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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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alter Bekannter konnte einen Menschen in diesem Fall nicht von jeglichem Verdacht freisprechen. Die Verlockung, einen Schatz zu entdecken, ist häufig stark genug, um einen schwachen Charakter in Versuchung zu führen. Abgesehen von unseren Männern aus Aziyeh gab es nur drei Personen, denen man ganz sicher vertrauen konnte: Emerson, Cyrus und mich selbst. Was Bertha betraf … ihr Betäubungsschlaf war ganz sicher echt. Ich hatte sie einer Reihe von Tests unterzogen, deren Ergebnis keinen Zweifel in mir offenließ. Doch nur ein äußerst dummer Verschwörer hätte sich selbst ausgespart. Und ich hielt Bertha nicht für so dumm.
    *
    Im hellen Morgenlicht konnten wir feststellen, daß nur die Umgebung meines Zeltes Spuren unwillkommener Besucher aufwies. Die Reste von Abdrücken bloßer Füße waren an zwei Stellen zu sehen, auf die keiner unserer Männer getreten war.
    Als wir uns ins Königswadi aufmachten, führte Cyrus eine Flinte mit sich. Bei ihrem Anblick zog Emerson die Augenbrauen hoch, aber er erhob selbst dann keinen Einspruch, als Cyrus kühl sagte: »Erschrecken Sie nicht, wenn Sie jemanden oben auf dem Plateau sehen. Ich habe ein paar meiner Jungs hinaufgeschickt, damit sie Ausschau halten.«
    Wie Cyrus hatte auch ich beschlossen, einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Trotz Emersons heftigem Widerspruch (auf den ich natürlich nicht achtete), da meine Maßnahme ihn eine Arbeitskraft kostete, hatte ich Selim, Abdullahs jüngsten Sohn, am gegenüberliegenden Ende des Wadis Stellung beziehen lassen. Selim war Ramses’ bester Freund, ein hübscher Junge von kaum sechzehn Jahren. Ich hatte gezögert, ihm diese Aufgabe anzuvertrauen, da ich die Neigung der Jugend zum Leichtsinn kenne. Ich hatte mich erst dazu bereit erklärt, als Abdullah mir versicherte, sowohl er als auch Selim würden sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen, wenn ich dieses Angebot ablehnte. Also ermahnte ich den Jungen so nachdrücklich wie möglich und sagte ihm, seine Rolle sei die eines Beobachters. Es wäre ein Zeichen des Versagens, wenn er einen Angriff unternähme. »Versteck’ dich«, wies ich ihn an. »Falls du etwas Verdächtiges siehst, feure einen Warnschuß ab, aber schieß auf niemanden! Wenn du nicht beim Propheten schwörst, meine Befehle zu befolgen, Selim, werde ich einen anderen schicken.«
    Selim schwor, die großen, braunen Augen mit den langen Wimpern weit aufgerissen. Mir gefiel es gar nicht, wie genußvoll er mit der Flinte hantierte, aber Abdullah platzte fast vor väterlichem Stolz, was mir keine große Wahl ließ. Ich hoffte nur, daß Mohammed und kein Reporter von der London Times sein Ziel wäre, falls er auf jemanden schießen sollte.
    Nicht einmal Kevin O’Connell, den ich selbstverständlich immer noch erwartete, hätte ich das gegönnt. Ich war überrascht, daß er uns bis jetzt noch nicht aufgespürt hatte.
    Als wir an diesem Abend, erschöpft von den Strapazen in der Hitze und trockenen Luft der Grabkammer, zum Lager zurückkehrten, fand ich Selim wartend vor. Ich hatte ihn angewiesen, mir bei Sonnenuntergang Bericht zu erstatten. Nicht einmal um Emerson zu beschützen, hätte ich einem so leicht zu erregenden Knaben gestattet, seine gefährliche Aufgabe nach Einbruch der Dunkelheit zu versehen, wenn – wie alle Ägypter wissen – Dämonen und Geister aus ihren Verstecken kommen. Selims Gesicht leuchtete vor Ehrfurcht, und er konnte es kaum erwarten, mir die Neuigkeiten mitzuteilen.
    »Er ist gekommen, Sitt, wie du vorausgesagt hast – der Mann, auf den deine Beschreibung paßt. Du bist wirklich eine große Zauberin! Er sagte, er habe dir nichts von seiner Ankunft gesagt, aber du würdest dich freuen, ihn zu sehen. Er sagte, er sei ein Freund. Er sagte …«
    »Er hat versucht, dich zu überreden – oder zu bestechen? –, damit du ihn durchläßt«, meinte ich und bestätigte dadurch in den Augen dieses unschuldigen jungen Menschen meinen Ruf, übernatürliche Kräfte zu besitzen. »Hat er eine Nachricht hinterlassen, wie ich – wie meine Zauberkräfte vorausgesagt haben?«
    »Die Sitt sieht und weiß alles«, sagte Selim ehrfürchtig. »Danke, Selim«, erwiderte ich und nahm das gefaltete Papier, das er mir reichte. »Nun ruh’ dich aus. Du hast heute die Arbeit eines Mannes geleistet.«
    Bertha war am Morgen bei bester Gesundheit aufgewacht, obwohl sie sich den restlichen Tag über benommen und müde fühlte. Bei unserer Rückkehr hatte sie sich sofort ins Zelt zurückgezogen, doch als ich

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