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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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leise.
    »Ich kenne die Bedeutung dieses Begriffs, Mr. Baehler.« Ich griff zu meinem Löffel, der mir im Eifer des Gefechts auf das Tischtuch gefallen war. »Ich nahm nicht an, daß Miss Debenham verlobt oder verheiratet sein könnte.«
    »Ich ebenfalls nicht, bis er hier auftauchte und ein Zimmer suchte. Leider war es mir nicht möglich, ihn unangemeldet unterzubringen. Er sagte, daß er im Sudan auf Jagd gewesen sei und daß er, nachdem er die entsetzliche Nachricht erhalten habe, der Dame umgehend zur Seite stehen wolle.«
    »Um dann lediglich herauszufinden, daß sie verschwunden ist. Er muß in großer Sorge um sie sein.«
    »Zweifellos«, stimmte Baehler ungerührt zu.
    »Aber das ist doch eine merkwürdige Geschichte, finden Sie nicht? Zuerst verläßt er seine zukünftige Frau, die sich dann allein in Kairo die Zeit vertreibt, während er sich im Sudan amüsiert. Dann eilt er ihr zur Seite – aber sicherlich nicht aus dem Sudan. Es würde Wochen dauern, bis irgendwelche Nachrichten ein abgelegenes Lager erreichen und bis er die Rückreise hinter sich gebracht hätte.«
    Baehler schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen. »Das war mir auch schon aufgefallen, Mrs. Emerson. Ich kann nur annehmen, daß der Gentleman sich bereits auf dem Rückweg befand oder schon in Kairo angekommen war, als er von dem Mord erfuhr.«
    »Ich muß mit ihm sprechen. Wo wohnt er?«
    »Ich habe ihn ins D’Angleterre geschickt. Ob er dort eine Unterkunft gefunden hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Und jetzt, Mrs. Emerson, wenn Sie mich bitte entschuldigen …«
    »Miss Debenham ist keine Mörderin, Herr Baehler. Und ich beabsichtige, das zu beweisen.«
    Baehler, der sich erhoben hatte, ergriff meine ausgestreckte Hand und führte sie galant an seine Lippen. »Mrs. Emerson, wenn Sie vorhätten, den Beweis zu erbringen, daß die Sonne im Westen aufgeht, könnten Sie mich sicherlich überzeugen. Ich muß mich jetzt um meine Pflichten kümmern. Meine besten Grüße an Ihren überaus geschätzten Gatten und den jungen Herrn Ramses.«
    Nachdem er den Raum verlassen hatte, fielen mir verschiedene Fragen ein, die ich ihm noch hätte stellen sollen, unter anderem die Frage nach dem Mann, der sich als Miss Debenhams Verlobter bezeichnete. Nach reiflicher Überlegung entschied ich allerdings, daß ich Miss Debenham besser selbst danach fragte – und mir ebenso Gewißheit verschaffte, warum sie mir das verschwiegen hatte. Die junge Dame war mir einige Erklärungen schuldig, falls sie sich weiterhin meiner wohlwollenden Unterstützung sicher sein wollte.
    Ich griff nach meinen Päckchen, meinem Sonnenschirm und meiner Handtasche. Als ich mich zum Gehen anschickte, rief die alte amerikanische Dame hinter mir her: »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Ma’am. War mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern.« In der Annahme, daß sie leicht senil sein müßte, lächelte ich sie höflich an und schwenkte meinen Sonnenschirm.
    Vor dem Hotel winkte ich eine Kutsche herbei, und als diese gerade vorfuhr, sprach mich einer der Straßenhändler an. »Blumen für die Dame«, schrie er und warf mir einen Strauß zu.
    »Ich möchte keine Blumen«, erklärte ich in Arabisch.
    »Sie sind für Sie, Sitt«, beharrte der Bursche. »Sie sind die Sitt Hakim, die Frau von Effendi Emerson? Ja, ja, ich kenne Sie, ein Herr hat mich gebeten, sie Ihnen zu überreichen.«
    Der Strauß war ein reizendes Gebinde aus roten Rosenknospen und duftenden Mimosen, das von grünen Blättern und einer Seidenschleife zusammengehalten wurde. Der Blumenverkäufer verbeugte sich vor mir und verschwand dann, ohne auch nur auf das übliche Trinkgeld gewartet zu haben; also blieb mir keine andere Wahl, als die Blumen zu behalten, was mir nicht sonderlich schwerfiel, da ich Rosen von dieser Farbe besonders liebe. Ich entschied, daß sie von Mr. Baehler kommen mußten – als Zeichen freundlicher Wertschätzung und als Entschuldigung für seinen quasi unvermittelten Aufbruch. Es war genau die Geste, der sich ein Gentleman von seiner ausgesuchten Höflichkeit bedienen würde.
    Die Kutsche brachte mich rasch zu meinem Bestimmungsort, dem Verwaltungsgebäude auf dem Bab-el-Khalk-Platz. Bis vor kurzem hatte sich die Kairoer Polizei noch unter der wohlwollenden Kontrolle eines britischen Generalinspektors befunden. Sie stand zwar immer noch unter britischer Kontrolle, doch der Titel des Befehlshabers war in >Berater< umgewandelt worden. Sir Eldon Gorst, den ich persönlich kannte, bekleidete

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