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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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steinigen Untergrund, und Feldbetten verhießen eine angenehme Nachtruhe. Sogar das Holz und den getrockneten Kameldung für das Feuer hatten wir mitbringen müssen, denn hier konnte man nicht einmal ein Zweiglein finden. In der Dämmerung brannten schon hell einige Feuer, und neben den Zelten waren Laternen aufgehängt. Vor jedem Zelt standen Wasserkrüge, Schüsseln und Handtücher.
    »Kein Wunder, daß Sie so viele Esel gebraucht haben«, sagte ich zu Cyrus, als wir – ich mit bewundernden Blicken und er mit verhaltenem Stolz – die Szenerie betrachteten. »Haben Sie sie nach dem Abladen zurückgeschickt?«
    »Ich dachte mir, das wäre wohl das beste. In diesem steinigen Gelände kommt ein Mensch genauso schnell voran wie ein Esel.« Er zögerte einen Moment und meinte dann: »Hoffentlich bekommt Emerson keinen Tobsuchtsanfall, wenn er herausfindet, daß ich einigen meiner Männer befohlen habe, zu bleiben. Sie verstehen zwar nicht viel von Ausgrabungen, haben dafür aber scharfe Augen und eine gehörige Portion Mißtrauen.«
    »Soll er doch toben, wenn er will. Ich bin einverstanden, und ich glaube, ich kann Emerson immer noch dazu zwingen – ich meine, überreden –, sich ins Unvermeidliche zu fügen. Wie haben Sie die Schiffsmannschaft dazu gebracht, hier Wache zu stehen?«
    »Geld ist das beste Argument, meine Liebe. Reden wir nicht mehr darüber. Sehen Sie sich Ihr Quartier an und schauen Sie nach, ob ich irgend etwas vergessen habe.«
    Der einzige wunde Punkt, den ich finden konnte, war ein Überfluß unnötiger Luxusgegenstände wie weiche Kissen und ein hübsches Teeservice aus Porzellan. »So geht das nicht, Cyrus«, sagte ich lächelnd. »Emerson wird höhnen und spotten, wenn er diese gerüschten Kissen sieht.«
    »Soll er doch«, lautete die gekränkte Antwort.
    »Außerdem«, fuhr ich fort, »ist hier kein Platz für ein zweites Feldbett. Bertha wird das Zelt mit mir teilen müssen, Cyrus. Nein« – denn er wollte schon widersprechen – , »es gibt, wie ich fürchte, keine andere Möglichkeit. Nicht, daß ich den einwandfreien Charakter des jungen Herren in Zweifel ziehen möchte, aber ich kann nicht zulassen, daß auch nur ein Hauch eines Skandals auf einer Expedition liegt, an der ich teilnehme. Derartiger Klatsch, sei er nun wahr oder erlogen, würde dem Vorwärtskommen des weiblichen Geschlechts in diesem Beruf hinderlich sein. Und dieses Vorwärtskommen liegt mir, wie Sie wissen, sehr am Herzen. Zudem …«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, seufzte Cyrus. »Wenn Sie es so wollen, Amelia, wird es geschehen.«
    Cyrus’ Koch gehörte zu denen, die sich bereit erklärt hatten, bei uns zu bleiben. Wie ich annahm, hatte Cyrus ihn mit einer größeren Geldsumme bestochen, denn gute Köche finden leicht Arbeit und haben es nicht nötig, sich unter solchen Bedingungen abzuplagen.
    Ich schenkte gerade am Feuer den Tee ein, als Charlie ins Lager gewankt kam. Der arme junge Amerikaner bot einen mitleiderregenden Anblick. Sein Hemd war so naß, als wäre er unter einem Wasserfall gestanden, und sein Haar tropfte.
    »Wie sind Sie vorangekommen?« fragte ich. »Sie haben doch am Plan des Grabes gearbeitet.«
    »Unter anderem«, antwortete Charlie; seine Stimme klang heiser vor Erschöpfung und Staub. »Ich glaube, inzwischen kenne ich jeden möglichen Bereich des Archäologenhandwerks aus persönlicher Erfahrung. Wenn der Professor …«
    Er wurde vom Professor selbst unterbrochen, der gerade von einer Besichtigung des Lagers zurückkehrte. Er stürmte auf uns zu, wobei er einen undefinierbaren Gegenstand wie einen Knüppel schwenkte. Da es so dunkel war, konnte ich diesen Gegenstand erst erkennen, als Emerson nah genug ans Feuer gekommen war.
    »Was zum Teufel soll das, Vandergelt?« wollte er wissen und schwenkte die Flinte – denn um eine solche handelte es sich – vor Cyrus’ Nase.
    »Um Himmels willen, Emerson, halten Sie sie in eine andere Richtung!« rief ich erschrocken aus.
    »Sie ist nicht geladen«, entgegnete Emerson und folgte meiner Aufforderung. »Aber es ist auch Munition vorhanden. Außerdem ein weiteres halbes Dutzend Flinten.
    Was zum Teufel …«
    »Wenn Sie mich zu Wort kommen lassen, erkläre ich Ihnen alles«, meinte Cyrus kühl. »Wenn Sie sich nicht bewaffnen wollen, ist das Ihre Sache. Aber lieber will ich verdammt sein, als auf eine solch naheliegende Möglichkeit der Selbstverteidigung zu verzichten. Dies hier sind Mauser-Gewehre vom Kaliber 7.92 mit einem fünfschüssigen

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