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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Professor. Es ist sehr neblig.«
    »Emerson«, murmelte ich, »dieser Hüne, der sich dem Haus nähert, scheint ein Polizeibeamter zu sein.«
    Diese Äußerung hätte keinerlei Wirkung auf Emerson ausgeübt, doch der junge Mr. Wilson erblickte die sich nähernde Gestalt, deren nasser Regenmantel im Laternenlicht schimmerte, und zerrte mit einem unterdrückten Aufschrei die junge Dame hinter sich her. Freundlich winkend begrüßte Emerson den Polizisten, der uns vom Zaun her neugierig musterte, und dann gingen wir ins Haus.
    Der gesamte Hausstand hatte sich in der Eingangshalle versammelt. Evelyn eilte auf mich zu. »Amelia, du bist ja völlig durchnäßt. Willst du dich nicht lieber gleich umziehen?«
    »Gewiß«, erwiderte ich, während ich dem Butler meinen Schirm und meinen Regenmantel aushändigte. »Hoffentlich komme ich nicht zu spät zum Tee. Eine Tasse dieses göttlichen Getränks wäre genau das richtige.«
    »Willst du nicht lieber einen Whiskey Soda?« fragte mein Schwager augenzwinkernd. Walter ist der reizendste aller Männer und immer zum Scherzen aufgelegt. Ich wollte schon ablehnen, als mir einfiel, daß mein letzter Whiskey vielleicht noch sein hochprozentiges Aroma verströmte, was Emerson im Zuge unserer üblichen Rituale vor dem Abendessen sicherlich bemerken würde; das wiederum würde zu unliebsamen Fragen führen.
    »Eine glänzende Idee«, sagte ich. »Ich nehme ein Glas mit nach oben; schließlich ist das eine hervorragende Medizin zum Schutz gegen Erkältung.«
    Sobald wir unsere Privaträume erreicht hatten, nahm ich einen Schluck Whiskey, bevor Emerson mit dem von mir Erwarteten begann. »Warte wenigstens, bis ich mein nasses Kleid ausgezogen habe«, schlug ich vor. »Du mußt dich ebenfalls umziehen; dein Hemd ist vollkommen –«
    »Mmmmm«, äußerte sich Emerson, zu einer präziseren Ausdrucksweise augenblicklich nicht in der Lage. Mit der von mir erwarteten und bewunderten Gewandtheit half er mir beim Umziehen.
    Das Läuten der Tischglocke zwang mich jedoch, Emerson daran zu erinnern, daß wir unten erwartet wurden und daß unsere Verspätung nur zu Spekulationen führte.
    »Humbug«, erwiderte Emerson träge. »Niemals gäben sich Walter und Evelyn Spekulationen hin, dafür sind sie viel zu wohlerzogen, und selbst wenn sie es täten, könnten sie uns nur beipflichten. Wir sind rechtmäßig verheiratet, Peabody; falls dir diese Tatsache entfallen ist, darf ich deine Erinnerung auffrischen. So. Und so …«
    »O Emerson. Also, Emerson … Oh, mein geliebter Emerson!«
    Leider vernahmen wir in diesem Augenblick ein Kratzen an der Tür, und Emerson stürmte mit einem Fluch in sein Ankleidezimmer. Glücklicherweise handelte es sich um Rose und nicht um einen der anderen Bediensteten, denen unsere Gewohnheiten fremd waren; aufgrund schmerzvoller Erfahrung (schmerzvoll insbesondere für den armen Emerson) hatte sie gelernt, ein Zimmer niemals ohne vorherige Ankündigung zu betreten.
    »Die Tischglocke wurde geläutet, Ma’am«, murmelte sie, während sie die Tür taktvoll nur einen winzigen Spaltbreit öffnete.
    »Ich habe es gehört. Kommen Sie in zehn Minuten wieder, Rose.«
    Die Tür wurde geschlossen. Emerson trat aus dem Ankleidezimmer. Er hatte seine Hose angezogen, aber kein Hemd, und der Anblick seines gebräunten, durchtrainierten Körpers erfüllte mich mit den erhebendsten Gefühlen und der Sehnsucht nach unserem heimatlichen Anwesen in Kent, wo es die Köchin gewohnt war, das Essen nach einem kurzen Hinweis eine weitere halbe Stunde warm zu stellen.
    Allerdings hatte ihn die kurze Unterbrechung an seinen anderen Groll erinnert, den er unumwunden erwähnte.
    »Wie kannst du es wagen, das Haus zu verlassen, ohne uns zu informieren?« wollte er wissen. »Wie kannst du es wagen, allein durch diese Stadt zu laufen, ohne jeden Schutz!«
    »Ich hatte das Bedürfnis«, erwiderte ich ruhig. »Emerson, dein Smokinghemd liegt dort auf dem Stuhl.«
    »Ich hasse es, mich zum Abendessen umzuziehen«, murrte Emerson. »Warum muß ich das eigentlich?«
    »Aus reiner Höflichkeit. Mach dir nichts draus, mein Schatz, bald sind wir wieder zu Hause, und dann kannst du dich so leger kleiden, wie du willst.«
    »Das kann gar nicht früh genug sein«, versicherte mir Emerson. »Wir sind kaum einen Tag in dieser Stadt, und schon wirst du von irgendwelchen Irren in ihren Nachthemden verfolgt. Wie zum Teufel hat er uns gefunden? Hast du ihm ein Telegramm geschickt?«
    »Du beliebst zu scherzen, Emerson.

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