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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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diese Position. Doch als ich nach ihm fragte, sagte man mir, daß er nicht in seinem Büro sei, und verwies mich an einen seiner Beamten.
    Zu meinem Leidwesen mußte ich feststellen, daß es sich dabei um Major Ramsay handelte, den dümmsten und unsympathischsten von Sir Eldons Mitarbeitern. Als wir uns das letzte Mal – anläßlich eines gesellschaftlichen Empfangs im Konsulat – begegnet waren, hatte ich die Gelegenheit beim Schopfe gefaßt und versucht, einige seiner unzutreffenden Ansichten zum Thema Frau und ihrer rechtlichen Stellung in der Gesellschaft zu korrigieren. Ich würde einen britischen Beamten niemals der Unverschämtheit bezichtigen; Major Ramsays Antworten kamen dieser Umschreibung jedoch so nahe, wie es ein britischer Beamter gerade noch wagen durfte. Und gegen Ende der Diskussion hatte Emerson irgend etwas davon verlauten lassen, daß er mit Freuden jemandem einen Kinnhaken verpassen würde. Das war zwar nur einer von Emersons kleinen Scherzen, doch Major Ramsay besaß keinen Sinn für Humor. Leider vermittelte mir sein ernster, knapper Gruß bereits, daß er immer noch Groll gegen mich hegte.
    Ich erklärte ihm den Grund für meinen Besuch. Ramsay sah mich unnachgiebig an. »Ich hatte angenommen, Sie wären gekommen, um eine Korrektur oder Änderung der Aussage vorzunehmen, die Sie ursprünglich gegenüber dem diensthabenden Untersuchungsbeamten gemacht haben, Mrs. Emerson. Sie wissen sicherlich, daß ich das Ergebnis einer polizeilichen Ermittlung nicht mit einem Vertreter der allgemeinen Öffentlichkeit besprechen kann.«
    Ich versuchte, es mir auf dem harten Stuhl bequemer zu machen, und legte meinen Sonnenschirm auf meinen Schoß. »Oh, ja, Major Ramsay, das ist eine weitestgehend lobenswerte Regelung, aber sie betrifft mich nicht. Professor Emerson und ich können kaum als Vertreter der Öffentlichkeit und schon gar nicht als solche der allgemeinen Öffentlichkeit bezeichnet werden.«
    »Sie …« fing Ramsay an.
    »Ich bin sicher, daß Sie mittlerweile zu der gleichen Schlußfolgerung gelangt sind, die mir direkt eingeleuchtet hat: daß Miss Debenham nämlich unschuldig ist. Haben Sie irgendwelche anderen Verdächtigen?«
    Ramsay biß sich auf die Lippe. Sein langes, trübsinniges Gesicht war nicht in der Lage, irgendwelche intellektuellen Regungen auszudrücken (vorausgesetzt, er hatte überhaupt welche), doch es fiel mir nicht schwer, seinen Gedanken zu folgen. Er verabscheute es, mir irgend etwas Wesentliches mitzuteilen, erhoffte sich dadurch jedoch, Informationen von mir zu erlangen.
    Letzteres Motiv trug eindeutig den Sieg davon. Er verzog die Lippen, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen, und meinte dann: »Wir suchen einen Mann, der uns bei unseren Ermittlungen behilflich sein kann. Ein Ägypter – ein Bettler, um genau zu sein. Vielleicht ist er Ihnen vor dem Shepheard aufgefallen.«
    Mich beschlich eine unangenehme Vorahnung. Natürlich verbarg ich meine Bestürzung, denn mein Gesichtsausdruck gibt lediglich dann intellektuelle Regungen preis, wenn ich es will.
    »Ein Bettler«, wiederholte ich ironisch lächelnd. »Mir sind Dutzende von ihnen aufgefallen.«
    »Größer als der Durchschnitt, kräftig gebaut. Er trägt einen blaßblauen Umhang und einen gelben Turban.«
    »Ich bezweifle, daß ich mich an eine solche Person erinnere. Warum verdächtigen Sie ihn?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß wir ihn verdächtigen, sondern nur, daß wir ihn verhören wollen.«
    Und das, werter Leser, war alles, was ich von ihm in Erfahrung brachte. Ramsay war absolut nicht bereit, seine Sachdarstellung zu vertiefen oder zu ergänzen.
    Als ich wieder vor dem Gebäude stand, fühlte ich mich seltsam unentschlossen. Ich war versucht, mich an Sir Evelyn Baring, den Generalkonsul, zu wenden, und ihn um seine Unterstützung zu bitten, die er mir sicherlich nicht verwehrt hätte, da wir alte Bekannte waren. Aber der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, und ich hatte viel zuviel Zeit auf diesen Idioten Ramsay verwendet. Ich hätte einen angenehmen Ritt unter dem Sternenhimmel der Wüste sicherlich genossen, aber ich wußte, daß Emerson sich wie ein Irrer gebärden würde, wenn ich nicht vor Sonnenuntergang zu Hause eintraf. Emerson ist absolut furchtlos, wenn es um seine eigene Sicherheit geht, aber allein der Gedanke, daß ich in Gefahr schweben könnte, bringt meinen guten Mann zum Kochen.
    Während ich so dastand und mit mir selbst haderte, hörte ich, wie jemand zögernd meinen Namen

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