Grabräuber die Gänge erforschten. Es existierte weder ein Sarkophag noch eine Mumie, denn König Snefru war vermutlich in einem anderen Grab bestattet worden. Aber sicher waren hier wertvolle Schätze aufbewahrt worden, von denen die Archäologen allerdings nichts mehr fanden. Sie entdeckten lediglich Überreste der Körbe, in denen ihre antiken Vorgänger ihre Beute abtransportiert hatten.
    Während ich in Gedanken versunken dort saß und mir der Schweiß von Kinn und Nase tropfte, geschah plötzlich etwas Seltsames, was ich nie zuvor erlebt hatte. Plötzlich erhob sich ein leichter Wind, der sich jedoch in kürzester Zeit zu einem unangenehmen Luftstrom steigerte. Unsere Haut war plötzlich eiskalt. Die Fackel flackerte und verlosch. Und dann umschloß uns absolute Dunkelheit. Unser Führer stieß einen Schrei aus, der ein grauenvolles Echo hervorrief.
    Ich befahl ihm, den Mund zu halten. »Guter Gott, Ramses!« sagte ich aufgeregt. »Ich habe davon gelesen, aber daß ich das Glück haben würde, diese Erscheinung selbst zu erleben, hätte ich nie zu hoffen gewagt!«
    »Ich glaube, Perring und Vyfe haben darüber berichtet«, sagte die Piepsstimme meines fürchterlich gut informierten Sohnes neben mir. »Ef ift wirklich ein feltfamef Phänomen, daf den Verdacht nahelegt, daf ef noch einen anderen Aufgang geben muf, den man bifher noch nicht gefunden hat.«
    »Zu dieser Schlußfolgerung bin ich auch gekommen, Ramses.«
    »Ich hatte mich gerade diefem Problem zugewandt, alf Mr. de Morganf Männer mich gerettet haben. Einer hat mich sogar gefüttelt, Mama! Alf ich mich bei Mr. de Morgan befwert habe, hat er nur gelacht und gefagt …«
    »Ich will nicht wissen, was er gesagt hat, Ramses.«
    Der Wind legte sich so plötzlich, wie er begonnen hatte, und in der plötzlichen Stille konnte ich die Zähne unseres Führers klappern hören. »Sitt!« flehte er. »O Sitt, wir müssen sofort gehen. Die Geister sind aufgewacht und suchen uns! Wir werden hier in der Finsternis sterben, und unsere Seelen werden gefressen werden.«
    »Wir können nach dem zweiten Aufgang fuchen, Mama«, sagte Ramses.
    Die Versuchung war riesengroß, aber schließlich siegte die Vernunft. Die Suche, die Ramses vorgeschlagen hatte, würde wahrscheinlich mehrere Tage in Anspruch nehmen und bedurfte gründlicher Vorbereitung. Ich hatte jeden Zeitbegriff verloren und wußte nicht einmal, wie lange wir bereits unterwegs waren, also entschloß ich mich, meinem Sohn seine Bitte abzuschlagen. Statt dessen zündeten wir die Fackel mit einem meiner Streichhölzer, die ich glücklicherweise immer bei mir trage, wieder an und machten uns auf den Rückweg.
    Ramses mußte meine Enttäuschung gespürt haben, denn als wir den langen Gang emporstiegen, sagte er plötzlich hinter mir: »Ef ift wirklich fade, daf Papa die Genehmigung für Dahschûr nicht bekommen hat, Mama!«
    »Niemandem gelingt alles, Ramses, nicht einmal deinem Vater! Vielleicht hätte er mir erlauben sollen, mit Mr. de Morgan zu verhandeln, aber dafür ist es jetzt wohl zu spät.«
    »Ja, Mama, aber du hätteft doch gern hier gearbeitet, oder nicht?«
    »Es wäre sinnlos, dies zu leugnen, nicht wahr? Vergiß nur nie, daß dein Vater der bedeutendste lebende Archäologe ist, auch wenn er es gelegentlich ein wenig an Taktgefühl fehlen läßt!«
     
    Auf dem Heimweg hielt Emerson gebührenden Abstand von Ramses

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