Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
verschwunden.
    Die Ursache für ihr seltsames Verhalten stellte sich kurz nach unserer Heimkehr heraus. Die Zusammenrottung, die sich aus sämtlichen Katern im Umkreis von zehn Meilen zusammenzusetzen schien, ließ – zumindest mich – nicht daran zweifeln, was da im Gange war; und obgleich ich den Liebesbeweisen von Mensch und Tier positiv gegenüberstehe, muß ich gestehen, daß mir das Auftauchen von Bastets Verehrern erhebliche Probleme bereitete. Aufgrund ihres nächtlichen Miauens war an Schlaf nicht zu denken; sie bekämpften sich untereinander und gingen auf die Hunde los. In gewisser Weise atmete ich auf, als sie schließlich einen der Kater erhörte und mit ihm verschwand. Doch zum Zeitpunkt unserer Abreise war sie nicht zurückgekehrt, und ich sah mich gezwungen, Ramses’ Bitte zurückzuweisen, auf sie zu warten. Ich wäre niemals so grausam gewesen, ihm meine Befürchtung darzulegen – daß sich ihre Rückkehr vermutlich auf unbestimmte Zeit verzögerte. Um ihr Überleben machte ich mir keine Sorgen. Sie war größer und kräftiger als die meisten Hauskatzen und in der unwirtlichen ägyptischen Wüste groß geworden. Sie war aus der Wildnis gekommen, hatte sich großzügig bereit erklärt, eine Zeitlang mit uns zusammenzuleben, und jetzt kehrte sie vielleicht wieder in die Wildnis zurück. Diese Möglichkeit entging Ramses; er nahm an, daß die Zuneigung der Katze zu ihm ebenso groß war wie im umgekehrten Fall. Eine anrührende, kindliche Vorstellung … Und da es sich um eine der wenigen kindlichen Vorstellungen meines Sohnes handelte, wollte ich ihm diese nicht nehmen.
    Ramses, der schweigend vor sich hin brütete, ein fluchender Emerson, Percy, der wie ein Maschinengewehr Fragen stellte, und Violet, die aufgrund der von ihr vertilgten Süßigkeiten (deren großzügig bemessener Vorrat die einzige Methode war, sie vom Jammern abzuhalten) zunehmend klebriger wurde, machten die Reise nicht unbedingt zu einem Vergnügen für mich. Allerdings nimmt jede Unannehmlichkeit irgendwann ein Ende; die grünen Felder wichen den Anwesen der Vorstadt, und schließlich näherten wir uns den Steinwüsten der Metropole. Nachdem wir die Brücke über den schlammiggrauen Fluß überquert und das Verkehrschaos bewältigt hatten, erreichten wir den relativ friedlichen St. James’s Square.
    Das Mittagessen im Chalfont House wartete bereits auf uns, doch Emerson verkündete, daß er nicht daran teilnehmen wolle.
    »Du willst ausgehen?« fragte ich. Mein Tonfall war so ruhig und gelassen wie hoffentlich immer, doch Emerson liest mir meine innersten Geheimnisse aus der Seele. Seinen Hut in den Händen drehend und meinem Blick ausweichend, sagte er: »Also, Peabody, hier gibt es doch nichts für mich zu tun. Wenn ich dir in irgendeiner Form behilflich sein kann –«
    »Oh, ich habe ebenfalls nichts zu tun, Emerson. Lediglich die Beaufsichtigung der Kinder, das Auspacken der Koffer, die Vorbereitungen für das Abendessen, ein Gespräch mit den Bediensteten, daß sie Ramses’ Experimente unter gar keinen Umständen anrühren dürfen, und die Beantwortung Dutzender Briefe und Mitteilungen –«
    »Welcher Briefe und Mitteilungen?« wollte Emerson wissen. »Verflucht, Amelia, ich lasse mich nicht in irgendwelche gesellschaftlichen Verpflichtungen einbinden. Woher wußten die Adressaten, daß wir uns in London aufhalten?«
    »Vermutlich ist die Nachricht hinlänglich bekannt«, erwiderte ich. »Evelyn hat das Personal über unser voraussichtliches Eintreffen informiert, und du weißt selbst, daß Bedienstete nur zu gern über die Aktivitäten solcher Leute wie uns reden.«
    »Und du hast allen Bekannten geschrieben und sie zu einem Besuch aufgefordert«, brummte Emerson.
    »Lediglich den berufsbedingten Freunden, von denen ich wußte, daß du sie sehen möchtest, Emerson. Howard Carter und Mr. Quibell, Frank Griffith von der Universität –«
    »Dann lies deine verdammten Mitteilungen und Briefe, und beantworte sie. Rechne nur nicht damit, daß ich beim Mittagessen, zum Tee oder bei sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen zugegen bin. Ich habe zu tun, Peabody!«
    Er stülpte sich den Hut auf den Kopf und schoß zur Tür hinaus.
    In der Tat hatte meine liebe Evelyn alles Menschenmögliche getan, um uns den vorübergehenden Aufenthalt in London so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch wenn die Familie nicht dort wohnte, unterhielt man im Chalfont House immer ein Stammpersonal. Der Bedienstetenstab war sogar größer als

Weitere Kostenlose Bücher