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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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vertraute Stirnrunzeln.
    »O Emerson …« Ich warf mich in seine Arme.
    »Hmmmm«, meinte Emerson angenehm berührt. »Nicht daß ich etwas gegen warme, weiche, quiekende, kleine …« Doch die weitere Unterhaltung hat keinen Bezug auf die vorliegende Schilderung, und ich fürchte in der Tat, daß ich bereits zuviel gesagt habe.
     
    Ich hielt es für unklug, Emerson meinen Traum zu schildern. Zum einen hätte ihm das eine andere Vision ins Gedächtnis zurückgerufen, deren gräßliche Bewahrheitung er mit eigenen Augen gesehen hatte. Zum anderen hätte es mir höhnisches Gelächter und den Verweis der Einmischung eingebracht. Emerson machte mir nie Vorschriften, da er wußte, daß er damit auf taube Ohren gestoßen wäre. Dennoch hatte er mich gebeten, mich nicht in einen weiteren Verbrechensfall einzuschalten. Er habe in jenem Sommer eine Menge zu tun, bemerkte er pathetisch, und er lehne es rundweg ab, erneut abgelenkt zu werden.
    Natürlich würde es für uns beide so ausgehen wie immer; gemeinsam würden wir die Spur eines weiteren gefährlichen Schurken aufnehmen, denn wir waren sowohl auf dem Sektor der Verbrechensaufklärung als auch der Archäologie gleichberechtigte Partner. Auf diese Weise erzielte Emerson die Befriedigung, das zu tun, was er sich insgeheim wünschte, und darüber hinaus die noch größere Genugtuung, MICH für alles verantwortlich zu machen. Das ist ein bei Ehemännern beliebter Trick, habe ich festgestellt, und obwohl Emerson der Mehrheit seiner Spezies bei weitem überlegen ist, hat auch er gewisse männliche Schwächen.
    Was mich anbelangt, so stand meine Entscheidung fest. Der entsetzliche Traum konnte kein verschlüsselter Hinweis auf die vor uns liegenden Ereignisse sein. Obgleich mein wissenschaftlich versierter Verstand selbst im Schlaf funktioniert und mir die Priesterrobe sowie die Skulptur der Gottheit exakt suggeriert hatte, wies das Szenario eine Reihe von Fehlern auf. Beispielsweise praktizierten die Ägypter keineswegs das Menschenopfer – zumindest nicht in der fraglichen Periode. Zumindest …
    Ich nahm mir vor, diese Frage zu einem späteren Zeitpunkt zu klären. Gegenwärtig konnte ich nur an Emerson denken. Der Traum war eine Warnung gewesen. Nicht daß Emerson den Opfertod auf einem längst nicht mehr existierenden Altar einer Gottheit befürchten mußte, deren letzter Anhänger seit Jahrtausenden tot war; nein, das war lediglich ein Traumsymbol gewesen, das mich vor einer anderen, meinem geliebten Gatten drohenden Gefahr warnen sollte. Abergläubisch? Nein, doch nicht ich! Aber ich wäre die erste, die zugäbe – nein, darauf beharrte –, daß die tiefe Zuneigung, die Emerson und mich wie ein eisernes Band zusammenschmiedet (um es mit den Worten Shakespeares auszudrücken), eine geheimnisvolle Intuition bewirkt und daß unter diesen Umständen nichts unmöglich ist. Allerdings hatte ich bislang noch keinen schlüssigen Beweis, daß meine Theorie korrekt war. Falls sie es jedoch war – oh, werter Leser – falls sie es war … Falls irgendein pathologischer Mörder nachts durch die nebelverhangenen Straßen Londons irrte und keineswegs unglücklichen, einsamen Frauen nachstellte, sondern Ägyptologen …
    Hätte ich diese Möglichkeit ignoriert, hätte ich meine Pflichten als Ehefrau sträflich vernachlässigt und den Tod all meiner Lieben riskiert (außer natürlich Ramses). Aus diesem Grund erledigte ich die mir verbliebenen Aufgaben in kürzester Zeit; und am darauffolgenden Morgen brachen wir nach London auf.
    Der erste Teil der Reise verlief angenehm; wir passierten blühende Wiesen, wilde Hecken und grüne Felder. Allerdings war die Kutsche für fünf Personen etwas beengt, insbesondere, da es sich bei drei der Mitreisenden um Kinder handelte. Bereits zehn Minuten nachdem wir die Tore von Amarna Manor hinter uns gelassen hatten, fragten sie, wann wir denn ankämen. Emerson, der Inaktivität verabscheut, war fast genauso schlimm. Er hatte allen Ernstes vorgeschlagen, den Zug nach London zu nehmen und mir die Kinder und das Gepäck zu überlassen. Müßig zu erwähnen, daß ich diese Idee im Keim erstickte. Violet, Percy und ich teilten uns eine Sitzbank, Ramses und Emerson saßen uns gegenüber. Auf diese Art und Weise hoffte ich, ernstere Ausschreitungen zwischen den Jungen zu verhindern, die häufig auftraten, wenn sich die beiden zu nahe kamen.
    Allerdings war Ramses bedrückt, denn er reiste ohne seine ständige Gefährtin. Die Katze Bastet war

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