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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Es ist mir nicht möglich, mein unglaubliches Gefühl der Erleichterung in Worte zu fassen, daß du –«
    »Danke, mein Sohn.« Emerson wehrte das zarte Taschentuch ab, mit dem ich das Blut stillen wollte, das aus seiner Stirnwunde sickerte. »Peabody, wenn du nicht sofort damit aufhörst –«
    »Hier, Professor.« Kevin reichte ihm ein riesiges weißes Herrentaschentuch. Emerson wickelte es um seine Stirn und erhob sich.
    Einer der Beamten trat auf ihn zu. »Verzeihen Sie, Professor …«
    Emerson funkelte ihn zornig an. »Verflucht, Orlick, wie konnten Sie zulassen, daß so etwas passierte? Vermutlich haben Sie ihn – sie – keinen von ihnen geschnappt?«
    Verlegen trat der hünenhafte Mann von einem Fuß auf den anderen. »Nein, Sir. Leider nicht, Sir. Aber Sie erklärten uns, daß wir nach einem Mann Ausschau halten sollten. Wir waren nur zu dritt, und das Verhältnis war zwei zu eins, Sir, und dann brach auch noch dieses Chaos aus …«
    »Nun, dann halten Sie mir wenigstens diese verdammten Reporter vom Hals!« schrie Emerson, während er sich heftig gegen einen untersetzten Mann mit braunem Schlapphut zur Wehr setzte, der an seinem Ellbogen zerrte und johlte: »Professor, was empfanden Sie, als Sie feststellten …«
    »Ja, Sir.« Der Beamte entfernte den Reporter. Emerson richtete seinen wütenden Blick auf Kevin O’Connell.
    »Ich gehe schon freiwillig«, erbot sich dieser. »Machen Sie sich nicht die Mühe, die Polizei zu rufen.«
    »Sie mißverstehen mich«, erwiderte Emerson. »Ich wollte Ihnen gerade meinen Dank aussprechen. Gütiger Himmel, junger Mann, ich danke Ihnen wirklich! Sie haben Ihre Chance auf eine Story geopfert, um Mrs. Emerson zu beschützen. Das werde ich Ihnen nie vergessen, Mr. O’Connell. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Und ich«, fügte Ramses hinzu. »Schütteln Sie mir die Hand, Mr. O’Connell, und vergessen Sie nie, daß Sie immer auf mich zählen können, wenn Sie Hilfe brauchen.«
    Kevin mußte ein Grinsen unterdrücken, als er auf die schmächtige, aber dennoch würdige Gestalt von Ramses blickte und dessen ausgestreckte Hand drückte. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, hätte ich ihn davor gewarnt, doch Kevin schien es nichts auszumachen, daß seine Finger an Ramses’ Hand klebenblieben und nur unter Schwierigkeiten wieder befreit werden konnten. (Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelte; Ramses war häufig ganz oder teilweise von irgendwelchen klebrigen Substanzen bedeckt.)
    »Sie haben Ihre gute Kinderstube nicht vergessen«, fuhr Emerson fort. »Ich bezweifle, daß einer Ihrer Kollegen diese Maskierten einholt.«
    »Großer Gott, aber das grenzt ja an Schwarze Magie«, murmelte Kevin, während er seine Hand an seiner Hose abwischte. »Können die sich denn alle in Luft aufgelöst haben?«
    »Der Trick ist gar nicht so schwierig«, erwiderte Emerson. »Wir haben die schlichte Tatsache übersehen, daß die Masken filigrane Gebilde aus Klebstoff und Papier sind. Im festen Zustand wirken sie zwar relativ kompakt, aber ein Schlag oder ein Fußtritt würde sie sofort zerstören. Es würde nur Sekunden in Anspruch nehmen, sich des alles verhüllenden Gewandes zu entledigen, die Maske zu zertreten und sich unter die Menge zu mischen.«
    »Sie waren ihnen näher als alle anderen«, bemerkte Kevin. »Und Sie sind ein scharfer Beobachter. Ist Ihnen denn nichts aufgefallen, was einen der maskierten Männer identifizieren könnte?«
    »Zu diesem Zeitpunkt war ich anderweitig beschäftigt«, erwiderte Emerson sarkastisch. »Offensichtlich ist es mir auch nicht gelungen, die Mumie zu retten.«
    Er drehte sich um und betrachtete den Trümmerhaufen auf dem Podium.
    In Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett befand sich sicherlich nichts Gräßlicheres. Das Holz des Sarkophags war dünn und aufgrund der jahrhundertelangen Hitze ausgetrocknet. Infolgedessen war der Sarg nicht zerbrochen, sondern zersplittert. Ringsum verteilt lagen die traurigen Überreste; ein Teil des gespaltenen Gesichts befand sich unweit von mir entfernt, und das aufgemalte schwarze Auge schien mich vorwurfsvoll anzublicken. Den schlimmsten Anblick jedoch bot die Mumie selbst. Die Leinenbandagen und das Skelett waren genauso ausgedörrt wie der Sarkophag. Überall lagen undefinierbare Körperteile, einige noch bandagiert, andere entblößt und dunkel. Der Schädel war vor eines der Stuhlbeine gerollt. Er war mit ledrig brauner Haut bedeckt, und das von der welken Kopfhaut herabhängende Haar war von

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