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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kieseln hörte. Mir wurde klar, daß ein ähnliches Geräusch wahrscheinlich meine innere Stimme geweckt hatte. Vielleicht war es ein Tier oder ein Mensch, der nichts Böses im Schilde führte. Aber das glaubte ich nicht. Ich sprang auf und fiel sogleich zu Boden – oder, um genau zu sein, auf Berthas Feldbett. Der plötzliche Aufprall war zuviel für das schwache Gestell. Es stürzte, mit Bertha darauf, zusammen.
    Obwohl ich es nicht so geplant hatte, rief dieser Vorfall die gewünschte Wirkung hervor – nämlich das ganze Lager aus dem Schlaf zu reißen. Auf meinen erschrockenen Ausruf folgte ein Schrei. Steine klapperten und knirschten unter eilenden Füßen. Ein Schuß knallte.
    Es gelang mir, mich aus den verwickelten Decken und den Überresten des zerbrochenen Feldbettes zu befreien. Bertha hatte sich nicht gerührt. Wenn ich noch Zweifel gehabt hätte, daß sie unter dem Einfluß eines Betäubungsmittels stand, wären sie in diesem Augenblick verflogen gewesen: Der Zusammensturz des Bettes und der Aufprall meines Körpers hätten jeden natürlich schlummernden Menschen aus dem Schlaf gerissen. Zuerst suchte ich nach meinem Sonnenschirm: da ich feststellte, daß meine Knie noch zu wackelig waren, um mir eine aufrechte Haltung zu gestatten, kroch ich zum Zelteingang. Als ich die Klappe hob, vermeinte ich zuerst, ein gewaltiges Glühwürmchen zu erkennen, das sich benommen torkelnd aus dem Staub zu machen suchte. Mit einiger Mühe gelang es mir, klar zu sehen. Das Licht kam von einer Laterne, die Emerson in der Hand hielt. »Hölle und Verdammnis!« fluchte er bei meinem Anblick, aber dann schwieg er, denn ihm gaben die Knie nach und er setzte sich plötzlich auf den Boden – wahrscheinlich auf einen spitzen Stein, wie dem ebenso derben Ausruf, der darauf folgte, zu entnehmen war.
    *
    »Es ist wirklich interessant«, bemerkte ich einige Zeit später, »die Wirkung zu beobachten, die ein und dasselbe Betäubungsmittel auf verschiedene Leute hat.«
    »Brr«, meinte Emerson. Zu meinem Ärger hatte er mein Riechsalz abgelehnt und trank nun tassenweise starken Kaffee.
    »Sie sind«, fuhr ich fort, »wahrscheinlich infolge ihrer – äh – jüngsten Erlebnisse einigermaßen immun. Cyrus hat weniger gespürt als René und Charles …«
    »Ohhhh«, stöhnte Cyrus.
    »Und Bertha ist am schwersten betroffen.«
    »Wird sie wieder gesund?« René sah bleich aus und warf mir aus müden Augen einen ängstlichen Blick zu. »Ja, sicher. Sie wird die ganze Nacht durchschlafen, was man von uns übrigen nicht behaupten kann. Die Wachen«, fuhr ich fort, »haben offenbar nicht viel abbekommen. Selbstverständlich wissen wir nicht, in welcher Form uns das Laudanum verabreicht wurde, und deshalb können wir auch nicht mit Gewißheit sagen, wieviel jeder von uns zu sich genommen hat.«
    »Es war im Essen«, murmelte Emerson.
    »Oder in den Getränken. Aber in welchem Gericht? Niemand ist verschont geblieben, auch nicht die Ägypter. Sogar der Wachmann gibt zu, er sei eingenickt gewesen, als ich aufschrie. Also stellt sich uns, wie Sie einräumen müssen, eine wichtige Frage. Wir müssen herausfinden, wer Gelegenheit hatte, Opium in unser Essen zu geben. In unserer Mitte befindet sich ein Verräter, meine Herren.«
    Emerson warf mir über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg einen strengen Blick zu. »Abgesehen von Ihrer melodramatischen Ausdrucksweise, Peabody, haben Sie anscheinend recht. Der Koch kommt am ehesten als Verdächtiger in Frage.«
    »Zu offensichtlich«, widersprach ich. »Sie wissen ja, wie er kocht – die Töpfe brodeln stundenlang draußen im Freien über dem Feuer. Ständig kommen Leute vorbei – und bleiben stehen, um ein Schwätzchen zu halten. Wir müssen die Diener befragen …«
    »Unsinn«, grollte Emerson. »Wir können nicht ermitteln, wer dafür verantwortlich ist. Das Zeug kann genausogut noch vor unserem Aufbruch aus dem Dorf in die Wasserkrüge geschüttet worden sein. Jeder kann es getan haben.« Seine blitzblau funkelnden Augen blickten jeden der Anwesenden an.
    »Jeder«, wiederholte er langsam und betont.
    Charles machte sofort ein so schuldbewußtes Gesicht, daß mein alter Freund Inspektor Cuff ihn auf der Stelle festgenommen hätte. Für mich allerdings wies das eher auf seine Unschuld hin.
    Doch nachdem wir schließlich auseinandergegangen waren, fragte ich mich, was ich wirklich über die beiden jungen Archäologen wußte. René arbeitete schon seit einigen Jahren für Cyrus, doch selbst ein

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