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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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einem blassen Rotblond.
    »Beim Allmächtigen«, stammelte Kevin, während er darauf starrte. »Ein Ire!«
    »Die Farbe ist auf das Henna zurückzuführen«, erklärte Ramses. »Die ursprüngliche Haarfarbe war weiß oder grau.«
    »Da hast du deine Frau mittleren Alters, Emerson«, sagte ich. »Sei nicht entmutigt; schließlich ist es ihnen nicht gelungen, Hand an die Mumie zu legen.«
    »Die verfluchte Mumie wollten sie gar nicht«, brummte Emerson. »Es ist Ihnen gelungen, Peabody. Genau das hier hatten sie vor.«
    »Sie zu zerstören? Aber warum, Professor?«
    Emerson starrte auf Kevins Notizbuch. »Dankbarkeit hat ihre Grenzen, O’Connell. Von mir erfahren Sie heute abend nichts mehr.«
    Ich beglückwünschte mich zu dem weisen Entschluß, mit der Kutsche gekommen zu sein; sie stand wartend bereit, so daß wir keine Zeit auf die Suche nach einer Droschke verschwenden mußten. Henry, der Kutscher, fiel fast vom Kutschbock, als er uns bemerkte. Eilig kletterte er hinunter, um Emerson seinen stützenden Arm anzubieten. Zum ersten Mal wies Emerson Hilfe nicht ab. Aufgrund seiner Kopfverletzung war ihm schwindlig, und er bewegte sich unsicher.
    Als wir dank Henrys draufgängerischer Fahrt in Rekordzeit zu Hause eintrafen, vertraute ich meinen verletzten Gatten Gargery an und kniete mich dann vor Ramses.
    »Ich muß mich um Papa kümmern, Ramses. Sag mir zunächst, ob du verletzt bist, denn wenn du medizinische Betreuung brauchst …«
    »Papa benötigt sie sicherlich dringender, denn er steckte den Großteil der Schläge ein, während er mich zu schützen versuchte, was, wie du weißt –«
    »Fasse dich kurz, Ramses, ich bitte dich.« Während ich mit ihm sprach, tastete ich ihn nach Knochenbrüchen ab.
    »Ja, Mama. Die wenigen Kratzer und Beulen zog ich mir zu, als Papa auf mich stürzte. Sie sind nicht der Rede wert. Ich glaube, es ist am sinnvollsten, wenn ich auf mein Zimmer gehe und nicht im Weg herumstehe …«
    »Ein sehr konstruktiver Vorschlag, Ramses.« Ich erhob mich und nahm seine Hand. »Ich komme später zu dir, kümmere mich um deine Schrammen und berichte dir von Papa. Ich bin sicher, daß du dich nicht zu beunruhigen brauchst. Er ist durch den Schock und den Blutverlust geschwächt, dennoch scheint es mir nichts Ernsthaftes zu sein.«
    Ich übergehe Ramses’ Antwortmonolog, der nichts Wichtiges aussagte und sich fortsetzte, bis wir uns auf dem Treppenabsatz trennten.
     
    Wie üblich erwies sich meine Diagnose als richtig. Meine natürliche Zuneigung hatte über meine medizinische Erfahrung und auch über den dunklen, in mir schwelenden Verdacht gesiegt. Emerson geschwächt und verletzt zu sehen, sein kräftiges dunkles Haar von der gräßlichen Kopfverletzung zu entfernen und ihm das Blut von der gebräunten Wange zu tupfen – ist es da verwunderlich, daß ich eine Zeitlang alles andere vergaß und nur noch an meine Liebe zu ihm dachte? Und ist es verwunderlich, daß Emerson besonders laut und inbrünstig stöhnte, um leidender zu wirken, als er das tatsächlich war? Wir hatten beide unseren heimlichen Spaß daran, und nachdem ich mich um meinen anderen Patienten gekümmert und diesen ins Bett gesteckt hatte, setzten Emerson und ich uns vor den Kamin, und unsere tiefe Verbundenheit war fast so innig wie früher.
    »Nun«, sagte ich, »erkläre mir doch bitte, warum die maskierten Männer die Mumie nicht stehlen wollten.«
    »Gern, Peabody.« Emerson nippte an dem Brandy, den ich ihm ausdrücklich verboten hatte. »Es gab eine Reihe von Gründen, warum ich einen Blick in den Sarkophag werfen wollte. Ich habe dir einige davon geschildert; aber ich hoffte auch, den falschen Priester aus seinem Versteck zu locken, da ich nicht annahm, daß er dieser Veranstaltung würde widerstehen können.«
    »Das ist dir zweifelsohne gelungen«, sagte ich lächelnd.
    »In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das nicht vorgestellt! Nicht einer, sondern sechs von diesen Burschen! Verflucht, Peabody, der Bursche hat Phantasie, das muß man ihm lassen. Die Sache war hervorragend geplant und ausgeführt. Ich hatte mir erlaubt, Budge zu zwingen – äh – zu überzeugen, den Vortragstermin ohne besondere Ankündigung zu verlegen.«
    »Das war deine Idee, Emerson?«
    »Ja. Ich bin sicher, du verstehst meine Beweggründe, Peabody.«
    »Gewiß, mein Lieber. Du rechnetest damit, daß der Unbekannte von der Terminänderung erfuhr, sich dann aber zur Eile gezwungen sah und keine gezielten Vorbereitungen treffen konnte.

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