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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihre Haut hatte eine etwas dunklere Tönung als die von Amenit. Sie waren entweder stumm oder taten zumindest so, denn sie verständigten sich untereinander und mit Amenit durch Gesten. Als meine Kräfte zurückkehrten, nahm ich zunehmend Anstoß an der mangelnden Privatsphäre, denn ich war sicher, daß dies der Grund war, warum Emerson weder nachts noch bei Tage seinen rechtmäßigen Platz an meiner Seite einnahm. In diesen Dingen war er recht schüchtern.
    Unsere Zimmerflucht wurde von einem hübschen, kleinen Garten umgeben, in dessen Mitte sich ein Wasserbecken befand. Die Räumlichkeiten bestanden aus einigen Schlafkammern, einem Empfangssalon mit kunstvoll geschnitzten Lotussäulen und einem Badezimmer mit einer Steinplatte, auf der der Badende stand, während Diener ihn mit Wasser übergossen. Die Möblierung war schlicht, aber elegant – Betten mit Auflagen aus geflochtenem Leder, Truhen und wunderschöne Körbe, um Bettwäsche und Kleidung darin aufzubewahren, einige Stühle und ein paar kleine Tische. Nur unsere Zimmer waren eingerichtet, das restliche Haus mit seinen unzähligen Räumen, Gängen und leeren Höfen schien unbewohnt. Ein Teil des Gebäudes war aus den Klippen gehauen, an die es sich offenbar schmiegte. Die hinteren Zimmer waren anscheinend als Lagerräume gedacht, denn sie waren klein und fensterlos und sahen im Licht der Laternen, die wir trugen, sehr unheimlich aus, als wir sie erkundeten.
    In vielen der großen Gemächer waren die Wände im altägyptischen Stil hübsch bemalt und zeigten längst vergangene Schlachten und längst verstorbene Würdenträger beiderlei Geschlechts. Die Inschriften neben diesen Gemälden waren in der Hieroglyphenschrift abgefaßt, die wir von meroitischen Fundstücken her kannten. Ramses verkündete sofort, er wolle sie kopieren – »um sie Onkel Walter mitzubringen«. Ich ermutigte ihn dazu; so war er wenigstens beschäftigt und konnte keine Dummheiten anstellen.
    Die einzigen Fenster waren Lichtgaden hoch unter der Decke. Zwischen den Zimmern gab es keine Türen; Vorhänge und Matten schufen ein Minimum an Privatsphäre.
    Ein besonders schwerer Vorhang bedeckte die eine Seite unseres Empfangssalons. Emerson hatte mich bei unserem Erkundungsgang unmerklich in die andere Richtung geschoben (denn er wich nicht von meiner Seite), doch eines Tages, nachdem wir das übrige Haus gründlich untersucht hatten, sträubte ich mich gegen seinen Versuch, mich in den Garten zu führen.
    »Ich will nicht in den Garten. Ich will durch diese Tür – denn wie ich annehme, befindet sich eine jenseits des Vorhangs. Lauern dahinter eine Schlangengrube oder eine Horde hungriger Löwen, daß du mich so unbedingt daran hindern willst?«
    Emerson grinste. »Schön, daß du wieder so schroff klingst wie früher. Nun gut, geh schon, wenn du so versessen darauf bist. Dir wird zwar nicht gefallen, was du vorfindest, aber ich glaube, nun bist du stark genug, um es zu verkraften.«
    Höflich teilte er den Vorhang für mich, und ich trat in einen Korridor, dessen Wände mit Schlachtenszenen bemalt waren. Ich ging, gefolgt von Emerson, den Flur entlang, der scheinbar auf eine nackte Wand zuführte. Hinter einer Öffnung zur Linken lag jedoch ein weiterer Gang, und nach einigen weiteren Biegungen erreichten wir ein Vorzimmer. Durch einige schmale Fenster unter der von Balken gestützten Decke drang Licht herein. Ich stand vor einer Gruppe Männer, die sich in Reih und Glied aufgebaut hatten. Sie mußten das Schlurfen meiner Sandalen gehört haben, denn ich war mir sicher, daß sie nicht den ganzen Tag in dieser unbequemen Haltung verbrachten.
    Sie waren alle recht ansehnlich, noch ziemlich jung und mindestens einen Meter achtzig groß. Zu ihrem kurzen Rock trugen sie einen breiten Ledergürtel, in dem ein Dolch steckte, lang genug, daß man ihn fast als Kurzschwert bezeichnen konnte. Ergänzt wurde diese Ausrüstung durch einen Schild, dessen oberes Ende die Form eines gotischen Spitzbogens hatte. Einige von ihnen waren außerdem mit riesigen eisernen Speeren und einer Art Helm ausgestattet, der aus Leder bestand und eng am Kopf anlag, während andere ihrer Kameraden mit Bogen und Köchern bewaffnet waren, in denen Pfeile steckten; ihre Köpfe waren kahl, abgesehen von einer geflochtenen, mit einer roten Feder verzierten Strähne am Hinterkopf. Als ich die Soldaten näher betrachtete, stellte ich fest, daß manche der Schilde – obgleich identisch in der Form – mit braunem Leder

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