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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Magazin. Ein guter Schütze, wie ich es bin, kann damit einem Mann auf zweihundert Meter Entfernung den Kopf wegpusten. Und wenn ich einen Kopf bemerken sollte, dessen Besitzer mir unbekannt ist, werde ich genau das tun, mit oder ohne Ihre Erlaubnis.«
    Emersons Zähne blitzten im Feuerschein. »Sicherlich hat Ihre Ansprache großen Eindruck auf die Damen gemacht, Vandergelt. Mich hingegen läßt sie völlig kalt.
    Aber davon sind Sie wohl ohnehin ausgegangen. Hoffentlich haben Sie gute Augen, denn es wäre ein Jammer, wenn sie aus Versehen Abdullah oder mich erschießen würden.«
    Da ich hörte, wie Cyrus mit den Zähnen knirschte, schaltete ich mich rasch ein: »Hören Sie doch bitte auf zu streiten. Das Abendessen ist gleich fertig. Gehen Sie sich waschen.«
    »Ja, Mama«, höhnte Emerson. Er hat ziemlich große, weiße Zähne, die im Widerschein des Feuers recht furchterregend wirkten.
    Bertha huschte lautlos davon, um dem Koch zu helfen.
    Als sich die Runde wieder versammelte, hatte sich die Stimmung – womit ich hauptsächlich Emersons Stimmung meine – ein wenig gebessert, und das ausgezeichnete Essen hob die allgemeine Laune. In einigermaßen freundlichem Ton verglichen wir die Aufzeichnungen, die wir uns über die Arbeit dieses Tages gemacht hatten, und erörterten die Pläne für den morgigen. Die einzige Mißstimmung wurde von – wem sonst? – Emerson ausgelöst, der mich fragte, warum ich am Feuer herumsäße, anstatt meine Zeichnungen zu ordnen.
    »Unter diesen Umständen ist das schwer möglich«, erwiderte ich in vollkommener Ruhe. »Das Licht ist unzureichend, und es gibt keine glatte Oberfläche, die groß genug wäre, um die Papiere auszubreiten …«
    »Pah«, brummte Emerson.
    Bald wurde unsere Unterhaltung von Gähnen und langen Pausen unterbrochen, und ich verkündete, es sei Zeit, sich zurückzuziehen. Schließlich hätten die meisten von uns einen langen und anstrengenden Tag hinter sich.
    Bertha war nicht sehr erfreut darüber, das Zelt mit mir teilen zu müssen. Sie sagte zwar nichts – sie war ein sehr schweigsamer Mensch –, aber sie besaß die Fähigkeit, ihre Gefühle auch ohne Worte auszudrücken. Nachdem sie nur ihr Übergewand ausgezogen und den Schleier abgelegt hatte, rollte sie sich in eine Decke ein, und nach wenigen Minuten verriet mir ihr regelmäßiger Atem, daß sie eingeschlafen war. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihr einige Fragen zu stellen, doch ich war ebenfalls außergewöhnlich müde. Die Augen fielen mir zu.
    Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, bis mir klar wurde, daß meine Schläfrigkeit keine natürlichen Ursachen hatte. Gegen Betäubungsmittel und Hypnose bin ich besonders widerstandsfähig, was, wie ich glaube, nicht auf körperliche Gründe, sondern auf etwas in meinem Charakter zurückzuführen ist. Unendlich lange lag ich in einem Halbdämmer, nickte immer wieder ein, erwachte und hörte, wie die leisen Stimmen der Hilfskräfte und das Klappern der Kochtöpfe allmählich abnahmen. Es muß lange nach Mitternacht gewesen sein, als sich meine wache innere Stimme endlich Gehör verschaffte. »Das ist kein natürlicher Schlaf!« rief sie. »Steh auf und handle!«
    Das war leichter gesagt (und gedacht) als getan. Meine Glieder fühlten sich so schlaff an wie knochenlose Fangarme. Aber das Heilmittel war ganz nah. Ich hatte schon früher in ähnlicher Situation dazu gegriffen, und dank der Umräumungsarbeiten im Zelt, die nötig gewesen waren, um Berthas Feldbett unterzubringen, befand sich meine Ausrüstung dicht neben mir. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken.
    Meine Finger waren so unbeholfen wie die Pfoten eines Tiers, aber schließlich gelang es mir, den Verbandskasten zu öffnen und mein Riechsalz herauszuholen. Ein kräftiger Atemzug machte mir nicht nur den Kopf frei, sondern löste in mir das heftige Gefühl aus, meine Schädeldecke sei im Begriff, sich zu lüften. Ich setzte mich auf und stellte die Füße auf den Boden. Vor dem Schlafengehen hatte ich Stiefel, Jacke und meinen Werkzeuggürtel abgelegt. Doch ehe ich mich aufmachte, um nach dem Rechten zu sehen, mußte ich wenigstens die Stiefel anziehen. Nicht nur deshalb, weil der Boden steinig und auf bestrumpften Füßen nur unter Schmerzen zu überwinden war, sondern auch, um Skorpionen und anderem Stechgetier nicht zum Opfer zu fallen.
    Ich tastete immer noch nach meinen Stiefeln – denn es erschien mir nicht weise, eine Lampe anzuzünden –, als ich draußen das leise Knirschen von

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