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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nach wie vor unaufgeklärt.
    Darüber sinnierend bemerkte ich erst, daß jemand mit mir Schritt zu halten versuchte, als eine kurzatmige Stimme hinter mir rief: »Guten Tag, Mrs. Emerson.«
    Ohne mein Tempo zu verlangsamen, erwiderte ich: »Guten Tag, Miss Minton, und auf Wiedersehen. Es hat keinen Sinn, daß Sie mich verfolgen, da ich nichts zu tun beabsichtige, was Ihre Leser interessieren könnte.«
    »Bitte, wollen Sie nicht einen Augenblick stehenbleiben? Sie gehen so schnell, daß ich nicht mit Ihnen Schritt halten und gleichzeitig auch noch reden kann. Ich möchte mich entschuldigen.«
    Ich wurde zum Anhalten gezwungen, da auf der Regent Street, die ich überqueren wollte, dichter Verkehr herrschte. Miss Minton fuhr fort: »Ich habe mich überaus unangemessen verhalten und bin zutiefst beschämt. Nur … es war allein seine Schuld, Mrs. Emerson. Er treibt mich zur Verzweiflung – und dann handle ich, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.«
    Einen kurzen Verkehrsstau ausnutzend, überquerte ich die Straße. Miss Minton blieb mir auf den Fersen, obgleich sie um ein Haar von einem Omnibus gestreift worden wäre.
    »Vermutlich sprechen Sie von Mr. O’Connell«, bemerkte ich.
    »Nun … ja. Obwohl er auch nicht schlimmer ist als die anderen. Das hier ist eine Männerdomäne, Mrs. Emerson, und wenn eine Frau ihren Weg machen will, dann muß sie genauso brutal und aggressiv wie ihre Kollegen sein.«
    »Aber nicht um den Preis ihrer Weiblichkeit, Miss Minton. Man kann in jedem Beruf erfolgreich sein und trotzdem eine Dame bleiben.«
    »Auf Sie trifft das sicherlich zu«, erwiderte Miss Minton aufrichtig. »Aber Sie sind einzigartig, Mrs. Emerson. Darf ich Ihnen etwas eingestehen? Seit ich zum ersten Mal von Ihren ägyptischen Abenteuern erfuhr, bewundere ich Sie. Einer der Gründe, warum ich diese Story so unermüdlich verfolgt habe, ist der, daß ich hoffte, Sie persönlich kennenzulernen – mein Idol, mein Ideal.«
    »Hmmm. Nun, Miss Minton, selbstverständlich kann ich Ihre Beweggründe nachvollziehen, und ich verstehe auch, daß der von Ihnen gewählte Beruf extreme Anforderungen an eine Frau stellt.«
    »Dann verzeihen Sie mir?« fragte die junge Dame händeringend.
    »Die Vergebung wird uns Christen ans Herz gelegt, und ich hoffe, daß ich meinen Pflichten als Christin stets gerecht werde. Ich hege keinerlei Groll gegen Sie, aber das heißt noch lange nicht, daß ich die Absicht habe, im Hinblick auf Ihren Sensationseifer mit Ihnen zu kooperieren.«
    »Natürlich nicht. Ah … Sie sind nicht zufällig auf dem Weg zum Scotland Yard, oder?«
    Ich warf ihr einen strafenden Blick zu und bemerkte, daß sie lächelte. »Aha«, stellte ich fest. »Ein kleiner Scherz auf meine Kosten. Überaus erheiternd, zweifellos. Um genau zu sein, bin ich auf dem Weg zur Post, um dort ein Inserat aufzugeben. Keinen Ihrer geheimnisvollen Hinweise in den Seufzerspalten, sondern schlicht und ergreifend ein Stellengesuch für einen Bediensteten. Danach beabsichtige ich, meinen Gatten im Britischen Museum zu treffen, wo er gerade arbeitet – nicht an der geheimnisvollen Mumienproblematik, sondern an seiner Geschichte des frühen Ägypten. Alles ganz harmlos und unverfänglich, wie Sie sehen; wenn Sie wollen, können Sie mich gern begleiten, denn daran kann ich Sie kaum hindern. Trotzdem wäre es für Sie reine Zeitverschwendung und ein langer, anstrengender Fußweg.«
    Miss Minton riß die Augen auf. »Sie wollen zur Fleet Street und zur Bloomsbury zu Fuß gehen?«
    »Gewiß. Mens sana in corpore sano, Miss Minton; ein gesunder Geist basiert meiner Meinung nach auf einem gesunden Körper, und regelmäßiges Training –«
    »Oh, ganz meine Meinung«, entfuhr es Miss Minton. »Und das erklärt auch Ihre jugendliche Erscheinung und Ihre sportlich schlanke Figur. Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Worte nicht übel.«
    Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf; denn das Mädchen besaß wirklich ansprechende Umgangsformen, wann immer sie diese durchblicken ließ. »Und Ihre Bekleidung«, fuhr sie fort, »ist so praktisch und trotzdem kleidsam. Überaus geschmackvoll und doch bequem.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von Ihnen sagen«, erwiderte ich wohlwollend. »Nicht, daß Ihr Kleid nicht überaus hübsch wäre. Mir fällt auf – obgleich ich das nie für möglich gehalten hätte –, daß man die Ärmel jetzt noch gebauschter trägt, und auch die Weite Ihres Rocks erlaubt es Ihnen, sich freier zu bewegen, ohne von Stoffmassen

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