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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bekannt wie Ihr unermüdlicher Einsatz für die Wissenschaft.«
    Sein Lächeln veränderte seinen Gesichtsausdruck und milderte seine erschlafften Züge (die Emerson sicherlich seinem ausschweifenden Lebenswandel zugeschrieben hätte). Allerdings muß ich gestehen, daß ich eine zu weltgewandte Frau bin, als daß mich gute Umgangsformen und ein oberflächliches Lächeln täuschen könnten. Ich akzeptierte sein Kompliment mit einem angedeuteten Kopfnicken, entschuldigte Emersons Abwesenheit und goß Tee ein.
    »Aber vielleicht möchten Sie etwas Stärkeres, Ihre Lordschaft? Darf ich Ihnen einen Whiskey Soda anbieten?«
    »Nein, danke.« Mit einem kurzen, ironischen Auflachen fügte er hinzu: »Ich habe mich geläutert, Mrs. Emerson. Die meisten Leute würden behaupten, daß das auch wirklich an der Zeit war.«
    Ich war etwas verunsichert über seine Ablehnung; nur zu gern hätte ich ein Anstandsschlückchen mit ihm genommen, aber ich konnte wohl kaum Alkohol in mich hineinschütten, während er höflich an seinem Tee nippte. Nachdem er dankend seine Tasse und ein Kressesandwich in Empfang genommen hatte, fuhr er in ernsthafterem Ton fort: »In meiner Jugend war ich ein wilder Bursche, Mrs. Emerson. Die meisten jungen Männer stoßen sich die Hörner ab –«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie in ganz England kein unbeschriebenes Blatt.«
    Seine Lordschaft lachte befreit. »Bravo, Mrs. Emerson. Es ist so herzerfrischend, sich mit jemandem zu unterhalten, der über einen solchen Wortwitz verfügt. Ihre Offenheit gefällt mir. Ja, ich bin von Herzen beschämt über einige Episoden aus meiner Vergangenheit. Die Zeit läßt uns reifen und weiser werden, sofern wir intelligent genug sind. Es wird Zeit, daß ich mich zur Ruhe setze. Ich habe die Freuden des Lernens entdeckt; ich suche eine gute Frau, mit der ich geruhsam und friedlich den späten Jahren entgegensehen kann.«
    »Miss Minton vielleicht?«
    »Gütiger Himmel, Mrs. Emerson! Miss Mintons Lebensweg wird niemals geruhsam und friedlich verlaufen. Ich brauche eine ausgeglichenere Persönlichkeit, die die einfachen Freuden des Lebens zu genießen weiß.« Er beugte sich vor und stellte seine Tasse samt Unterteller auf einem der Tische ab. »Das ist einer der Gründe, weshalb ich zu kommen wagte, Mrs. Emerson, um Ihnen mein unverzeihliches Verhalten am gestrigen Tage zu erklären. Ich kenne Margaret seit unserer Kindheit; unsere Familien stammen aus der gleichen Gegend von Gloucestershire. Ich hege beinahe brüderliche Gefühle für sie, und deshalb kann ich es nicht lassen, sie hin und wieder zu foppen. Die arme Kleine nimmt sich so ernst! Aber es war dennoch ungebührlich von mir, ihr Geheimnis preiszugeben – obwohl es für die meisten Leute sicherlich gar kein Geheimnis ist …«
    »Das war wirklich ungebührlich von Ihnen. – Würden Sie mir bitte meine Tasse reichen, Ihre Lordschaft? Vielen Dank. – Aber Miss Minton und nicht mir gebührt Ihre Entschuldigung. Und wenn das die wichtige Sache war, die Sie mir mitteilen wollten …«
    »Nein, eigentlich nicht. Obwohl ich Ihr gutes Urteilsvermögen zu schätzen weiß, Mrs. Emerson.« Seine Lordschaft lächelte das Hausmädchen, das gerade ein Sandwichtablett abgestellt hatte, freundlich an. Sie errötete verschämt; sie war noch sehr jung und recht hübsch, und da ich sie zum ersten Mal bemerkte, nahm ich an, daß sie aufgrund des von Mrs. Watsons erwähnten Ausscheidens mehrerer Mädchen befördert worden war.
    Die Zeit schritt voran; Emerson würde bald heimkehren, und obwohl ich die Unterhaltung mit Seiner Lordschaft über die Maßen interessant fand, sah ich mich gezwungen, ihn zur Eile zu gemahnen. »Dann –«, warf ich ein.
    »Selbstverständlich habe ich Sie wegen der merkwürdigen Vorfalle im Museum aufgesucht. Stimmt es, daß Sie und der Professor an der Aufklärung des Falles arbeiten? Ich würde es nicht wagen, eine solche Frage zu stellen, aber als Förderer des Museums und als Freund von Mr. Budge –«
    »Sie müssen mir Ihr Interesse nicht erklären. Aber es wäre Übertreibung zu behaupten, daß wir irgend etwas aufklären. Wie alle anderen sind auch wir neugierig. Die Sache ist überaus merkwürdig. Allerdings sind die Zuständigen nicht formell an uns herangetreten.«
    »Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß das schon bald der Fall sein wird.«
    »Tatsächlich?«
    »Mr. Budge ist … nun, um ehrlich zu sein, er ist besorgt. Die Vorstellung von einem Rachefeldzug oder

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