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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Soldaten der englischen Königin scharen sich wie Heuschrecken am großen Fluß. Eines Tages werden sie dieses Tal finden, und dann werden wir wie Mäuse in den Krallen der heiligen Katzen Bastets zappeln. Nur ich kann mein Volk darauf vorbereiten. Nur ich kann die rekkit von ihrem Joch befreien. Deshalb, und auch weil ich Nefret von ihm fernhalte, haßt mein Bruder mich. Er will den Thron, und er wird alles tun, um ihn zu bekommen. Falls es ihm möglich ist, wird er Euch töten, denn Ihr habt Euch freundlich gegen mein Volk gezeigt und seine Befehle mißachtet. Seid auf der Hut! Bleibt im Haus! Der Pfeil eines Mörders kann Euch aus großer Entfernung treffen! Vertraut nur Mentarit. Selbst die Männer, die meine Farben tragen, könnten Spitzel meines Bruders sein.«
    Er ließ uns keine Zeit, ihm weitere Fragen zu stellen, sondern eilte vorwärts. Nachdem wir uns durch das Loch im Abhang gedrängt hatten, beschleunigte er sein Tempo. Der Mond war untergegangen. Das Lüftchen, das unsere schweißnassen Gesichter kühlte, hatte den frischen Duft des Morgens.
    Als Tarek stehenblieb, waren wir noch einige Meter von unserem Haus entfernt, aber inzwischen war es so hell geworden, daß ich die Umrisse des Gebäudes erkennen konnte. »Ich habe zuviel geredet, es ist spät«, flüsterte er eindringlich. »Findet Ihr von hier aus zurück? Ihr müßt in Euren Zimmern sein, ehe sich die Sonne über den Berg erhebt, und das gleiche gilt auch für mich.«
    »Ja«, antwortete ich. »Aber was ist mit Amenit? Sie ist …«
    »Eine Spionin meines Bruders«, entgegnete Tarek. »Aber der Wein, den sie heute nacht mit ihrem Geliebten getrunken hat, war mit einem Betäubungsmittel versetzt. Verratet ihm nichts! Er glaubt die Lügen, die sie ihm erzählt, und er … Es ist keine Zeit mehr! Beeilt Euch!«
    Er ging uns mit gutem Beispiel voran und verschwand wie ein Schatten in der Dunkelheit. Seine Schritte verursachten nicht mehr Geräusch als das Rascheln des trockenen Grases im Wind.
    Wir waren nicht so geschickt. Mir kam es vor, als veranstalteten wir einen Lärm wie eine ganze Armee, während wir den Pfad entlangeilten. Allerdings erschien mir Geschwindigkeit wichtiger als Ruhe. Der Gestank des verfaulenden Mülls wies uns den Weg zur Pforte, die wir offen vorfanden. Und als wir über den Hof liefen, tat sich wie durch Zauberhand eine Gasse für uns auf, denn die Schlafenden drehten sich ganz zufällig in die richtige Richtung und machten uns Platz. Emersons Männer standen auf ihrem Posten, doch als wir den Gang zu unserem Empfangssalon entlangrannten, hörte ich in der Ferne marschierende Schritte.
    »Das war knapp«, murmelte Emerson und wischte sich die Stirn ab. »Schnell, Ramses.«
    Ramses gab keinen Mucks von sich und blieb auch nicht stehen, als Emerson ihm den Rock vom Leibe riß und mir zuwarf. »Was hast du mit den anderen Kleidern gemacht?« zischte er, während er hastig sein staubiges, zerknittertes Gewand auszog.
    »Sie sind unterm Bett. Aber ich glaube nicht, daß es klug wäre …«
    »Ganz richtig. So …« Er packte einen Zipfel meines Kleides und zerrte ruckartig daran, daß ich mich drehte wie ein Kreisel, während es sich abwickelte. Emerson raffte die Sachen zusammen, warf sie in einen der Körbe, stieß mich ins Bett und ließ sich neben mich plumpsen.
    »Uff«, atmetete er erleichtert auf.
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Liebling. Was für eine erstaunliche neue Entwicklung! Gib zu, Emerson, du warst ebenso überrascht wie ich.«
    »Wie vom Donner gerührt, meine liebe Peabody. Mrs. Forth muß bereits in anderen Umständen gewesen sein, als ich sie kennenlernte, aber natürlich wäre ich nie auf diesen Gedanken gekommen. Hoffentlich tappte auch ihr Gatte im Dunkeln. Welcher Ehrenmann würde eine Frau in einem solchen Zustand auf eine derartige Reise mitnehmen?«
    »Allerdings hätte sie selbst daran denken müssen«, meinte ich. »Warum, um Himmels willen, hat sie es ihm verschwiegen?«
    »Hättest du es mir denn erzählt, Peabody?« Da Emerson inzwischen wieder zu Atem gekommen war, drückte er mich jetzt so fest, daß mir die Luft wegblieb.
    »Nun … ich hoffe, ich wäre vernünftig gewesen. Aber sie war noch sehr jung und wahrscheinlich schrecklich verliebt. Die Arme. Für ihre irregeleitete Treue hat sie einen hohen Preis bezahlt. Aber wenigstens mußte sie nicht mehr miterleben, daß ihrem Kind Gefahr droht.«
    »Wir werden das Mädchen wohlbehalten von hier fortbringen, Peabody.«
    »Natürlich. Wir …

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