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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schleifspuren gefunden. Anscheinend hatte der Täter den Ermordeten mittels eines Karrens oder Wagens abtransportiert, dessen Räder Emerson und ich gehört hatten. Allerdings mußte ich zugeben, daß meine These ohne corpus delicti auf tönernen Füßen stand.
    Emerson unterstützte mich keineswegs mit dem Engagement, das ich mit vollem Fug und Recht erwartet hätte. Besonders verärgerte ihn meine Bemerkung, der Vorfall könne mit der Familie Forth in Zusammenhang stehen. Doch ich bin sicher, daß meine werten Leser diese Auffassung teilen, wie es die Vernunft gebietet. Zwei seltsame Ereignisse an ein und demselben Abend müssen einfach etwas miteinander zu tun haben. Trotzdem aber wies alles auf das Gegenteil hin. Meine Erkundigungen, auf denen ich bestand, erbrachten, daß sich sowohl Lord Blacktower als auch sein Enkel bester Gesundheit erfreuten und den Grund meiner Besorgnis nicht verstanden.
    Der Lord teilte mir außerdem erfreut mit, daß sich niemand bei ihm gemeldet und Geld für eine Auskunft oder für die Ausrüstung einer Rettungsexpedition gefordert habe. Offenbar hielt er das für den Beweis, daß Emerson die Botschaft falsch gedeutet hatte. Mir allerdings kam die Sache dadurch nur noch rätselhafter vor. Gewiß, falls jemand einen Betrug im Schilde führte, wäre mit weiteren Botschaften zu rechnen gewesen. Doch das gleiche traf auch zu, wenn der Hilferuf echt war. Wie war der Brief von einem unbekannten Ort nach London gelangt?
    Und warum hatte der Überbringer nicht beim Empfänger vorgesprochen? Und in welchem Zusammenhang stand – wenn überhaupt – die abscheuliche Blutlache auf dem Weg mit dieser Angelegenheit?
    Die schriftlichen Belege der Papyrusfetzen und die Seite aus Emersons Notizbuch stifteten bei näherer Betrachtung nur weitere Verwirrung. Der Papyrus war alt, unter der neuen Schrift waren Spuren eines früheren Texts zu erkennen. Dieses Phänomen kam bei antiken ägyptischen Schriftstücken häufig vor, denn da Papyrus teuer war, wurde der ursprüngliche Text zum Zweck der Wiederverwendung häufig gelöscht. Für einen Ägyptenreisenden war es (wie ich leider sagen muß) nicht weiter schwer, sich Stücke von altem Papyrus zu beschaffen. Und die Seite aus Emersons Notizbuch konnte genausogut einem oder mehreren Unbekannten in die Hände geraten sein. Emerson gab zu, daß er sich an den Verbleib der Seite nicht mehr erinnerte. Vielleicht habe Forth sie in die Tasche gesteckt, möglicherweise hatte er sie auch auf dem Tisch im Café liegengelassen.
    Wie es schien, war ich mit meinem Fall in einer Sackgasse gelandet. Und da nicht einmal mir einfiel, was man jetzt noch unternehmen könnte, beschloß ich widerwillig, die Sache ruhen zu lassen; besonders deshalb, da weitere Schwierigkeiten Emersons Geduld auf eine harte Probe stellten.
    Emerson lebt in dem Glauben, er sei Herr seines Schicksals und Herrscher seiner gesamten Umgebung. Das männliche Geschlecht ist anfällig für diese Selbsttäuschung, die Grund für die rasende Wut ist, mit der es auf die kleinste Widrigkeit reagiert. Frauen haben sich aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Mann an das unvernünftige Verhalten des Menschen gewöhnt, der ihr Leben bestimmt. Deshalb überraschte es mich auch nicht weiter, als Emersons Zuversicht den ersten Dämpfer erhielt: Anstatt weiter auf Khartum vorzurücken, bezogen die ägyptischen Expeditionstruppen ihr Winterquartier in Merawi (nicht zu verwechseln mit Meroë, das einige hundert Meilen weiter südlich liegt).
    Eine Frau hätte sich nun ins Unvermeidliche gefügt, nicht aber Emerson. Er verschwendete eine Menge Zeit, indem er Pläne schmiedete, wie sich dieses Hindernis wohl umgehen ließe. Auch weigerte er sich, auf die völlig einleuchtenden Einwände einzugehen, es sei sinnlos, in einer Gegend zu arbeiten, wo sowohl Lebensmittel als auch erfahrene Arbeiter Mangelware waren.
    »Wenn wir Nahrung für die Arbeiter auftreiben könnten, würden sie uns die Bude einrennen«, grollte er, wobei er heftig an seiner Pfeife sog. »Das Gerede über die angeborene Faulheit der Sudanesen beruht nur auf europäischen Vorurteilen. Allerdings sehe ich auch keine Möglichkeit, wie wir es schaffen sollen. Sämtliche Verkehrswege südlich von Wadi Haifa stehen unter dem Kommando des Militärs, und wir können schließlich schlecht einen Eisenbahnwaggon beschlagnahmen und ihn mit Lebensmitteln vollpacken …« Er hielt inne, und seine Augen leuchteten, als er diesen Einfall überdachte.
    »Nicht ohne

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